Auswahl des Theatertreffen-Stückemarkts 2014 mit neuer Ausrichtung
"Eher Theatermacher als Dramatiker"
21. März 2014. Die Jury des diesjährigen Theatertreffen-Stückemarkts mit neuer Ausrichtung (wir meldeten, fragten nach und debattierten hier und hier) hat ihre Auswahl bekannt gegeben. Eingeladen sind drei Künstler, nur einer davon ist Dramatiker.
Jurorin Nummer eins, die dänische Performance-Künstlerin Signa Köstler, hat sich für die Bildende Künstlerin und Bühnen- und Kostümbildnerin Mona el Gammal (für die Zeit- und Rauminstallation "HAUS//NUMMER/NULL", ihre Szenografie-Diplomarbeit an der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe, für die sie auch schon den Kölner Theaterpreis 2013 gewann) entschieden, die u.a. an Schwarze Augen, Maria von Köstlers Gruppe SIGNA am Deutschen Schauspielhaus Hamburg mitgearbeitet hat. "Mona el Gammal arbeitet kompromisslos. Sie gestaltet Räume, die durch die Detailbesessenheit selbst im kleinsten Requisit real werden und für einen Moment an die Stelle der Wirklichkeit treten", begründet Signa Köstler ihre Wahl.
Der zweite Juror, der britische Dramatiker Simon Stephens, hat sich für seinen Landsmann, den Autor, Performer und Musiker Chris Thorpe, entschieden (für Thorpes Stück "There Has Possibly Been An Incident" in der Produktion von Regisseur Sam Pritchard am Royal Exchange Theatre Manchester). Thorpe hat unter anderem mit dem Unlimited Theatre, der Performance-Gruppe Third Angel und der portugiesischen Gruppe mala voadora sowie für das Forest Fringe, die BBC und das Belarus Free Theatre gearbeitet. "Chris Thorpe bringt mich dazu, ein besserer Autor sein zu wollen", sagt Simon Stephens. "Er ist ein Autor, der das komplizierte Chaos der menschlichen Existenz versteht. Dieses Verständnis zwingt ihn zur Ehrlichkeit. Aber es lässt ihn niemals zum Richter werden." Thorpes Texte entsprächen nicht dem traditionellen Verhältnis zwischen Stück und Inszenierung. "Er ist eher Theatermacher als Dramatiker."
Die dritte Jurorin, die britische Regisseurin Katie Mitchell, setzt den Kranz der niederländischen Künstlerin und Theatermacherin Miet Warlop auf (für "Mystery Magnet" mit CAMPO u.a.). "Ihr Gefühl für Spannung und dramatisches Timing ist vollendet und die Arbeit ist auf dunkel-ironische Weise sehr komisch", so Mitchell. "Ich habe mich wegen ihrer Beherrschung der theatralen Mittel und ihrer einzigartigen visuellen Handschrift für sie entschieden, aber auch weil ihre Produktionen ein klares Potential für das zukünftige Gesamtwerk versprechen." Warlop studierte Visual Arts an der Royal Academy of Fine Arts im belgischen Gent und entwickelte Performances, Bühnenbilder und Ausstellungen u.a. für CAMPO, das Kunstenfestivaldesarts Brüssel und Les Ballets C de la B von Alain Platel.
(Berliner Festspiele / sd)
Mehr zur Neuausrichtung des Berliner Stückemarkts:
-Theatertreffen schafft Stückemarkt in bisheriger Form ab – Meldung vom 31. Oktober 2013
-Vom Wandel des Autors und seiner Förderung – ein Kommentar von Sascha Krieger
-Die "Welt" kommentiert die Abschaffung des Stückemarkts – Presseschau vom 1. November 2013
-Warum Autoren am Theater nicht mehr gebraucht, Schreiber aber dringend benötigt werden – ein Debattenbeitrag von Ulf Schmidt
-Wunschzettel für einen neuen Hauptstadt-Stückewettbewerb – von Suhrkamp-Theaterchef Frank Kroll
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Aber ich darf nicht zu meinem Bruder in die Burg? Gemein...
Das Ganze Programm liest sich wie x-beliebiger Festival-Müll.
Als wäre daran Mangel... Mann Mann Mann Mann...
Wer hat die drei gaengster ins amt gehievt?
Kein wunder das deutschland die un-richtlinie, wie schon ghana un sudan, zur korruption nicht unterschreiben kann. Bananenrepublikenclub!
Wie werd ich Gaengster?
Weil sie trotz aller persönlichen Bemühungen, sie im Theater, und das heißt beim Probieren, ankommen zu lassen, noch immer nicht inszeniert werden, bin ich inzwischen literarisch bei der Komödie angekommen. Das ist doch ein erheblicher persönlicher Gewinn! Alle jungen Menschen, Kinder, Nachbarn und Kumpels lachen sich halb schlapp, wenn ich für sie extra eine Privatvorstellung bei Kaffee, Keksen, Wein und angebrannten Kartoffeln gebe.(Intendanten kommen da nicht, nicht einmal auf Einladung, das nehmen ihnen Nachbarn, Kinder und junge Menschen übel, weil die Kekse nämlich prima sind!) Das ist als Erfahrung eindeutig unbezahlbar und könnte durch keinen Stückemarkt in keiner noch so angesagten Stadt ersetzt werden.
Ich möchte also bitte nicht als Nachwuchs begrüßt, mit kommerzzentrierter Freundlichkeit zwecks besseren Wachstums begossen, nicht medienwirksam debutiert oder kuratiert werden und auch bittebitte umgotteswillen nicht gefördert! Weil ich schon ganz ungefördert und ganz alleine ohne vorbereitende Rundtischgespräche beobachten und denken und schreiben kann was und wie und wann immer ich will. Ich bin sogar der Überzeugung, dass mir, meinen Stücken, dem Probieren und damit das als Autoren-Arbeitshaltung dem Theater wie Schauspielern ausgesprochen gut tut bzw. täte.
Herr Oberender ist mir schlichtweg egal. Und Frau Budenhoelzer auch. Sie werden schon wichtig sein für Berlin oder die Zeitung oder sogar die demokratische Theater-Kunst und den Erhalt der Vielfalt in der Darstellenden Kunst, das will ich gar nicht bezweifeln!
Aber sie sind es nicht für mich. Denn sie können mir keine Idee für die literarische Ackerfurche der Dramatik liefern. Keine persönliche Inspiration. Keine Hilfe sein für auch nur einen einzigen Satz oder für eine Vorstellung davon, wie er mit den Mitteln der Bühne als zeitrelevant dargestellt werden könnte.
Nun her mit den Minuspunkten, liebe, verehrte Kollegen, das rührt mich Null.
Und sehen Sie es bitte den anderen Autoren nach, wenn diese von ihren Stücken auch Leben müssen, oder auch nur durch gelegentliches Aufführen Sinnbestätigung oder Anregung zum Weiterentwickeln und Weiterschreiben erfahren wollen. Das ist nämlich auch legitim. Und dann ist es auch legitim, jene Instanzen zu diskutieren, die zu genau jenem Zwecke erfunden und finanziert werden.
Meinjottwasfüreinname! – Man kann sich einen Betrieb eben nicht backen. Obwohl – wenn man z.B. diese Leitungsetagen vom Perikle- ne Periskop nimmt. Da muss man sich aus dem Sautrog heraus doch fragen, wenn man ein Theater leiten will und keine Ahnung davon hat: Watisneleitungsetage? Mit gutem Willen vermag ich mir ja vorzustellen, was jemand heute mit Leitungsetage meint und den/mselbigen kann man wirklich nur wünschen, dass die nicht wissen, was ich damit machen würde, wenn ich eine solche vorfände: Nämlich sofort abschaffen. Etage freiräumen, Arbeitsplätze der Leitung mobil im ganzen Haus unterbringen, vom eingesparten Einrichtungsgeld eine Kantine bauen undoder ordentlich vergrößern. Eine Leitung braucht einen Meeting-Raum der irgendwie mit Probebühne zusammenfließt, aber keine Etage. Sowas braucht höchstens die Verwaltung, damit sie Ruhe zum Rechnen und Organisieren hat. Wenn eine Steuerprüfung kommt oder eine Inszenierung krachen geht, solls jedenfalls nicht daran gelegen haben, dass ich der Verwaltung keinen ordentlich angemessenen Arbeitsplatz gegönnt habe. Aber die Leitung- tja – die bekäme außer dem Meeting-Room leider nur mobile Arbeitsplätze. Und zwar Stehpulte, die Leute sollen ja nicht einschlafen beim Arbeiten und man kann Stücke hervorragend im Stehen lesen. Das ist ausprobiert ohne Ende! Und dann ist das ja so praktisch geworden mit diesen winzigen kleinen Rechnern, die sogar in die niedlichen Damenhandtaschen von Dramaturginnen passten! Kein Problem, den Chefdramaturgen in den Fundus zu setzen oder die Öffentlichkeitsarbeit in den Malsaal! Kriegen doch die Leute was mit voneinander! Ich käme überall mal gucken, was so geht und die Leute müssten höllisch aufpassen, mit dem was sie mir erzählen möchten, was alles nicht geht… Auch die Leute von der Politik, die mir erzählen möchten, dass Theatergewerke geoutsorct werden müssen aus Kostengründen… Sie müssten mir dann die entsprechenden von ihnen empfohlenen Betriebe zeigen. Ziemlich genau. Und wenn die mich in der für Theater von mir vorgesehenen Qualität nicht überzeugten – hastalavistababy – ich verstehe nämlich was vom Tischlern wie Modellbauen oder auch Bauen überhaupt, kann antike Möbel restaurieren und Sessel polstern, käme relativ arbeitsaufwendig, aber doch immerhin wieder ins Malen rein; ich kann Schneidern, ein Büro erstklassig führen und Klos putzen, ich kann Edelstahlbolzen an Drehmaschinen mit elektronisch gesteuertem Support drehen seit ich 13 bin und noch ein paar völlig für Theater überflüssige Sachen mehr und ich kenne für alle diese Sachen vor allem Leute, die das alles noch viel viel viel besser können als ich und die mir da vor dem geistigen Auge als Maßstab beim Inspizieren dienen – die Argumente der Geldgeber müssten also wahnsinnig gut sein, wenn sie mich dazu bringen wollten an einer sehr bestimmten Stelle Finanzressourcen für Theater zu investieren… Dies alles könnte ich jedoch nie im Leben, wenn ich mich jemals in ihm, dem Theater, auf eine Leitungsetage zurückgezogen hätte, um Ruhe vor dem eigenen Betrieb zu haben…
Das ist auch ein Problem bei den Keksen, sehr verehrter Periskop: Die Kekse mit denen man, also Sie, mich für meine Stücke hier abspeisen möchten, müssten nämlich nicht nur von mir, sondern auch von den o.e. Nachbarn, Kindern, jungen Menschen usw. als hervorragend befundet werden, denn die sind durch meine selbstgemachten Kekse alle sehr verwöhnt. Kochen kann ich auch noch ganz leidlich. Leider. Soll ich mich jetzt umbringen, bloß weil ich auch noch Stücke schreiben kann…?