Die 120 Tage von Sodom - Johann Kresnik will an der Volksbühne mit Pier Paolo Pasolini schockieren

Uiuiui, der traut sich was

von André Mumot

Berlin, 27. Mai 2015. Man hat es ja schon bekanntgegeben. Im Voraus. Damit bloß keiner überrascht ist, wenn's bei Johann Kresniks erster Berliner Anarchosause seit seiner Villa Verdi von 2013 ordentlich zur Sache geht und man womöglich doch mal weggucken muss. "Die Vorstellung ist für Zuschauer unter 18 Jahren nicht geeignet", hat die Volksbühne wissen lassen. Also wundert man sich nicht, fragt sich höchstens nach einer Weile, ob diese Vorstellung überhaupt für Zuschauer geeignet ist und wenn ja, für welche. Für solche, die sich gern ins Fäustchen lachen und "Höhöhö, das ist jetzt aber ganz schön gewagt" sagen vielleicht. Oder für solche, die sich mit Freuden schockieren lassen und anschließend feststellen, dass sie dringend ihr vom "Konsumfaschismus" korrumpiertes Leben über den Haufen werfen und vielleicht lieber was mit Tanz machen sollten.

Pelléas und Mélisande - An der Volksbühne übt David Marton mit einem Hochkultur-Kreuzworträtsel nach Maeterlinck herzzerreißende Zivilisationskritik

Die Festung Kunst

von Esther Slevogt

Berlin, 14. Januar 2015. Die erste Szene trägt den Kern der Tragödie schon in sich. Ein Mann mit Pilzfrisur und verschossenem schwarzen Anzug tritt auf und nimmt an einem Flügel Platz. Rund um ihn herum unwirtliches Gelände: abgestorbenes Holz und blattlose Baumruinen – tote Natur, die man jedoch schnell vergisst, wenn der Mann mit der verklemmten Körpersprache Klavier zu spielen beginnt. Ein leidenschaftliches Klavierstück, Marke bürgerlicher Konzerthallenbombast, Klaviervirtuosenfutter comme il faut*. Auf keinen Fall jedoch Jean Sibelius und erst recht nicht Claude Debussy, die beide berühmte Musiken zu Maurice Maeterlincks verrätselt-symbolistischem Drama "Pelléas und Mélisande" geschrieben haben, das hier heute in der Volksbühne Premiere hat. Und während Jan Czajkowski noch versunken-genialisch in die Tasten haut, tritt eine überirdisch-verhuschte Blondine mit Mantel und Koffer auf den Plan. Sie legt ab und nimmt am Flügel Aufstellung, wie eine Sängerin, die gleich zu einer Arie anheben wird. Doch sie bleibt stumm und geht wieder ab. Denn die Musik, das ist die luzide wie komplex an diesem Abend verhandelte These des Musiktheaterregisseurs David Marton, ist eine Kulturtechnik der Privilegierten. Sie ist Macht-, ja am Ende sogar Mordinstrument. Perfektes Mittel außerdem, mit dem der sogenannte zivilisierte Mensch seine Triebe sublimiert und sich irgendwie auch die Gefühle abgewöhnt.

Curzio Malaparte
Regie: Frank Castorf
Berlin - 08. November 2014
Ein Testsiegerportal von Christoph Marthaler und Ensemble
Regie: Christoph Marthaler
Berlin - 15. Oktober 2014
René Pollesch
Regie: René Pollesch
Berlin - 10. September 2014
Berlin - 28. Mai 2014
Honoré de Balzac
Regie: Martin Wuttke
Berlin - 25. April 2014
Herbert Fritsch
Regie: Herbert Fritsch
Berlin - 22. Januar 2014
Honoré de Balzac
Regie: Frank Castorf
Berlin - 19. Dezember 2013
William Shakespeare und andere
Regie: David Marton
Berlin - 09. Oktober 2013
nach Max Eipp
Regie: Volker Lösch
Berlin - 06. September 2013
Heinz Bolten-Baeckers/Paul Lincke
Regie: Herbert Fritsch
Berlin - 19. Juni 2013
René Pollesch
Regie: René Pollesch
Berlin - 23. Mai 2013
Vegard Vinge / Ida Müller / Trond Reinholdtsen
Regie: Vegard Vinge / Ida Müller / Trond Reinholdtsen
Berlin - 05. Mai 2013
Christoph Klimke
Regie: Johann Kresnik
Berlin - 25. April 2013
Anton Tschechow
Regie: Frank Castorf
Berlin - 27. März 2013
Signa
Regie: Signa
Berlin - 09. März 2013
Berlin - 17. Januar 2013
Berlin - 08. November 2012
Berlin - 02. November 2012
Berlin - 16. September 2012
Berlin - 14. Juni 2012
Berlin - 01. Juni 2012
Berlin - 28. März 2012
Berlin - 03. März 2012
René Pollesch
Regie: René Pollesch
Berlin - 18. Januar 2012
Berlin - 02. November 2011
Berlin - 28. Oktober 2011
Berlin - 16. September 2011
Berlin - 29. Juni 2011
Berlin - 09. Juni 2011
Hanoch Lewin
Regie: Wojtek Klemm
Berlin - 19. Mai 2011
Berlin - 21. April 2011
Steven Uhly
Regie: Nicole Oder
Berlin - 16. März 2011
Berlin - 12. Januar 2011

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