Vor Sonnenuntergang - Am Berliner Schlossparktheater schenkt sich Dieter Hallervorden eine große Altersrolle
Ein Fünkchen Wahnsinn
Mitleid. Die Geschichte des Maschinengewehrs - An der Schaubühne Berlin kitzelt Milo Rau das zentraleuropäische schlechte Gewissen
Europa, du In-Kontinent!
von Sascha Ehlert
Berlin, 16. Januar 2015. Ursina Lardi hat Pippi in den Augen. Sie rafft ihr Kleid, schaut konzentriert ins Bühnenrund, und dann: ein Rinnsal. Sie erzählt aus einem Alptraum, die Pfütze zwischen ihren Beinen allerdings, die ist echt. Jene Szene, in der die als idealtypische Vertreterin der herrschenden Klasse treffsicher besetzte Schaubühnen-Darstellerin im strengen blauen Kleid davon erzählt, wie sie ihrer afrikanischen Freundin auf den Kopf uriniert und anschließend einen grausamen Tod sterben lässt, markiert den späten Wendepunkt einer Inszenierung, die bis dahin kaum überraschte. Vor allem deshalb, weil das Vorabrauschen im Blätterwald so laut gewesen war, dass man zwangsläufig wusste, worum es an diesem Abend gehen würde, bevor man überhaupt am Lehniner Platz stand.
Ungeduld des Herzens - An der Schaubühne Berlin macht Simon McBurney aus dem Roman von Stefan Zweig ein lasches Live-Hörspiel
Mitleid im Kaffeehaus
von Sophie Diesselhorst
Berlin, 22. Dezember 2015. Huch, hat Katie Mitchell die Hälfte ihrer Ausrüstung auf der Bühne vergessen? Und die Schaubühnen-Schauspieler*innen auf Autopilot gestellt? Virtuos ergänzen sie einander im Stummfilm-Spiel und der Synchronisation per Mikrophon; ja, bisweilen tritt sogar eine*r aus dem Off mit einer kleinen Kamera an die heran, die gerade im Spotlight in einer dramatischen Stefan Zweig-Szene zerfließen und zoomt auf die Gesichter, um die jeweiligen Seelen unters Mikroskop zu halten. Insgesamt ist es aber doch eher ein Live-Hörspiel als ein Mitchell'scher Live-Film, was Simon McBurney aus Zweigs "Ungeduld des Herzens" gemacht hat; ein Roman, den Zweig 1938 im Exil verfasste, dessen wesentliche Handlung aber vor dem Ersten Weltkrieg spielt.
Drei Schwestern - Leander Haußmann inszeniert Tschechow am Berliner Ensemble als großes Ausstattungstheater mit kindlichem Blick
Rauswurf aus dem Karussell
von Wolfgang Behrens
Berlin, 17. Dezember 2015. Noch vor wenigen Tagen hat Leander Haußmann seinen Regisseurskollegen Alvis Hermanis verteidigt: nicht dessen schwer verdauliche Ansichten zur Flüchtlingsthematik, aber doch den Künstler hinter diesen Ansichten. Nun betritt man den Zuschauerraum des Berliner Ensembles, blickt auf die Bühne und denkt: Aha, Hermanis! Denn wie bei Hermanis' Wiener Platonov-Inszenierung (die auch beim Berliner Theatertreffen 2012 zu besichtigen war), so sehen wir auch hier – in Haußmanns neuer "Drei Schwestern"-Produktion – einen einzigen Ausstattungstraum: Lothar Holler hat einen russischen Salon nachgebaut, wie er im Buche steht, mit hohen abblätternden Wänden, ollen Porträts, Antikplunder, Kerzenleuchtern und wunderbaren Durchblicken in die Nachbarräume. Wenn irgendwo im Berliner Ensemble unter Claus Peymann noch Reste des Brecht'schen Verfremdungseffektes überlebt haben sollten, dann sollen sie heute wohl erster Klasse beerdigt werden!
Regie: Cecilie Ullerup Schmidt, Andreas Liebmann
Regie: Malte Schlösser
Regie: Fabian Hinrichs, Schorsch Kamerun
Regie: Sebastian Nübling
Regie: Tom Kühnel, Jürgen Kuttner
Regie: Sylvain Creuzevault
Regie: Nurkan Erpulat
Regie: Paul McCarthy & Damon McCarthy
Regie: diverse
Regie: copy & waste
Regie: Constanze Behrends
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