Die Frau vom Meer - Anna Bergmann inszeniert Ibsen im Akademietheater Wien
Born to Die
von Kai Krösche
Wien, 7. September 2013. Wie eine Glasglocke schwebt das Bühnenbild, ein weißer Salon mit Fensterfront und Türen, auf die vorher kahle Bühne des Akademietheaters nieder, verdeckt die unverputzte Betonwand. Wie ein Schleier schweben immer wieder die eingängigen Akkorde von Lana del Reys "Video games" durch den Saal. Und wie Verlorene bewegen sich die Figuren aus Ibsens Stück "Die Frau vom Meer" unter der Regie von Anna Bergmann über die Bühne, als seien sie Schatten ihrer eigenen, unerfüllten Hoffnungen, als hangelten sie sich mithilfe ihrer Träume und Lebenslügen unbeholfen über den Abgrund der Leere ihres eigenen Daseins. Unter den Holzdielen des Salons ist es feucht, warten die Untiefen des Wassers, das die Kulisse, einer unheilvollen Ahnung gleich, zu unterspülen scheint.
Der Talisman - David Böschs gelungene Nestroy-Inszenierung am Akademietheater Wien
Die Zeit ändert gar nichts
von Kai Krösche
Wien, 2. März 2013. Wenn beim Schlussapplaus einer Wiener Nestroy-Aufführung der Regisseur auf die Bühne tritt und sich das Publikum ein erbittertes Kampfgeschrei zwischen Buh- und Bravorufen liefert, dann, soviel sei vorab verraten, hat dieser Regisseur garantiert etwas richtig gemacht. Der Regisseur heißt David Bösch, das Stück "Der Talisman", und was Bösch mit seinem überragenden Ensemble auf der Bühne des Akademietheaters gelungen ist, kann, allen üblichen kritischen Einwänden zum Trotz, als seltener Glücksfall bezeichnet werden.
Gespenster - David Bösch zeigt im Akademietheater einen melodramatischen Ibsen
Lebensfreude ist nur ein Wort
von Martin Pesl
Wien, 9. März 2012. Staub ist der Anfang, er liegt überall. Aus Ibsens "geräumigem Gartenzimmer", das alle drei Akte seines Dramas "Gespenster" beherbergt, ist bei David Bösch und Ausstatter Patrick Bannwart das Zimmer eines Toten geworden, an den man sich nicht so gerne erinnert, dessen Zeug man aber auch nicht einfach wegwerfen wollte. Dass Regine (Liliane Armuat) sich überhaupt Mühe gibt, hier zu kehren, wirkt etwas lächerlich. So schiebt sie denn auch den halbherzig angehäuften Dreck resignierend unter eines der weißen Laken, die nebst Spinnweben all die alten Möbel verdecken. Ein gigantisches Porträt an der Wand, mit grusligen großen Augen, die einen zu verfolgen scheinen, und eine kleine Büste im Vordergrund zeigen an, wer hier einst hauste: der Kammerherr Alving, wie es heißt, ein Mann voller Lebensfreude.
Das fliegende Kind (UA) — Roland Schimmelpfennig führt seine neueste Moralität für Großstädter am Akademietheater auf
Die Suche nach der schnellen Feierabend-Katharsis
von Kai Krösche
Wien, 4. Februar 2012. "ein schwarzer Wagen / fährt bei Nacht / durch die Stadt, / nach Einbruch der Dunkelheit / fährt ein großer / schwarzer Wagen / durch die Straßen der Stadt, / und holt unsere Kinder." – Auch wer nicht das Programmheft zur Wiener Uraufführung von Roland Schimmelpfennigs selbstinszeniertem neuem Stück "Das fliegende Kind" besitzt, wird wohl am Ende des anderthalbstündigen Abends diese Sätze wenigstens so ungefähr mitsprechen können. Denn Schimmelpfennig scheint viel an diesen Sätzen zu liegen, so viel, dass er sie gleich ein gefühltes Dutzend Male seinen verschiedenen Figuren leicht variiert in den Mund legt. Der Grund allerdings, diesen sehr kurzen Abend durch dauernde Wiederholungen fürchterlich zu zerdehnen, will sich nicht erschließen.
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