Heimwärts - Am Volkstheater Wien bringt Pınar Karabulut Ibrahim Amirs neuestes Stück zur Österreichischen Erstaufführung
Heimat ist immer woanders
von Veronika Krenn
Wien, 5. Januar 2018. Mit "Habe die Ehre", einer erfrischend unkorrekten Komödie über Ehrenmorde, erregte der syrisch-kurdische Arzt und Autor Ibrahim Amir in Wien erstmals Aufsehen. Für einen kleinen Skandal sorgte später, dass die Uraufführung seiner dystopische Komödie "Homohalal" am Wiener Volkstheater kurzfristig abgesagt wurde. Zum Höhepunkt der sogenannten Flüchtlingskrise sei eine Dystopie kein geeignetes Mittel zur Auseinandersetzung mit dem Thema, ließ das Theater in einer Presseaussendung wissen. "Heimwärts" (hier die Nachtkritik von der Kölner Uraufführung) ist neben einem Auftragswerk das erste der beiden Stücke Amirs, die das Volkstheater stattdessen zeigt. Politisch nur halb so brisant charakterisiert es Heimat in einem bunten Roadmovie voller prekärer Identitäten als Phantasma, das sich verflüchtigt, sobald man sich ihm nähert.
1984 – Hermann Schmidt-Rahmer stürzt George Orwells Romandystopie am Wiener Volkstheater in verblüffende Verfremdung
Her mit den alternativen Fakten!
von Theresa Luise Gindlstrasser
Wien, 17. November 2017. Rotes Scheinwerfer-Licht auf einem rosa gestreiften Boden. Phototapete miesester Auflösung betont die Holzhütte als Holzhütte. Eine Reihe von Bildschirmen, flimmernd, Clipart-Atmosphäre. Von oben hängt eine Projektionsfläche, eingefasst in Höhlenromantik. Sieben Schauspielende in beigem Trainingsanzug und mit Kim-Jong-un-Frisur tunken die Gesichter langsam ins dann grüne Scheinwerfer-Licht. Zu langsam, zu bunt, zu hell, zudem ein viel zu leises Gedudel, das hört niemals auf. Am Volkstheater Wien inszeniert Hermann Schmidt-Rahmer den Roman "1984" von George Orwell in richtig ranziger Optik. Die Bühne von Thilo Reuther, die Kostüme von Michael Sieberock-Serafimowitsch, die Videos von Clemens Walter und das Licht von Paul Grilj: Ist alles immer Verfremdungseffekt. Hält die Bühnenillusion in verstörender Distanz.
Regie: Anna Badora
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