Medienschau: taz – Über den Stand der Theaterkritik
Der Rest ist Rechnen
Der Rest ist Rechnen
3. Januar 2023. In einem Essay über den Stand der Theaterkritik beschreibt Tobi Müller in der taz, wie die größte Medienrevolution seit Erfindung des Buchdrucks auch die Theaterkritik verändere.
Kritik heute heiße "in vielen Fällen, zu antizipieren, wie die Follower reagieren" – "Kritik als Crowdpleaser". Sie habe ihren Status als die feuilletonistische Kunst des Interdisziplinären verloren und schwinde im Print zunehmend, weil sie nachweisbar wenig gelesen werde. Auf Portalen wie nachtkritik.de rücke die Kritik zugleich "in die Nähe eines lebendigen betrieblichen Diskurses unter Nerds, als im gut subventionierten deutschsprachigen Raum schöne große Nische mit vielen Kommentaren."
Unterdessen werde an den Theatern selbst immer mehr und besser geschrieben. Oft komme zudem die härteste Kritik an den Häusern aus den Häusern, als Kritik an der Institution. "Alle Gespräche mit Theaterleuten, die ich in den letzten drei Jahren off und on the record über Machtmissbrauch, Sexismus und Rassismus führte, waren komplexer als die große Mehrheit der Texte, die ich darüber las. Es gibt in den Häusern eine Kultur der Kritik, der Beratung und der Auseinandersetzung, die vor wenigen Jahren unvorstellbar gewesen wäre."
Dass die Kritik in den Institutionen voranschreite, während die klassische Kritik Rückzugsgefechte inszeniere, sei keine Frage des Charakters, sondern der Ressourcen: "Die Theater sind sehr gut durch die Pandemie gekommen, dank der öffentlichen Hand. Die privaten Medien nicht so gut. Der Rest ist Rechnen."
(geka)
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