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Milo Raus Münchner Projekt "Jeanne d'Arc" abgesagt

Recherchen nicht möglich

München, 30. November 2017. Milo Raus Projekt "Jeanne d'Arc", dessen Uraufführung am Münchner Residenztheater für Februar 2018 angekündigt war, wird abgesagt. Das teilt das Residenztheater in einer Presseaussendung mit. Geplant war das Projekt als Stückentwicklung auf Basis von Recherchen im Nord-Irak, im Zentrum der Aufführung sollte die Figur einer Kriegsreporterin stehen.

Milo Rau hatte im Juli 2016 bereits Vorrecherchen in Sindschar unternommen, die nun Ende 2017 gemeinsam mit Beteiligten der Produktion fortgesetzt werden sollten. Die aktuelle Sicherheitslage in der Region in Folge des Unabhängigkeitsreferendums vom 25. September 2017 sowie durch die Nähe zu Provinzen mit IS-Präsenz lasse diese Recherchen nicht zu, so die Pressemitteilung des Residenztheaters. Daher haben sich Intendant Martin Kušej und Regisseur Milo Rau auf die Absage des Projekts "Jeanne d’Arc" verständigt.

(Residenztheater München / chr)

 

Kommentare  
Absage in München: Hut ab vor Aktivisten
man kann nur sagen hut ab vor reportern, medecins sans frontieres, menschenrechtsaktivisten, all denen, die trotzdem in krisengebiete reisen.. auch um dort kunst zu schaffen, von grenzgebieten aus internet zu funken... etc. etc.

komisch, das die beteiligten jetzt plötzlich von der "gefahr" so komplett überrascht sind und überhaupt nicht an dem projekt weiterarbeiten können..
Absage in München: Schutz fürs Team
Absolut richtig: Hut ab vor all diesen Leuten, danke für den Hinweis!

Ein kleiner Zusatz: Was die "Gefahr" in der Region Nordirak angeht, die ich für mich, das Filmteam, die Dramaturgie als irrelevant und nicht projektgefährdend einschätze (wir haben im Nordirak/Nordsyrien z. B. schon letztes Jahr für das Projekt recherchiert, als die Lage strategisch angespannter, d. h. der IS nicht besiegt war): Es geht bei der Absage um die Sicherheit der Schauspieler/Teammitglieder aus München. Die Idee, in dieser fortgeschrittenen Projektphase nun eine weitere Reise mit dem gesamten Team in den Nordirak zu machen, dort weiter zu proben/recherchieren, wie bei vielen anderen unserer Projekte, die in sog. Krisenregionen entstanden sind (Kongo Tribunal, Empire etc.) haben wir fallen lassen.

Übrigens erfolgt die Absage/Verschiebung dieser mittleren Projektphase nach langem Nachdenken, auch wegen Überlastung von Beteiligten. Von "Plötzlichkeit" oder "Überraschung" keine Spur, in der Pressemeldung wird ja z. B. die erste Phase 2016 erwähnt, die bereits im Nordirak stattfand. Aber natürlich kommt eine Absage für den Leser/Kommentator "plötzlich", d. h. für Sie: gestern :)

Die Arbeit an der Nordirak/Syrien-Projekt-Linie selbst, die nach "Empire" 2016 und der geplanten "Jeanne d'Ard" weitere Inszenierungen (z. B. "Orestie") u. einen Film einschliesst, geht natürlich weiter. Wir halten Sie auf dem Laufenden.
Absage in München: nachvollziehbar
diese Erklärung ist nachvollziehbar und viel ehrlicher als die Presseaussendung des Residenztheaters..

eine geplatzte Produktion nur auf die Sicherheitslage im Nordirak zurückzuführen (so wie in dem Pressetext) klingt für mich zumindest sehr problematisch/unglaubwürdig
Absage in München: Kämpfen Sie weiter!
Es ist sicher richtig, erst einmal abzuwarten. Sicher beruhigt sich die Lage sehr bald im Nordirak und dann ist es sehr sehr wichtig, dass da Schweizer Regisseure und deutsche SchauspielerInnen hinfahren, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Kämpfen Sie weiter für eine gerechte Demokratie!
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