Radar Ost Festival - Deutsches Theater Berlin
Zwischen allen Fronten
von Sophie Diesselhorst
Berlin, 9. Oktober 2021. Das Radar Ost Festival am Deutschen Theater Berlin ist eingebettet ins Weltgeschehen: Eröffnet wurde es am 15. Jahrestag der Ermordung der russischen Journalistin Anna Politkowskaja, an dem das bis heute unaufgeklärte Attentat zugleich verjährte – am nächsten Tag geht ein Friedensnobelpreis an Dmitri Muratow, einen der Gründer der Nowaja Gazeta, der Zeitung, für die Politkowskaja arbeitete. Das Festivalmotto am Deutschen Theater ist derweil "Art[ists] at Risk", weil auch die Künstler:innen es schwerhaben in Ländern, in denen die Presse- und Meinungsfreiheit nicht gewährleistet ist.
Frankenstein - Deutsches Theater Berlin
Was ist der Mensch?
von Elena Philipp
Berlin, 25. September 2021. "Sind es nicht Zwei, die ineinander leben? Frankenstein im Monster? Das Monster in Frankenstein?" In der Tat: Innerlich ist der Wissenschaftler Viktor Frankenstein, der ohne Rücksicht auf die Folgen seinem Forschungswillen folgt, so monströs wie sein aus Leichenteilen zusammengeflicktes Geschöpf. Und er ist ebenso allein, nachdem die von ihm erschaffene und dann sich selbst überlassene Kreatur all seine nahen Menschen umgebracht hat. Im Hass aufeinander sind sie untrennbar verbunden. So weit, so Mary Shelleys Roman. Aufgebrochen haben die Dyade Frankenstein-Monster Katrin Sadlowski, Jette Steckel und Anika Steinhoff für ihre Version des Stoffes: Zur Mitspielerin wird Mary, die als Autorin ihrer Figuren ebenfalls die Schöpferin zahlreicher Geschöpfe ist.
Autor:innentheatertage 2021 - Deutsches Theater Berlin
Hand in Hand im Hafermilchland
von Stephanie Drees
Berlin, 4. September 2021. Zeit für das "Geteilte", das "Wir". Zumindest eine Form des "Wir". Zeit im künstlerischen Möglichkeitsraum, in dem vermeintliche Gewissheiten und Besserwissereien von der Kraft des Konjunktivs übertrumpft werden. All das kann Theater sein, wenn man dem Schriftsteller, Dramatiker, Regisseur und Dramaturgen Lukas Bärfuss glaubt. Und klar: Man möchte ihm glauben, nicht nur aufgrund der Emphase in Schweizer Singsang, mit der er seine Eröffnungsrede der Langen Nacht der Autor:innen am Deutschen Theater ausstattet, sondern auch, weil das Dramatiker:innen-Festival wacker durchgehalten hat. Selbst letztes Jahr gab es eine Ausgabe der "Autor:innentheatertage", leicht verwundet von der Pandemie (eine Uraufführung musste kurzfristig abgesagt werden), aber eben keine Absage.
Fräulein Julie - Deutsches Theater Berlin
Von Halbmenschen und Kulturschöpfern
von Jorinde Minna Markert
Berlin, 12. August 2021. Man könne den entscheidenden Konflikt in "Fräulein Julie", nämlich die soziale Ungleichheit in der Affäre zwischen dem Bediensteten Jean und der höher gestellten Julie, heute nicht mehr mit dem Originaltext erzählen, sagte Regisseur Timofej Kuljabin vorab zur Überschreibung des Stoffes. Wer sich das Vorwort von August Strindberg antut, kann schwer verneinen. In diesem schwingt der Autor sich zu wahrhaft psychedelischen Höhen der Misogynie auf, schwelgt in trippigen Theorien über Halbfrauen (Fräulein Julie) und verkrüppelten Formen des Menschen (alle Fräuleins und Frauen) und ruft auf dem Höhepunkt seines Flows den Mann als Herrscher der Schöpfung und Schöpfer der Kultur aus. Schöpfer der Kultur also – die Messlatte liegt hoch.
Regie: Gernot Grünewald
Regie: Amir Reza Koohestani
Regie: Tom Kühnel&Jürgen Kuttner
Regie: Charlotte Sprenger
Regie: András Dömötör, Peter Kastenmüller, Clara Weyde
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