Warum Autoren am Theater nicht mehr gebraucht, Schreiber aber dringend benötigt werden

Raus aus der Krabbelstube, rein in die Theater

von Ulf Schmidt

13. November 2013. Thomas Oberender verkündete, beim nächsten Theatertreffen keinen Stückemarkt mehr abzuhalten. Nun ist es einerseits nicht wirklich schade um diese Krabbelgruppe. Es war schon immer etwas vermessen zu glauben, mehr oder minder lieblos aninszenierte szenische Vorlesungen neuer Texte könnten Eindruck machen, während zugleich die exquisitesten Produktionen des deutschen Sprechtheaters nebenan liefen.

Der britische Theaterkritiker Andrew Haydon zur vermeintlichen und tatsächlichen Krise der Theaterkritik in Großbritannien

Krise, welche Krise?

von Andrew Haydon

London, 24. Oktober 2013. In Großbritannien war zuletzt viel von einer Krise der Theaterkritik die Rede. Aus mehreren Gründen: Bekanntlich steckt die Zeitungsbranche in schwerwiegenden finanziellen Schwierigkeiten. Die Blätter haben ihre Personaldecke erheblich ausgedünnt und die Gehälter gekürzt. Zugleich wurde von den Journalisten erwartet, dass sie ihr Arbeitspensum erhöhen und – im Zuge der Ausbreitung neuer Medien – auf immer mehr Plattformen aktiv werden. Bis vor Kurzem machte sich all das in der Theaterkritik ledglich durch schrumpfende Honorare und schrumpfende Berichterstattung bemerkbar – und durch immer weniger Möglichkeiten für freie Autoren, als Theaterkritiker bei etablierten Medien einen Fuß in die Tür zu bekommen. Nachdem jetzt allerdings der Independent on Sunday seine komplette Kritikerriege entlassen und ihre Berichterstattung durch eine Kritikenrundschau aus dem täglich erscheinenden Independent-Schwesterblatt, einigen anderen Blättern und Twitter-Kommentaren ersetzt hat, ist doch manch einer in Panik geraten.

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