Feuer an den Fortschritt legen?

22. März 2024. Max Frischs Drama um Haarwasserfabrikant Biedermann, der Brandstifter in sein Haus aufnimmt, obwohl sie von Anfang an keinen Hehl daraus machen, dass sie es anzünden wollen, wurde 1958 am Zürcher Schauspielhaus vom damaligen Intendanten Oskar Wälterlin uraufgeführt. Zum Abschied hat es sich jetzt der scheidende aktuelle Intendant Nicolas Stemann vorgenommen.

Von Valeria Heintges

"Biedermann und die Brandstifter" von (und 65 Jahre nach) Max Frisch, von Nicolas Stemann am Zürcher Schauspielhaus inszeniert © Philip Frowein

22. März 2024. Schauen wir da in einen Spiegel? Nein, aber fast. Denn die Bühne von Katrin Nottrodt für "Biedermann und die Brandstifter" am Pfauen in Zürich ist eine Erweiterung des Zuschauerraums. Auf den Stufen und an der Wand dieselbe altrosa Tapete mit dem geschlungenen Muster, dieselben Minileuchter. Und für die beiden Live-Musiker Sebastian Vogel und Thomas Kürstner ein weißer, geschwungener, kleiner Rang, mit denselben goldenen Holzleisten, die auch die großen Ränge im eigentlichen Zuschauerraum zieren.

Weich wie Wachs

Nur konsequent, dass es keinen Anfang gibt, sondern das Dienstmädchen Anna schon beim Einlass mit ihrem Staubfeudel herumwedelt und über die schwere Aufgabe jammert: "Alles denkmalgeschützt, das ist so schwer zu reinigen!" Biedermann hat auch schon die dicke Zigarre im Mund und fragt in den Zuschauerraum hinein nach Feuer. Um sich dann direkt selbst zu zensieren: "Ach nein, das darf man ja jetzt nicht mehr. Nichts darf man mehr! Verdammte Brandstifter. Aufhängen sollte man sie."

Aber dieser Biedermann – hat der denn gar kein Rückgrat? Patrycia Ziólkowska hat zwar die Haare streng zurückgegelt und eine äußerst strenge, schwarzberänderte Brille auf der Nase. Aber ihr Körper ist weich wie Wachs, sie biegt sich nach links und nach rechts, schlängelt sich wie eine Schlange vor und zurück, wickelt sich beinahe um Dienstmädchen Anna. Und Biedermann schleppt doch tatsächlich selbst einen Benzinkanister auf die Bühne. Das sollte er nicht, das ist doch gefährlich! 

Figuren- und Geschlechter-Hin-und-Her

Das sehen auch Dienstmädchen Anna und Gattin Babette so, beide sehr nervös, weil doch die Brandstifter umgehen. Allerdings legt Dienstmädchen Anna ihre Scheu bald ab und ihr Häubchen gleich mit. Statt dem grossen Dienstmädchen Anna spielt Niels Bormann fortan den bösen Brandstifter Josef Schmitz, der von allen Sepp genannt werden will und auch sonst sehr jovial daherkommt. Nur ab und zu verstellt Bormann seine Stimme und piepst noch ein bisschen wie Anna.

Gattin Babette hält länger durch. Dafür hat sich Kay Kysela einen Turm von Haar auf den Oberkopf montieren lassen, sich – wie übrigens auch Dienstmädchen Anna – von Kostümbildnerin Marysol del Castillo in irrsinnig hohe, aber auch ältlich aussehende Damenschuhe gezwängt, die sehr adrett passen zum schnieken Damenkostüm mit Rock und Jacke. Diese Babette sieht zwar sehr nett aus, aber sie ist leider herzkrank. Als sie dann von Herrn Frisch doch allzu altbackene Sätze in den Mund gelegt kriegt, reicht es aber auch ihr – und Kay Kysela mutiert zu Brandstifter Willi Eisenring im Muskelhemd und mit üppigem Brusthaar. Was nicht mehr geht, das geht heute einfach nicht mehr.

Kraftvolles Spiel eines tollen Ensembles: Kay Kysela, Anina Steiner, Thomas Kürstner, Hannah Weiss, Patrycia Ziólkowska, Ann-Kathrin Stengel, Sebastian Vogel und Niels Bormann © Philip Frowein

Trotz all diesem Figuren- und Geschlechter-Hin-und-Her bleibt in der Abschiedsinszenierung von Nicolas Stemann äußerst viel Frisch übrig. Kaum mehr als die Babette- und die Dienstmädchenpassagen werden gekürzt, die Auftritte des Chores. Das Inferno in der Stadt fällt auch weg. Der Rest wird fast von Blatt gespielt, wenn auch mit etwas vielen Wiederholungsschleifen dazwischen.

An der Kunst zündeln

Was allerdings deutlich anders ist, das ist die Strichrichtung, sozusagen. Die Grundidee von Stemann und seinem Dramaturgen und Co-Intendant Benjamin von Blomberg: Biedermann nicht als klassischen Mitläufer zu zeigen. Sondern als einen, der es schafft, seine aktive Teilnahme an der Brandstiftung als bloßes Mitläufertum zu verkaufen. Das ergibt schließlich eine deutliche Strafminderung. Dieser Biedermann hier will seinen Angestellten Knechtling, dem er die Erfindung für seinen Haarwasser-Konzern geklaut hat, eiskalt in die Selbsttötung treiben.

Und er weiß auch ganz genau, was er tut, wenn er sich die Brandstifter unters Dach holt, ihnen beim Benzinfässerräumen behilflich ist und zu guter Letzt auch noch das Streichholz liefert. Er will nämlich diese ganze Bude abfackeln und Feuer an den Fortschritt legen. Und an die progressive Kunst. Denn er hat, so die These, Angst vor Veränderung. Oder, um Frisch selbst zu zitieren: "Der die Verwandlungen scheut mehr als das Unheil, was kann er tun, gegen das Unheil?"

Biedermann und die Brandstifter Foto Philip Frowein High Res Web 5Spielen großes Theater: Patrycia Ziólkowska, Kay Kysela, Sebastian Vogel, Niels Bormann, Video: Sebastian Rudolph© Philip Frowein

Wofür genau die Brandstifter stehen, das lässt Stemann über weite Strecken zwar klug offen. Leider konnte er es aber nicht lassen, eine Szene einzubauen mit platten Anspielungen auf Zürcher Stadt-FDP, Stadtpräsidentin Corine Mauch (SP) und auf Roger Köppel, Ex-Nationalrat und Chefredaktor der äußerst rechten "Weltwoche". Die drei kungeln miteinander hinterm Rednerpult und stehen auch gemeinsam auf einem Benzinkanister. Die Szene produziert nicht nur den Hänger des Abends, sie soll wohl auch die Lesart nähren, wonach die Zürcher Intendanz eben diesem Komplott zum Opfer gefallen sei. Naja, wer's glaubt.

Zum Glück aber bleibt der Rest des Abends vage. Man kann auch den drohenden Rechtsruck in Europa hineinlesen samt deutsch-schweizerischer Kooperation in Sachen AfD, einhergehenden Angriffen auf die progressive Kunst allgemein. Allerdings wird auch das Ende gestrichen, also nicht die ganze Stadt abgefackelt, sondern nur die Gebäude am Zürcher Heimplatz, an dem auch der Pfauen steht. Der Brand war nämlich sozusagen "warmer Abriss", um den Ort für den "Zürich-Tower" zu nutzen. 

Kleine Regiegeister, große Spieler:innen

Wenn das alles den Abend doch ein bisschen klein macht und die – sicher aufwendige – Videoarbeit vom Institut für Experimentelle Angelegenheiten (Claudia Lehmann, Konrad Hempel) auf dem Bühnenhintergrund unentzifferbar bleibt, so macht die Arbeit der drei phänomenalen Schauspieler:innen aus der Inszenierung ganz, ganz großes Theater. Patrycia Ziólkowska lässt ihren Biedermann grandios flackern zwischen biederster Anbiederung, männlicher Kungelei und brutalem Wegbeißen der Konkurrenten. Sie verstrahlt so viel Kraft und Energie von der Bühne herab, dass es dann auch nicht mehr wundert, wenn sie im großen Damenrad die Stufen herunterradelt.

Auch Kay Kysela spielt wie entfesselt, tänzelt bieder als Babette durch den Haushalt, wirkt als Willi Eisenring aalglatt und gleichzeitig wunderbar durchtrieben und schlitzohrig. Niels Bormann steht dazwischen als Sepp Eisenring wie ein Fels in der Brandung. Ihnen wird auch die schwerste Feuersbrunst nur wenig anhaben können.

Biedermann und die Brandstifter
von (und 65 Jahre nach) Max Frisch
Inszenierung: Nicolas Stemann, Bühnenbild: Katrin Nottrodt, Kostümbild: Marysol del Castillo, Live-Musik: Sebastian Vogel, Thomas Kürstner, Film: filmische Installation, Institut für Experimentelle Angelegenheiten (Claudia Lehmann , Konrad Hempel), Licht: Carsten Schmidt, Dramaturgie: Benjamin von Blomberg.
Mit: Patrycia Ziólkowska, Niels Bormann, Kay Kysela. Sowie: Daniel Lommatzsch, Sebastian Rudolph, Anina Steine, Ann-Kathrin Stengel, Hannah Weiss.
Premiere am 21. März 2024
Dauer: 2 Stunden 15 Minuten, keine Pause

www.schauspielhaus.ch

Kritikenrundschau

"Ein insgesamt gelungener Ausstand des umstrittenen Intendanten-Duos also. Und ein bisschen Abschiedsschmerz liegt sogar auch in der Luft," schreibt Salomé Meier in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (26.3.2024). "Das ist bösartiges Spiel im Spiel und bei aller politischen Brisanz vor allem immer wieder eines: sehr lustig. Das größte Lob aber gebührt den Schauspielerinnen und Schauspielern: Patrycia Ziólkowska, die als zunächst selbstüberzeugter und machiavellistischer Biedermann, den im Laufe des Stücks immer mehr die Angst packt, eine wirklich entfesselte Performance hinlegt, Kay Kysela, der unheimlich zwischen bittersüßer Gattin und sinistrem Pyromane flackert, und Niels Bormann, der als verkappter Schmitz im Kostüm des Dienstmädchens Anna den Figuren mehr subversives Potential verleiht als Frisch beiden Brandstiftern zusammen."

"Nicolas Stemann inszeniert das Stück wie eine groteske Farce", berichtet Andreas Klaeui im SRF (21.3.2024). Die Bühne sei "die nahtlose Fortsetzung des Zuschauerraums", und es gebe "denn auch etliche bissige Anspielungen auf Zürich und die Zürcher Politik" Stemann nehme hier eine Mentalität in den Blick, die den Wandel scheue und damit im schlimmsten Fall den Zündlern den Weg frei mache. "Das richtig Gute daran ist", so der Kritiker, "dass sich das zwar konkret an Zürcher Verhältnissen festmacht, aber eben auch weit darüber hinaus ein allgemeines Phänomen trifft."

Von einem "absolut furiosen, aber auch wild mäandernden Treiben" berichtet Egbert Tholl in der Süddeutschen Zeitung (23.3.2024). "Stemann treibt Frisch ins Heute, es ist in den besten Momenten ein kunterbunter Totentanz der Demokratie, auch einer der Angst um die eigenen Besitzstände". Eine "Abrechnung" mit Zürich hat der Kritiker auch gesehen, ganz kurz am Ende, "kabarettistisch, für Nicht-Züricher reichlich wirr, die Politik kriegt ihr Fett ab, im Video, das zuvor die Theaterarbeit hinter den Kulissen zeigte, fackeln die beiden Feuerwehrleute das Foyer des Pfauen, der Hauptspielstätte des Schauspielhauses, ab. Das wirkt kindisch, beleidigt und ist der Leistung dieser Intendanz nicht würdig."

"Nicolas Stemann etwas Hübsches ausgedacht für seine letzte Premiere. Bevor er dem Schauspielhaus den Rücken kehrt, lässt er es noch einmal richtig krachen", berichtet Roman Bucheli in der Neuen Zürcher Zeitung (23.3.2024). Stemann habe an Frischs Stück ein wenig "herumgeschrieben, manches gestrichen, einiges hinzugefügt, Endlosschleifen eingebaut, das kurze Stück vor allem in die Länge gezogen: um den Zürchern mit ihrem berühmtesten und unbeliebtesten Sohn zu zeigen, was für Spiesser sie doch eigentlich sind. Sie jubeln selbst dann noch, wenn man ihr teures, hassgeliebtes Theater am Ende in die Luft jagt."

Nicolas Stemann setze der klassischen Lesart des Frisch-Stückes eine eigene Deutung entgegen und zeige "Biedermann als Komplize(n) seines eigenen Untergangs", schreibt Johannes Bruggaier im Südkurier (23.3.2024). "Diese Setzung scheint so gewagt, dass man jederzeit mit ihrem Scheitern rechnet. Doch je länger das Stück dauert, mit jedem weiteren Fass, das auf die Bühne des Pfauen rollt, desto mehr verfestigt sich der Eindruck einer verblüffend glatt aufgehenden logischen Gleichung."

"Die Inszenierung lässt wenig Zweifel, dass die Zündler und Anheizer im Publikum selbst zu suchen und finden sind, in den eigenen Reihen", formuliert es Jakob Hayner in der Welt (24.3.2024). Das Problem: "Zu laut funkt es auf allen Kanälen 'Vorsicht, Einfühlung! Achtung, Theater!', so dass man sich zwar über den gegenwärtigen Stand künstlerischer Selbstdistanzierung wohlinformiert fühlt, allerdings auch das Drama auf Distanz bleibt."

"Das grandiose Trio Kysela, Ziolkowska und Bormann spielt die Inszenierung in eine, nun ja, Theater(in)brunst hinein." Das sei alles gefährlich witzig und habe – meistens – Tempo und Temperament, verliere nur im letzten Teil an Stringenz, schreibt Alexandra Kedves vom Tagesanzeiger (22.3.2024). Regisseur Stemann habe zahlreiche Zündschnüre ausgelegt. "Nicht jede fängt Feuer, aber es reicht mühelos für ein fulminantes Abschiedsfeuerwerk."

Kommentare  
Biedermann & Brandstifter, Zürich: In 66 Jahren
Und was machen Sebastian Rudolph, Daniel Lommatzsch und die drei „Witwen“, die die ganze Zeit über die Bühne gehen? …. wer den Stemann-Stil mag, bekommt es pur … einen Dialogfetzen mehrmals mit viel Körperverrenkung zu wiederholen, zum Beispiel … Crossgenderbesetzung … in der Tat: das Video zum Schluss ist nicht entzifferbar, also vollkommen überflüssig … das Stück wurde auf dieser Bühne vor 66 Jahren uraufgeführt. Was werden in 66 Jahren die Zuschauer sehen am (hoffentlich?) gleichen Ort (also nicht wir), wenn sie (beim gleichen Ansatz) 66 Jahre zurückblicken? …
Biedermann & Brandstifter, Zürich: Der Spiegel
Hat jemand mitgezählt über die letzten Jahrzehnte, wie oft schon die Tapete des Zuschauerraums auf die Bühne verlängert wurde, als - wink, wink - Spiegel? Allein schon an diesem Theater? Oder tatsächlich einen Spiegel auf die Bühne stellte? Ich plädiere für ein Moratorium von Theater und Kritik, jetzt mal zehn Jahre lang keine einfältigen und wirklich zuverläßig falschen Spiegelmetaphern zu benutzen, das Leben wäre viel angenehmer.
Biedermann & Brandstifter, Zürich: Gegenrede
Gratulation dem Team zu den tollen Kritiken, das macht neugierig. Der kleine Seitenhieb zu der "Links/Rechts Allianz" braucht aber Gegenrecherche. Ich habe Nachtkritik gebeten so eine zu machen , scheinbar will/kann man das nicht.

Dem Archiv zu liebe hier eine Gegenrede:

Ganz sicher sicher wurde das aktuellen Team kurzfristigen Machterhaltungsinteressen geopfert.

Der Fall zeigt auf, was einem in Zürich (und anderswo) als Künstler:in blühen kann, wenn man zu ideologischen Zwecken zum Kanonenfutter für Machterhaltung/Erhöhung einzelner werden kann. Ausnahmslos allen Beteiligten ging es bei dieser Kündigung im Februar 2023 um Machterhaltung, bürgerlichen/rechten Kreisen, aber eben auch der SP. Deshalb ist die Kungelei-Metapher in Stemanns Inszenierung evtl doch nicht so falsch, resp zumindest überprüfenswert.

Kleine Rückschau 2022/2023:

Die Kündigung des aktuellen Teams fand kurz vor den Zürcher Wahlen im Februar 2023 statt Die Zürcher Wahlen waren dann am 12. Februar 2023. In der Woche zwischen Kündigung und Wahlen - sehr kurzer Zeitraum, für die Wahlen- aber wichtig - erhöhte(!) die Stadt Zürich mit viel Bling-Bling und in Präsenz der Stadtpräsidentin Corine Mauch die Subventionen des höchstumstrittenen bürgerlichen Zürcher Filmfestivals (ZFF). Dieses Filmfestival gehört der NZZ-Gruppe, was hier eine sehr umstrittene, aber auch sehr tabusierte kulturpolitische Tatsache ist. Dass einer sehr mächtigen ideologisch starken Medien-Gruppe wie NZZ ein Filmfestival "gehört", ist zu Recht umstritten, auch wenn "wir" Künstler:innen natürlich alle das Programm des Festival schätzen (das sei nun aber Rand erwähnt, niemand würde sich wehren gegen eine Subventionserhöhung, das wäre unkollegial, was die Sache auch perfid macht).

Aber man sollte die ideologische Stossrichtung der NZZ nie vergessen. Die NZZ wird in Deutschland von rechten Kreisen auch immer wieder lobend als "Westfernsehen" bezeichnet. https://www.tagesspiegel.de/politik/maassen-provoziert-mit-tweet-uber-medien-4082206.html

Es war zweifelsfrei die NZZ, flankiert von "Weltwoche" und "Inside Paradeplatz", welche ab Sommer/Herbst 2022 monatelang eine Anti-Wokeness Kampagne gegen das Schauspielhaus Zürich angeführt haben. Da war wochenlang die Rede vom "Tempel der Wokeness" (NZZ) und "Publikumsschwund" wegen scheinbarer Wokeness (das kam gebündelt von "Inside Paradeplatz", "Weltwoche", NZZ etc etc) . Einen der allerersten Inputs zu dieser Anti-Wokeness Kampagne gab im September 2022 das NZZ-Filmfestival: Eine flammende Rede gegen Wokeness wurde, als Verteidigung des als rassistisch kritisierten "Winnetou-"Films - in die Stadtgesellschaft gebellt:
https://www.20min.ch/story/zff-direktor-verteidigt-winnetou-film-und-schiesst-gegen-woke-bewegung-753045516703

Die Erhöhung der Subventionen für das NZZ-Filmfestival im Februar 2023 wurde dann u.a sogar von der SVP begrüsst, u.a wegen dem "Kinderprogramm", was sich wiederum auf die ideologisch geprägte, umstrittene "Winnetou"-Visionierung sich bezog. "(Ein seltener Moment, dass wir mehr Geld vom Staat wollen", sagte SVP-Gemeinderat Stefan Urech. Vor allem durch das spezifische Programm für Kinder und Jugendliche habe das ZFF dies verdient." (Link zum Tagesanzeiger Artikel unten)

Auch in Deutschland war ja der "Winnetou"-Komplex 2022 Teil einer exzessiven "Wokeness"-Kulturdebatte. Das Lob für die Stärkung des NZZ-Filmfestivals in Zürich war einheilig. Es war in diesen Februartagen 2023 also eine schlaue PR Kampagne für die aktuelle Kulturpolitik, dem beliebten, kommerziellen NZZ-Publikumsfestival die Subventionen zu erhöhen - und dem "Tempel der Wokeness" diese parallel zu verweigern - und dem Schauspielhaus-Team zu kündigen. Eine Nachrecherche würde sich lohnen.

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Artikel über Erhöhung der Subventionen des ZFF im Februar 2023 (hinter Bezahlschranke, Zitate oben):
https://www.tagesanzeiger.ch/das-zurich-film-festival-erhaelt-mehr-geld-und-soll-gruener-werden-896811077934
Biedermann & Brandstifter, Zürich: Stemann pur
Ich muss Pfeffer und Plauderbach beipflichten - es ist Stemann pur und auch die "Ideen" mit dem Bühnenbild sind nicht wirklich neu. Da ist Luft nach oben. Allerdings machen das für mich die tollen Schauspielenden wieder wett. Besonders positiv ist mir dieses Mal Kay Kysela aufgefallen und hier die geniale Szene, wenn er als Babette zu Eisenring mutiert. Noch eben hat man ihm glaubhaft die Frauenrolle abgenommen und schon steht er im Muskelshirt, aus dem die (echte!) starke schwarze Brustbehaarung hervorquillt, als Brandstifter auf der Bühne. Fürs Bühnenbild erhoffe ich mir nächstes Mal genauso viel Kreativität wie dieser Eisenring an Brusthaaren aufweisen kann.
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