meldung

Klaus Maria Brandauer nicht im Weiten Land im Burgtheater

Einvernehmlich getrennt

Wien, 17. Mai 2011. Wie wir auf der Webseite der Wiener Tageszeitung Der Standard (18.5.2011) lesen, hat Burgtheater-Direktor Matthias Hartmann in einer E-mail-"Aussendung" mitgeteilt, dass sich Alvis Hermanis und Klaus Maria Brandauer entschieden hätten, die Zusammenarbeit an der Produktion Das Weite Land nicht aufzunehmen, (wie auch wir meldeten).

Hartmann, der diese Konstellation herbeiführen wollte, bedauere diese einvernehmliche Entscheidung Brandauers und Hermanis'. Anstelle von Brandauer werde Peter Simonischek die Rolle des Hofreiters übernehmen.

(Der Standard/ jnm)

mehr meldungen

Kommentare  
Brandauer nicht im Weiten Land: Burg immer unterhaltsam
Eigentlich ließ sich das fast vorhersehen. Ist das nun ein Verlust oder ein Gewinn? Hartmann, der Brandauers Auftritt als sensationelle Überraschung angekündigt hat, wird es uns erklären. Oder übernimmt Birgit Minichmayr seine Rolle? Und spielt Brandauer nun statt Simonischek bei Breth den Kurfürsten von Brandenburg? Oder übernimmt gar Hartmann die Rollen von Breth und Hermanis? Das Burgtheater bleibt immer spannend. Und unterhaltsam.
Brandauer nicht im Weiten Land: typisch österreichischer Besetzungstausch
Es wird eine "typisch österreichische Besetzung" gegen eine andere "typisch österreichische Besetzung" getauscht. Die Entscheidung dürfte also wirklich in der Chemie des Teams liegen. Ich habe mir schon lange vor Professor Bernhardi Joachim Meyerhoff für diese Rolle gewünscht, der so gar nicht österreichisch dem psychologischen Kern des Geschehens präzise nahe kommen würde ohne sich hinter sprachlichen und folkloristischen Traditionen zu verlieren.
Brandauer nicht im Weiten Land: Mutmaßungen
Vielleicht ist ja Brandauer auch von Kusej abgeworben worden, der macht nämlich ebenfalls „Weites Land“, Premiere Anfang Oktober am Resi in München, steht heute in NZZ. Kusej hat 50 feste Schauspielengagements ausgehandelt, heißt es da. Es werden Namen wie Birgit Minichmayr, Bibiana Beglau, Eva Mattes, Tobias Moretti, Nicholas Ofczarek und Markus Hering aufgezählt. Vielleicht hat Hartmann das ja alles nur geträumt, dass Hermanis Schnitzler an der Burg inszeniert und bald überhaupt gar keine Schauspieler mehr, wenn das so weiter geht.
Brandauer nicht im Weiten Land: mehr Mutmaßungen
...vielleicht übernimmt brandauer auch die rolle der lulu? oder inzeniert gar die lulu? oder geht nach münchen wie die minichmayr? (...)...oder bleibt einfach in berlin bei den herren stein und peymann..??..--- so...oder so...wird es sein...
Brandauer nicht im Weiten Land: Verabredung
das ist doch ganz klar. brandauer inszeniert "lulu" und minichmayer spielt "lulu" und das alles in wien. weil man hat ja was mit der minichmayer was vereabredet.
Brandauer nicht im Weiten Land: das Regiekonzept
Schon wieder eine Mutmaßung:

Laut STANDARD/KULTUR/BÜHNR lautet Hermanis Regiekonzept wie folgt:

Hermanis will "Das weite Land" im Jahr 1948 spielen lassen, mit Glenn-Miller-Sound und Billard-Duellen (anstelle von Tennismatches). Die marode Gesellschaft rund um die Wiener Fabrikantenfamilie Hofreiter gedenkt er in einem Milieu von Neureichen und Schiebern anzusiedeln.

Das wird Brandauer wohl viel zu wenig werktreu sein und ihm eher einen BIBERPELZ fürchten als einen ÖDIPUS erwarten lassen.
Brandauer nicht im Weiten Land: spielt vor dem großen Knall
Verehrter Frau Peschina! Arthur Schnitzlers Stück spielt vor dem großen Knall, es spielt nicht nach dem (zweiten) großen Knall, der von Schnitzlers Gesellschaft nichts hat übrig gelassen. Gruß, Hermann Beil
Brandauer nicht im Weiten Land: Schnitzlers überalterte Gesellschaft
Anmerkung:
Erster und zweiter großer Knall und Fall -
und jetzt im lang-andauernden ausgedehnten großen dritten Knall - -
was meinen Sie, wird am Ende davon das ultimative Ende sein,
oder - was wohl? - oder geht es immer so weiter ...
Schade dass von Schnitzlers Gesellschaft so wenig übrigblieb:
alles ging dann westwärts nach der zweiten großen Katastrophe.-
oder auch nicht schade, denn diese Gesellschaft der Jahrhundertwende war historisch schon überaltert und ohne Zweifel in einem Endstadium...
Wo waren aber auch die österreichischen Dramatiker, die den Übergang darstellten (Thomas Bernhard (tötlich) partiell, doch nicht umfassend genug, meiner Meinung nach), und das was nachher geschah (Peter Handke, sehr jung und zu sehr auf das Neue ausgerichtet, experimentell, dann aber etwas fade (sich wiederholend)- selber sich als "moderner Klassiker" inthronisierend) - und Elfriede Jelinek heute - die oft sehr guten deutschen Regisseure haben doch das aus ihr gemacht, was sie jetzt ist und was sie in der deutschsprachigen Theaterlandschaft gilt und bedeutet...
Der Mangel an jüngeren deutschsprachigen Dramatikern, die etwas zu sagen und zu schreiben hätten: Deutsche Regisseure bringen immer mehr Filme und Roman auf die Bühnen ...
Brandauer nicht im Weiten Land: fatale und falsche Erkenntnis
ad 7 und 8)
Ich glaube Hermann Beil richtig verstanden zu haben, dass Schnitzler in seinen Stücken die groß- bzw. gutbürgerliche, gebildete und fortschrittliche jüdische Bourgoisie der Zwischenkriegszeit beschrieben hat, aus der Schnitzler ja selbst stammte. Dieses Gesellschaftssegment wurde in Wien zwischen 1938 - 1945 vertrieben bzw. ausgelöscht.

Nun gibt es natürlich in einem Regiekonzept die Möglichkeit, Schnitzler und seine ursprüngliche Schilderungen zu vergessen und nur die Rohgeschichte für eine ganz andere Geschichte zu nehmen.

Wenn man dieses aber nicht macht, und so interpretiere ich persönlich Hermann Beils Eintrag, kommt man zu der fatalen und auch meinem persönlichen Erleben nach total falschen Erkenntnis, dass die zurückkehrenden jüdischen Exilanten sich im Jahr 1948 als Neureiche und Schieber erwisen haben. Dass da ein Schauspieler seine Mitwirkung absagt, wäre allerdings verständlich.
Brandauer nicht im Weiten Land: Korrektur
ad 9)
Halten zu Gnaden: Arthur Schnitzler hat nicht das Bürgertum der sogenannten Zwischenkriegszeit vor Augen, seine großen Stücke spielen vor 1914, wie auch Tschechows Stücke vor der Russischen Revolution spielen.
Brandauer nicht im Weiten Land: die reißerische Gegenwart
an die jüngeren deutschen dramatiker:
versucht einmal die jüngste vergangenheit (und das davor) aufzuarbeiten, und stürzt euch dann wieder auf die reisserische gegenwart die euch so fasziniert und nicht loslässt - -
Kommentar schreiben