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Scharfe GDBA-Kritik an Münsters Oberbürgermeister

"Seien Sie mutig! Wehren Sie sich!"

3. September 2012. Scharfe Kritik hat der Landesverband NRW der Genossenschaft Deutscher Bühnenangehöriger an Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe geübt. Lewe hatte zu Spielzeitbeginn vom Theater Münster Einsparungen in Höhe von 1,9 Millionen Euro gefordert. Defacto würde dies für das Theater bedeuten, dass der Fünf-Sparten-Betrieb in Zukunft nicht mehr aufrechtzuerhalten ist. (nachtkritik.de berichtete).

Es sei ein Skandal, so die GDBA in einem Offenen Brief an den Oberbürgermeister, dass die Mitarbeiter des Theaters am Tag der Spielzeiteröffnung aus der Presse von die Zerschlagungsabsicht Ihres Arbeitgebers erfahren hätten. Dies widerspreche jeglicher Fürsorgepflicht eines Arbeitgebers. Auch haben man sich bei der Intendantensuche große Mühe gegeben.

Die GDBA verweist auch auf eine Studie des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI), die kürzlich festgestellt habe, dass die Stadt Münster im Städtevergleich mit ihrem Kulturangebot neben den größten Metropolen Deutschlands den 7. Platz belegen würde. "Anscheinend läuft in Nordrhein-Westfalen ein Wettbewerb unter den Kommunalpolitikern mit dem Ziel, die mühsam aus der Bürgerschaft aufgebauten Theater zu ruinieren," schreibt die GDBA, "Nach Wuppertal, Hagen, Oberhausen, Duisburg, Bonn usw.. strebt auch Münster an, sein Theaterangebot zu minimieren."

Die destaströse Finanzlage der Stadt sei jedoch nicht durch die Aufwendungen für das Theater verursacht worden, so die GDBA weiter an Münsters OB. "Die Verursacher Ihrer bedrohlichen Situation sind die Entscheidungsträger auf Bundesebene, die Gesetze beschließen, die Sie auf kommunaler Ebene finanzieren müssen. Seien Sie mutig, wehren Sie sich gegen die Verursacher!"

Kürzungen, die zur Vernichtung von Kunst und Kultur führten, hätten für die Stadt verheerende Folgen. Auch der Deutsche Städtetag habe bereits vor nicht mehr rückgängig zu machendem Schaden für die städtische Kultur gewarnt: "Die wirtschaftliche Entwicklung und die Ertragssituation von privatwirtschaftlichen Unternehmen stabilisiert sich in der Regel nach Krisen. Das gilt aber nicht für die in der Finanzkrise verlorene Kunst und kulturelle Infra-struktur. Im Kulturbereich einmal 'abgewickelte' Einrichtungen und aufgelöste Netze bleiben für die Menschen verloren. Anders ausgedrückt: Materielle Werte können nach deren Verlust wieder geschaffen werden, immaterielle hingegen nicht."

(sle)

 

 

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Kritik an Münsters OB: Münster entwickelt sich zurück
Münster ist eine schöne Stadt, eine reiche Stadt. Nach dem Krieg hat man anders als die Ruhrgebietsstädte, sich dazu entschlossen das alte Stadtbild wieder aufzubauen. Es wird investiert und Münster wächst, die vielen Studenten sorgen für eine lebhafte Kulturszene. Es gibt das einzigartige Picasso Museum. Darauf aufbauend hat man sich um den Titel einer Kulturhauptstadts Europas beworben.
Aber Münster entwickelt sich in den letzten Jahren leider rückwärts: Man hat jahrzehhntelang mit dem Schandnamen Hindenburgplatz gelebt, ihn endlich immerhin zum Schloßplatz gemacht; jetzt gibt es - ganz basisdemokratisch - ein Volksbegehren für den Namen Hindenburg, mit guter Aussicht auf Erfolg. Im wiederbelebten Preussenstadion tummelt sich völlig unbehelligt eine rechtsradikale Ultratruppe und das Rathaus beschneidet schon seit dem Jahr der Bewerbung als Kulturhauptstadt munter die Kulturetats. Wo ist z.B. das multikulturelle Eurocityfest geblieben? Jetzt geht es mit voller Wucht an das Multisparten Haus? Es ist ein Jammer!
Kritik an Münsters OB: Solidarität aus Dessau / Magdeburg
Mit großer Bestürzung haben wir die Pläne des OB der Stadt Münster zur Kenntnis genommen, der vom Theater Münster Einsparungen in Höhe von 1,9 Millionen Euro fordert, was eine Zerstörung der Arbeit dieses Hauses bedeutet.
Mit aller Schärfe protestieren wir deshalb gegen die Pläne der politisch Verantwortlichen, das Theater Münster mit seinem Fünf-Sparten-Betrieb in seiner Existenz zu gefährden.

Solidarische Grüße aller Mitarbeiter des Anhaltischen Theaters
aus dem Protestcamp vor dem Kultusministerium in Magdeburg
Magdeburg, 04.09.2012
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