Die Jungfrau von Orleans - Von Johanna Wehner am Theater Konstanz unterhaltsam gemacht

Wenn die Krise schillert

von Thomas Rothschild

Konstanz, 2. Juni 2018. Die Righteous Brothers singen ihre "Unchained Melody", und Karl der Siebente, König von Frankreich, zieht eine Clownerie ab, die an Charlie Chaplin erinnert oder auch an Richard Widmark, der in einer der vielen Verfilmungen des Jeanne d'Arc-Stoffes den Dauphin als ziemlichen Trottel spielt. In Konstanz ist Johanna Link der König, ihr erfolgloser Kampf mit dem Mikrophon, über das sie, zusammenklappend, in alle Richtungen umfallend, eine Ansprache halten soll, bildet den Höhepunkt des Abends, und die Schauspielerin wird mit ihren ständigen Verrenkungen und ihrer ausgeprägten Körpersprache zum Zentrum der Aufführung. Als infantiler König spricht sie wie jemand, der in einem Wienerisch, das er nicht beherrscht, versucht, einen Wiener zu imitieren, der versucht, Hochdeutsch zu sprechen, das er nicht beherrscht.

Kleiner Mann, was nun? - Am Nationaltheater Mannheim versetzt Volker Lösch den Fallada-Roman mit prekären Geschichten von heute

Wut mit Kulisse

von Alexander Jürgs

Mannheim, 5. Mai 2018. Hier spricht das Prekariat. Überlebensgroß, die Köpfe fünf, sechs, sieben Meter hoch, neongreller Hintergrund. Per Videoprojektion lässt Volker Lösch die Pizzaboten und Putzkräfte, die Mini- und Ein-Euro-Jobber, die Zeitarbeiter und die Soloselbständigen, die freie Werbegrafikerin, die Regieassistentin, den Mann von der Security-Firma, der kaum einmal weniger als zwölf Stunden schuftet, zu Wort kommen. Sie sprechen vom Druck bei der Arbeit, von den miesen Löhnen, von den Gängelungen durchs Jobcenter, von der Scham, am "gesellschaftlichen Leben" nicht teilhaben haben zu können, und davon, wie schwer es ist, sich gegen all diesen Mist zu organisieren. "Das Schlimme ist, dass jeder, der Vollzeit arbeitet und das Leben genießt, nicht weiß, was das bedeutet: Hartz IV", sagt eine Frau. "Hartz IV, das ist wie ein Todesurteil."

The Black Forest Chainsaw Opera - Am Theater Freiburg malt Stef Lernous von Abattoir fermé sich Horrorstories im Schwarzwald aus

Ich weiß, was du letzte Nacht geträumt hast

von Jürgen Reuss

Freiburg, 5. Mai 2018. Am Anfang steht ein Fräulein alleine vor einem Waldvorhang, als Purpur hat sie einen Bollenhut an, der Rest ist die passende Tracht dazu. Ein sehr bleich geschminktes Rotkäppchen (Tine Van den Wyngaert) goes Schwarzwald und singt dabei einsam, vom Pianisten (Mihai Grigoriu) am Bühnenrand begleitet, "In Dreams" von Roy Orbison. Dann schreit sie wie am Spieß, wird samt Waldvorhang in eine geöffnete Bodenluke gezerrt, aus der die Schreie noch eine Weile nachhallen. Die Luke gehört zum Interieur einer trashig heimatmuseigen Blockhütte, die hinter dem eingesaugten Vorhang zum Vorschein kommt und den Blick des Publikums auf den vorderen Teil der großen Bühne des Theater Freiburg fast schon klaustrophobisch einengt.

Iva Brdar
Regie: Wibke Schütt
Stuttgart - 21. April 2018
Maryam Zaree
Regie: Isabel Osthues
Heidelberg - 20. April 2018
Gerhild Steinbuch
Regie: Mizgin Bilmen
Karlsruhe - 20. April 2018
George Tabori
Regie: Serdar Somuncu
Konstanz - 20. April 2018
Anton Tschechow
Regie: Sebastian Schug
Mannheim - 19. April 2018
Franz Kafka
Regie: Lilja Rupprecht
Stuttgart - 13. April 2018
Einar Schleef nach Oscar Wilde
Regie: Vera Nemirova
Konstanz - 23. März 2018
Hans Henny Jahnn
Regie: Jasper Brandis
Ulm - 15. März 2018
William Shakespeare
Regie: Claus Peymann
Stuttgart - 23. Februar 2018
Thomas Köck
Regie: Marie Bues, Nicki Liszta
Karlsruhe - 22. Februar 2018
Johann Wolfgang von Goethe
Regie: Philipp Preuss
Heidelberg - 17. Februar 2018
Tena Štivičić
Regie: Peter Carp
Freiburg - 17. Februar 2018
Helmut Dietl, Ulrich Limmer
Regie: Marcus Grube
Esslingen - 10. Februar 2018
Thomas Arzt
Regie: Brit Bartkowiak
Heidelberg - 09. Februar 2018
nach E.T.A. Hoffmann
Regie: Anna­-Elisabeth Frick
Freiburg - 02. Februar 2018
Hermann Melville
Regie: Jan-Christoph Gockel
Stuttgart - 20. Januar 2018
nach Matthäus, Pasolini et al
Regie: Kay Voges
Stuttgart - 19. Januar 2018
William Shakespeare
Regie: Ewelina Marciniak
Freiburg - 06. Januar 2018
Wolfram Lotz
Regie: Andreas Studnitz
Ulm - 04. Januar 2018
August Strindberg
Regie: Liliane Brakema
Freiburg - 16. Dezember 2017
Thomas Köck
Regie: Marie Bues
Mannheim - 15. Dezember 2017
Franz Xaver Kroetz
Regie: Holger Schultze
Heidelberg - 24. November 2017
nach Frank Wedekind
Regie: Armin Petras
Stuttgart - 24. November 2017
nach E.T.A. Hoffmann
Regie: Juliane Kann
Karlsruhe - 23. November 2017
Hans Schweikart
Regie: Carsten Ramm
Bruchsal - 18. November 2017
René Pollesch
Regie: René Pollesch
Stuttgart - 27. Oktober 2017
Engelbert Humperdinck
Regie: Kirill Serebrennikow
Stuttgart - 22. Oktober 2017
Tonio Kleinknecht und Marko Timlin sehr frei nach Johann Wolfgang von Goethe
Regie: Marko Timlin, Tonio Kleinknecht
Aalen - 14. Oktober 2017
Noah Haidle
Regie: Burkhard C. Kosminski
Mannheim - 07. Oktober 2017
Johann Wolfgang Goethe
Regie: Stephan Kimmig
Stuttgart - 07. Oktober 2017
nach Lars von Trier
Regie: Andreas von Studnitz
Ulm - 05. Oktober 2017
Bertolt Brecht | Paul Dessau
Regie: Victor Bodó
Heidelberg - 29. September 2017

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