Spieltriebe 8 - Theater Osnabrück
Der Mensch im Zeitalter seiner technischen Machbarkeit
von Kai Bremer
Osnabrück, 6. September 2019. Auch wenn der Abschied von Intendant Ralf Waldschmidt vom Theater Osnabrück erst im Sommer 2021 ansteht, kam gestern zu Beginn des Festivals "Spieltriebe"" bei einigen Bürgerinnen und Bürgern schon Wehmut auf. Als er zum Auftakt der inzwischen achten Auflage des Festivals "Spieltriebe" im Parkett des Großen Hauses am Domhof Platz nahm, um sich Oskar Panizzas "Menschenfabrik" anzuschauen, lächelten ihm viele Menschen herzlich zu. Später, als sich die Zuschauer auf fünf Routen vor dem Theater aufteilten, nickten sie ihm zu, einige sprachen ihn auf das eben Gesehene an. Zugewandt wechselte Waldschmidt hier ein Wort, blieb da stehen, ohne die höfliche Distanz aufzugeben. Der Zuneigung des Publikums für das Theater tat dies keinen Abbruch, der Applaus am Eröffnungsabend spricht für Waldschmidts erfolgreiche Arbeit.
#Punk 100% Pop *N!gga - Festival Theaterformen
Publikumsbetanzung
von Jan Fischer
Hannover, 22. Juni 2019. Am Anfang ist da Widerstand, verlassen sogar einige den Saal: Zu Beginn von Nora Chipaumires Trilogie "#PUNK 100% POP *N!GGA" läuft ein souliger Basslauf in Endlosschleife, dazu Live-Gitarrengeniedel des Punkgitarristen David Gagliardi, während der Tänzer Shamar Watt das Publikum auffordert, mitzuklatschen und aufzustampfen. Wer nicht mitmacht, vor dem baut Watt sich auf. Anlehnen oder hinsetzen ist nicht erlaubt, der Bühnenboden ist Tanzfläche und aus dem Lautsprecherberg aus Sperrholz brettern Bass, Beats und die Gitarre. Aber, gut, es ist ja auch der erste Teil der Trilogie, "Punk", da ist‘s dann halt widerständig. Jedenfalls wird ein Ringelpiez mit Anpassen daraus: Wer den Saal nicht verlässt, der bewegt sich, während Watt und die Regisseurin und Choreographin Nora Chipaumire sich auf der Suche nach der Widerständigkeit von Patti Smith die Seele aus dem Leib tanzen und schreien, dass der Schweiß nur so fließt und platscht.
Das schweigende Mädchen - Theater Bremen
Die schweigende Mehrheit
von Jens Fischer
Bremen, 14. Juni 2019. Aus einer rassistischen Überzeugung heraus mehr als zehn Jahre unbehelligt Überfälle, Sprengstoffanschläge, Morde begehen. Wie ist das möglich in einem Rechtsstaat? Aus welchem fruchtbaren Schoß krochen die Täter des NSU? Wer machte wie, warum mit, und was hat das mit uns zu tun, die wir lauthals anders denken? Der NSU-Terror lässt das Theater Bremen nicht los. Nurkan Erpulat brachte mit der Dramatisierung des Fatih-Akin-Films "Aus dem Nichts" dem Publikum Selbstjustiz gegen Neonazis wie Beate Zschäpe nahe. Das hat nach ihrem (immer noch nicht rechtskräftigen) Lebenslang-Urteil keinen Deut an Brisanz verloren. Die Verteidigung kündigte Revision an – und gerade gestern publizierte das Hamburger Abendblatt: "Nicht zu fassen – 500 gesuchte Rechtsextreme auf freiem Fuß".
Regie: Alexander Eisenach
Regie: Nurkan Erpulat
Regie: Claudia Bauer
Regie: Lucia Bihler
Regie: Wessam Talhouq
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