La Mélancolie des Dragons - Philippe Quesne und Vivarium Studio beim Internationalen Sommerfestival
Die Vermessung des Rindenmulchs
von Matthias Schmidt
Hamburg, 13. August 2009. Die Kulturfabrik Kampnagel ist frisch gestrichen, überall an den Wänden stehen die Slogans des Internationalen Sommerfestivals. "Wir können uns nicht aus der Krise shoppen" heißt der am häufigsten zu lesende, gekennzeichnet als Zitat der Pet Shop Boys. Wird wohl was dran sein, wenn die Pet Shop Boys es sagen. Aus einer hamburgisch stilsicher und teuer gekleideten Zuschauergruppe schallt es herüber: "Können wir doch!" Auch darin ist kein Widerspruch zu entdecken. Kunst ist eben immer Reibung an der Wirklichkeit.
Autos zu Fahrrädern
Was auch die Sache mit dem neuen "Fußbodenbelag" auf dem Kampnagel-Freigelände zeigt: Rindenmulch. Der gefällt Festivaldirektor Matthias von Hartz so sehr, dass er seine Eröffnungsrede nutzt, um förmlich in dem Wort Rindenmulch zu schwelgen. Zugegeben, es ist putzig, aber draußen im wirklichen Leben durchaus schon entdeckt.
Noch eine dieser Verunsicherungen aus dem Rahmenprogramm: die Produktionsstraße "Autos zu Fahrrädern" von Folke Köbberling und Martin Kaltwasser. Da stehen sie nun, umgeben von Rindenmulch, mit Overalls auf denen steht "Kill your car before it kills you", und machen sich an den ersten Opfern zu schaffen - einem Ford Fiesta und einem Opel Astra, beide im abwrackprämienfähigen Alter. Aus dem sinnlos subventionierten Müll werden sinnlose Gegenstände, die nun irgendwie Kunst sind und erst recht wie Müll aussehen. Das könnte Dialektik sein. Es könnte auch bedeuten: die Krise ist überall.
Liegen geblieben mit einem alten Citroën
Die Männer aus Philippe Quesnes Theatertruppe Vivarium Studio trotzen der Krise, obwohl ihre Lage alles andere als rosig ist. Sie sind in einem ebenfalls schrottverdächtigen Citroën liegen geblieben, auf einer von Schnee und Eis überzogenen Bühne. Sie trinken Dosenbier, spielen in ihrem CD-Player dutzende Songs an, bis sie bei den Scorpions hängen bleiben: "Still loving you". Sie tragen billige Langhaarperücken, solche, die Schauspieltruppen tragen, wenn es besonders lustig sein soll. Die noch größeren Lacher aber fährt zunächst ein schwarzer Hund ein, der frei auf der Bühne herumtrollt.
Der erste Satz des Stückes lautet "Hast du einen Verteilerkopf für einen Citroen?" – Gelächter. Die ihn in ihr Handy spricht, ist Isabelle, eine Passantin, die den Männern bei ihrer Autopanne helfen will. Und weil die Verteilerkappe erst in sieben Tagen geliefert werden kann, beginnt die Truppe, Isabelle von ihrem geplanten Vergnügungspark vorzuschwärmen und die Attraktionen gleich einmal zu demonstrieren.
Reich der Dinge
Von diesem Moment an schauen die Zuschauer Isabelle beim Zuschauen zu und lachen herzhaft darüber, dass Isabelle nicht lacht, wenn ihr Dinge wie Seifenblasen-, Nebel- und Schneemaschinen, aufgeblasene Riesenkunststoffkissen oder im Ventilatorwind wehende Perücken als große Attraktionen vorgeführt werden. Isabelle wird in einem verglasten Autoanhänger über die Bühne geschoben, in dem ein Karton mit Büchern als Bibliothek gepriesen wird.
Isabelle nimmt an einer Luftkissen-über-die-Bühne-Tragen-Choreografie teil, und Isabelle findet das alles tatsächlich toll. "Das ist magisch", sagt sie, und streckenweise ist es tatsächlich magisch, dass simple Dinge, nimmt man sie ernst, zu magischen Dingen werden. Das sorgt für naive Heiterkeit im Publikum. Doch die traurigen Clowns streuen immer wieder Worte und Bilder in ihre Aufführung ein, die einen theoretischen Überbau, eine Metaebene, hinter der an sich albernen Nummernrevue erahnen lassen. Das alles sei eine Installation, heißt es, man sei unabhängig.
Artaud darüber geschrieben
Unter den Büchern finden sich Kinderbücher über die Aufzucht von Drachen und Werke von Artaud und Wagner. Die Heiterkeit wird nun von wissendem Schmunzeln begleitet. Aber immer, wenn es zu nachdenklich wird, macht der schwarze Hund wieder etwas richtig Lustiges, trinkt aus einem Zimmerspringbrunnen Wasser und wälzt sich im Kunstschnee. Oder die Truppe macht auf Comedy und dilletiert auf Gitarre und Blockflöte mit "Still loving you" von den Scorpions.
Kann sein, dass es theoretisch großartig ist, wenn eine gebildete Theatertruppe den gebildeten Mittelstand damit zum Lachen bringt, dass es ihm eine dümmliche Theatertruppe vorspielt, die einer dümmlichen Zuschauerin etwas vorspielt und am Ende "Der Park des Antonin Artaud" darüber schreibt. Praktisch aber ist es ärgerlich, dieses Diskurstheater, von dem man nicht sagen kann, dass man außer dem clownesken Spaß nichts verstanden hat, ohne sich selbst damit lächerlich zu machen. Was bleibt zu tun? Rindenmulch kaufen, Pet Shop Boys hören und warten, was die Krise macht.
La Mélancolie des Dragons
von Philippe Quesne/Vivarium Studio (Paris)
UA: Wiener Festwochen 31. Mai 2008
Konzept, Regie, Bühne: Philippe Quesne. Mit: Isabelle Angotti, Zinn Atmane, Rodolphe Auté und Hermés, Sébastien Jacobs, Emilien Tessier, Tristan Varlot, Gaetan Vourc’h.
www.kampnagel.de
Mehr zu Philippe Quesnes Vivarium Studio finden Sie im nachtkritik-Archiv: zum Beispiel ein Porträt der Gruppe, die die Dinge auf wundersame Weise zum Tanzen bringt und eigenartige Spielregeln für ihre Stücke erfindet.
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Da erwarte ich von einem gut recherchierenden Rezensenten dann doch, dass er die vielzitierte "Meta-Ebene" (hä?) nicht mit seinen Trivialkenntnissen (Artaud schon mal gelesen?) aburteilt, sondern zum Beispiel etwas über die einfache Bühnensituation schreibt. Zum Beispiel, dass das Stück aus Frankreich kommt und der Künstlerstatus in Frankreich ein völlig anderer ist (Subventionspolitik), was für die beschriebene, langhaarige Künstlergruppe auf der Bühne bedeutet, dass sie, im Gegensatz zu Deutschland mit seiner durchinstitutionaliserten Kunstszene, in Frankreich völlig normales und übliches Bild abliefert. Umherreisende Künstlergruppen sind in Frankreich das normalste von der Welt! Klar, das muss der geneigte Zuschauer nicht wissen und es ist auch nicht unbedingt von elementarer Bedeutung für die Rezeption der Inszenierung, aber von einem Rezensent darf auch ich als Leser etwas mehr "Meta-Ebene" erwarten, sprich: Recherche, Hintergrundwissen, Erweiterung des Verständnishorizonts.
Stattdessen gewinnt man den Eindruck, dass der Rezensent dem Festival, begonnen bei der Auftaktrede, über die Auto-Installation bis hin zu Quesnes Inszenierung, eins überbraten will. Und man steht als Leser ratlos da und fragt sich warum.
Oder anders argumentiert: Warum denn kein Wort über die Ausstellung des hier so abgefeierten Schlingensief oder die, wie ich finde, wundervolle Wasserinstallation von Julius Popp...?
Es bleibt der fade Beigeschmack eines verbitterten Herumkrittlers, weil sich - na klar - über "die Krise" leichter schreiben lässt, eben mit dem mäkelnden Grundton, als über Artaud, die schwer greifbare, aber zauberhafte Bildpoesie Quesnes oder die besagte Hintergrundrecherche zu der situativen Verortung der Inszenierung.
Schade, denn so setzt sich in meinen Augen eine Tendenz bei Nachtkritik fort, die ich schon seit Längerem beobachte: Theater und Kunstansätze, die nicht den in Deutschland Üblichen entsprechen, versucht man dilettantisch zu demontieren.
Jo, die Beschreibung von Markus Schmidt ist nu nicht der Brüller, aber ich hab die Szenen des französischen Stücks (goiler Titel: die Melancholie der Drachen!!!) ganz gut wiedererkannt. Er wor auf jeden ! im selben Stück, vielleicht hat er manches nicht so mitgeschnitten, das ist doch nicht schlimm. Kein Grund, auf Rindenmulch rumzuhacken, ne!!!
Der Schmitz übt doch noch, der wird schon noch dazulernen, wetten?
und dass sie die antiquierte unterscheidung von "freiem" und "nicht freiem theater" in ihrer formulierung aufgreifen, erzählt viel über ihre szenespezischen kenntnisse...
und: wer sagt denn oder wo steht, dass dieses festival der krise entgegenwirken kann oder soll? sie dichten hier irgendwelche blinden unterstellungen in den raum. wahrscheinlich waren sie noch nicht mal vor ort... unterbelichtete dünnbrettbohrerei, diese...
MfG Rindermulch
Die obige Kritik "ausgewogen" zu nennen, ist übrigens tatsächlich hanebüchen. Ich habe im Prinzip nichts dagegen, dass derartige Texte auch stark subjektiv geprägt sind, aber dann doch bitte fundierter und nicht so einseitig! Herr Schmidt erspinnt hier abseitigste Verzweigungen zwischen dem einen ganzen Absatz und den Schlusssatz bestimmenden Rindenmulch und Artaud, dass es mir, der übrigens keineswegs vom Festival ist, die Nackenhaare aufstellt.
Ihr Vergleich zwischen Kaltstart-Festival und Sommerfestival hinkt übrigens wie nur was. Nebenbei erzählt er viel über das von mir an Nachtkritik monierte, denn hier wird ein kleiner Ausschnitt von Theater extrem überrepräsentiert und alles, was anderen ästhetischen Formen folgt, etwa Quesne, wird mit Skepsis begegnet. Daraus entstehen teilweise die absurdesten Blüten, nämlich dergestalt, dass ein Quesne (ich hole bewusst nicht weiter aus), ein international ziemlich arrivierter und abgefeierter Regisseur, hier von Ihnen indirekt als "Neues Theater" bezeichnet wird. Genau diese Sichtweise meine ich. Die deutschsprachige Theaterszene zeichnet sich oft durch eine auffällig ignorante Arroganz gegenüber internationalem Theater aus. Und genau von dieser Tendenziösität spreche ich bezüglich des Textes von Herrn Schmidt.
Und ja, einerseits stimmt es, Shoppen gegen die Krise kann helfen - von einem rein wirtschaftlichen Standpunkt aus betrachtet. Aber geht es im Leben denn allein um das Funktionieren der Wirtschaft? Märkte sind effizient und nützlich. Aber zu welchem Preis? Überspitzt formuliert: Ihrer Meinung nach sollten wir jetzt also lieber Autos kaufen und shoppen gehen, um die Wirtschaft anzukurbeln anstatt anderen menschlichen Subjekten zu begegnen, um die politische Gemeinschaft zu stärken bzw. zu verändern? Oder anders gefragt: Erhöht jetzt die "unsichtbare Hand" des Marktes das individuelle Glück oder nicht vielmehr doch die sichtbare Hand des (anderen) menschlichen Körpers?
Für mich gibt es da allerdings noch einen Unterschied zwischen einer Shopping Mall und einem Theater. Beim Shoppen begegne ich oftmals gehetzten und irgendwie verloren aussehenden Subjekten, welche vergeblich versuchen, sich mit Hilfe von Kleidung, Schuhen, Accessoires und Autos ihre Wunschidentität zusammenzubasteln. Doch was tun, wenn dahinter die Leere und Langeweile gähnt?
Vielleicht doch mal ins Theater gehen. Denn dort besteht zumindest die Möglichkeit, dass man anderen Subjekten begegnet, welche sich dieselbe Aufführung ansehen (und Aufführungen kann man nicht anziehen oder damit auf der Autobahn fahren) und sich danach darüber unterhalten, warum überhaupt und warum so und nicht anders und warum gut oder schlecht und was hat das Ganze eigentlich mit meinem eigenen Leben zu tun usw.
Zum besseren Verständnis der Differenz zwischen Shopping Mall und Theater gebe ich Ihnen noch ein Zitat von Agamben mit auf den Weg: "Wenn heute die Verbraucher in der Massengesellschaft unglücklich sind, dann nicht nur, weil sie Gegenstände konsumieren, die ihre Nichteignung zum Gebrauch in sich einverleibt haben, sondern auch und vor allem, weil sie glauben, über diese ihr Eigentumsrecht auszuüben, weil sie unfähig geworden sind, diese Gegenstände zu profanieren." Eine Theateraufführung kann man nicht besitzen, die KANN man nur gebrauchen, um das eigene Leben zu bearbeiten. Aber auch hier gilt: Alles kann, nichts muss.
Ach so, und der Pastor will also niemandem - ich zitiere Sie sinngemäß - irgendwelche Offenbarungen bescheren, die quasi zum Mensch- und Subjektsein erst verhelfen. Na, wenn Sie sich da mal nicht täuschen. Und wie bringen Sie die von Ihnen geforderte Demut (kann man Demut eigentlich fordern?) mit Ihrer Drohung mit dem Scheiterhaufen zusammen? Zeigt sich darin keine Selbstüberschätzung, kein autoritärer Machtanspruch als Stellvertreter Gottes?
Schließlich, die Hand unter dem Rock während der Vorstellung entspringt wohl Ihrem eigenen männlichen und heterosexuellen Fantasma. Mein Fantasma ist noch viel schlimmer, ich will die Massenorgie im Zuschauerraum! Das wäre in der Shopping Mall nämlich von vornherein ausgeschlossen, denn dort gibt es keine Dunkelheit (wie in der Theater-Geisterbahn). Und ausserdem gilt in der Shopping Mall das Tauschprinzip Geld gegen Ware und nicht das Begegnungsprinzip zwischen Körpern (wie [auch] im Theater).
wir sehen uns sonst gezwungen, sie mit unserer ehrenrettung zu konfrontieren!
Rindermulch, haben Sie vielleicht schonmal was von Intertextualität gehört? Julia Kristeva versteht darunter, dass die Grenze zwischen lesendem und schreibendem Subjekt verwischt. Roland Barthes spricht gar vom Tod des Autors, wonach der Leser als Raum beschrieben wird, in welchen ein "Gewebe von Zitaten" eingeschrieben sei. Und das macht mir keine Angst, im Gegenteil, ich finds toll. Ausserdem würde ich sagen, dass ich immer selbst denke, und das geht so: Ich setze meine eigene Haltung mit Hilfe verschiedenster Texte zusammen, ebenso hinterfrage und verwerfe ich meine Position wieder und beginne von Neuem, das ist ein unendlicher Prozess. Starre und unbewegliche Ideologien dagegen finde ich eklig.
Übrigens, was Sie da über Senta Berger sagen, das ist doch okay. Die spricht von sich selbst und ihrer ganz persönlichen Wahl der Haarfarbe. Viel schlimmer finde ich, wenn Penelope Cruz in einer Werbung von einer deutschen Frauenstimme synchronisiert wird. Da soll "die Frau" wieder mal nur ihr schönes Gesicht hinhalten, aber von sich selbst und in ihrer eigenen Sprache sprechen, das darf und soll sie nicht.
@ luft: Moment, ist das Festivalmotto nicht ein wenig differenzierter? "Shoppen gegen die Krise", das wird doch auch hinterfragt, oder? Zum Beispiel durch die Künstler Köbberling und Kaltwasser, die aus Abwrackprämien-Autos Fahrräder bauen.
Ebenso bezieht sich das Stück "Shoppen & Ficken" von Mark Ravenhill nicht allein affirmativ auf das Shoppen (und Ficken). Ja, auf der einen Seite stimmt der Spruch von Brian, dem patriarchalisch-autoritär-verklemmt auftretenden Sozialarbeiter: "Geld ist Zivilisation und Zivilisation ist Geld." Auf der anderen Seite wird das aber auch immer wieder hinterfragt, denn Geld allein kann es ja wohl auch nicht sein. Zum Beispiel erzählt Lulu in einer Szene vom Einkauf im Supermarkt, weil sie Lust auf einen Schokoriegel hatte. Und dass sie dabei mitangesehen hat, wie ein "Pennerty" eine junge Studentin/Kassiererin hinter dem Ladentisch abgestochen hat, bloß weil diese ihm statt einem Zehnerpack einen Zwanzigerpack gegeben habe. Als sie wieder zu Hause ist, fragt sich Lulu, die mit ihren drei männlichen WG-Freunden Drogen vertickt, konsumiert und ansonsten nur abhängt: "Jemand muß einen Krankenwagen rufen. Vielleicht liegt sie da noch. [...] Ich hab den Schokoriegel mitgenommen. Sie wird abgestochen, und ich stecke den ein und denke bloß für einen Moment: Ich kann mir den nehmen, und keiner hält mich auf. Warum hab ich das getan? Was bin ich?" Übrigens, ich hab heute einen Schokoriegel geschenkt bekommen, ganz umsonst und ohne Gegenleistung. So gehts auch. Schön.
---das war nicht der inhalt meines postings.
und außerdem: was die beiden da aus abwrackautos bauen, das hat wolf vostell schon viel früher viel eleganter bewerkstelligt: aus echten luxuskarossen wirklich ästhetisch schöne kunstwerke, das ist doch alles nur geklaaaaauuuuut (jetzt zitiere bitte nicht als antwort den song aus dem das letzte zitat ist, gähn)
(Kann aus technischen Gründen in dieser Rubrik leider nicht verlinkt werden. Die Red.)
Und Luft, Ihre Meinung in allen Ehren, aber Sie würde mehr Eindruck auf mich machen, wenn sie nicht von unausgegorenen und uninformierten Anpinkeleien gegen von Hartz begleitet wären. Das sollten Sie sich nicht durchgehen lassen. Denn im Kern ist an Ihrer Kritik etwas dran. Bloß in der Form ist sie nicht akzeptabel.
Ich habe auch Slotderijk und Adorno in greifbarer Nähe in meinem Bücherregal stehen, aber mir kommt es nicht in den Sinn, in einem Theaterforum daraus zu zitieren, es sei denn, ein Stück handelt explizit von Sloterdijk.
Erwähnt hier jemand ein Stück, dann hat Jeanne sofort eine kurze Inhaltsangabe parat oder zitiert daraus. Nebenher macht sie sich noch ihre eigenen Gedanken, sie fühlt sich gedrängt, den Vor-Kommentator zu korrigieren, da man ja differenzieren muss, und überhaupt sollte einiges aus einem anderen Blickwinkel betrachtet werden. Meistens geschieht das mit erhobenem Zeigefinger - das Ganze nennt sie dann Diskurs. Aber zur Vermeidung eines privaten Desasters sollte man aus oben genannten Gründen Fräulein Jeannechen einfach lassen (der Diminutiv wurde nach Lessings Tragödientheorie Mode. Danach enstanden die Gretchen und Kätchen, weil die Frau nach Lessing von der Natur hauptsächlich für die Liebe gerüstet wurde. Böse durfte sie eigentlich nicht sein, das war gegen ihre Natur, es sei denn, sie war eifersüchtig aus nicht erwiderter, gekränkter Liebe. Vielleicht hat Jeanne nur Defizite bei ihrem Zärtlichkeitsbedürfnis und verlegt sich aus Motiven der Kompensation auf geistiges Terrain.)
spricht man von Korinthenkackern." (Sallust)
Wo steht etwas von meinen angeblich stereotypen Vorstellungen der Geschlechterrollen? Ich habe Lessings Tragödientheorie erwähnt, die ich übrigens ablehne. Sie tun so, als seien Lessings Frauenbilder auch meine - das habe ich mit keinem Wort erwähnt. Sie sollten einmal versuchen, richtig zu lesen... Männer verlegen sich aufgrund irgendwelcher Enttäuschungen gelegentlich auch auf geistiges Terrain.
Ich bin für Gleichberechtigung und kein bisschen konservativ. Bei anderen Frauen wie Ihnen reagiere ich auch völlig anders. Die schreiben nicht "Singt, Ihr Luschen, singt!" oder "Ich kann Ihnen das erklären..." oder "Ihre Meinung interessiert mich nicht" und dergleichen mehr. Sollte ich bei Ihnen patriarchalisch-herablassend schreiben bzw. in diesen Ton hineingeraten, so liegt das an Ihrer Art, sich auszudrücken. Bei anderen Frauen gibt es keinen Grund, derartig zu reagieren.
Aber in Zukunft können Sie beruhigt sein, Frau d'Arc: ich bin an einer geistigen Auseinandersetzung mit Ihnen längst nicht mehr interessiert.
Dummheit die bleibt.
Wer das nicht behält,
sich's besser aufschreibt.
@ Hubertus Jemenie: Die Nachfahren der Korinther? So so, na ja, vielleicht, kann schon sein.
Ich schreibe, also bin ich: "Der Text hat eine menschliche Form, er ist eine Figur, ein Anagramm des Körpers? Ja, aber unseres erotischen Körpers. Die Lust am Text wäre nicht reduzierbar auf sein grammatisches (phäno-textuelles) Funktionieren, so wie die Lust des Körpers nicht reduzierbar ist auf das physiologische Bedürfnis." (Roland Barthes, "Le Plaisir du texte") Ansonsten hab ich keinen blassen Schimmer.
Ich weiß nicht was es ist warum fühl ich mich so leer
ich will mehr von dir als das was ich schon sah und hörte
verstörte Kreaturen überall der Verfall schleicht voran
unaufhaltsam Energieverschwendung Kollektivverblendung
Wahn keine Zeit kein Raum kein Traum
Ich weiß nicht wer ich bin wo soll ich denn noch hin
ich habe Angst es ist tief in mir drin
manchmal wein ich leise kannst du mich verstehn
niemand gibt mir Antwort wenn ich frage wonach darf ich mich sehnen
der Himmel ist nur schwarz der Himmel ist nur leer
ich sehe nach oben keine Sterne mehr ich hab
Heimweh Fernweh Sehnsucht ich weiß nicht was es ist
Heimweh Fernweh Sehnsucht ich weiß nicht was es ist
ich will nur weg ganz weit weg ich will raus"
(Christian Friedrich Daniel Schubart)