Kommentar zur Ernennung von Karin Bergmann zur Burgtheaterdiktorin bis 2019
Es wird weiter gemistet
von Dirk Pilz
Wien, 14. Oktober 2014. Karin Bergmann, interimistisch eingesetzte Burgdirektorin, bleibt bis 2019 die Chefin am Haus. Gut, aber warum dann das ganze peinliche Theater? Wieso wird in gezielter Indiskretion erst eine Liste angeblich heiß gehandelter Kandidaten an die Öffentlichkeit lanciert, wenn das einzige Ziel dieser intriganten Schamlosigkeit augenscheinlich darin bestand, bei den Genannten Dementis einzuholen, damit am End' bittschön alles so bleibt, wie es war?
Das offizielle Burgtheaterfoto von Intendantin
Karin Bergmann © BurgtheaterWenn es den verantwortlichen Herren und Damen politischerseits weder um Aufhellung vergangener noch gegenwärtiger Verstrickungen, Verfehlungen und Verfilzungen geht, sondern einzig darum, den Sumpf weiter zu bewirtschaften, weil andernfalls womöglich derart viel Arges ans Licht käm', dass es nicht hinreichte, einen Burgtheaterdirektor samt Vizechefin wegzuschaffen, sondern die Sumpfmitmacher in den Etagen darüber und darunter auch fortgeschickt gehörten? Das wär' was. Das gäb' eine Sumpfausheberei. Wer will das schon. Wer will schon zu tief in den Augiasstall hineinkriechen, wenn man befürchten muss, dass unter dem Mist das ganze schöne Burgtheater verschütt' ging. In Wien will man das nicht. In Wien will man sich sein Burgtheater von keinen Ausmistern mies machen lassen.
Gelingt das schier Undenkbare?
Karin Bergmann bleibt also Burgtheaterdirektorin. Sie wurde es nach dem Abgang von Matthias Hartmann interimistisch bis 2016, jetzt schenkt man ihr eine volle Vertragslaufzeit. Die Logik dieser Entscheidung lautet: Bergmann kennt das Haus gut, sie wird es also gut durch die derzeitig heftigen Stürme lancieren. Die Botschaft ist auch: egal, wie viel sie wusste, wie viel sie mitmachte oder mitbeschwieg, egal, inwiefern es sich um justiziable Vorgänge handelt – wichtig ist vor allem, dass sie jenes System kennt, das die Burg in die Krise geritten hat. Aufklärungsarbeit, die den strippenziehenden Politikern gefährlich werden könnte, muss von derlei wie auch immer Vergangenheitsbeteiligten nicht befürchtet werden.
Ärger drohte allenfalls von Leuten, die mit Distanz und ohne burgstallwärmende Voreingenommenheit den Sumpf zu betrachten vermögen. Schon allein deshalb konnte Wilfried Schulz, Intendant am Staatstheater Dresden und bis zuletzt häufig als neuer Burgchef gehandelt, es nicht werden. Noch mehr Scherereien können sie in Wien nicht gebrauchen.
Also versucht man sich in einer Kunst, deren Gelingen bislang noch nirgends bewiesen wurde: der Kunst, sich selbst am Schopf aus dem Sumpf zu manövrieren. Vielleicht gelingt derlei an der Burg, es ist an diesem Haus ja das schier Undenkbare möglich. Vielleicht macht dieser kühne Versuch, die Vergangenheit zu deckeln auch große Schule. Vielleicht eröffnen sich hier gänzlich neue Wege, wie mit unschöner Vergangenheit umzugehen wäre. Als die DDR untergegangen war, dies nur als Beispiel, hat man die einstigen Sumpfbewirtschafter aus den höheren Funktionärfluren nicht gebeten, die Abwicklung des SED-Staates zu managen. Wahrscheinlich war das falsch, es hätten viele Fehler vermieden werden können, niemand kannte schließlich die DDR besser als diese.
Das ist ein schiefer, provokanter Vergleich? Ja, ich weiß. Aber soll unsereiner wirklich ernst nehmen, wie es in Wien bei der Direktionswahl und Vergangenheitsaufarbeitung vonstatten geht? Soll man wirklich glauben, hier wurde in ehrlicher Müh' nach einer Lösung gesucht, bei der es nicht um Kalmieren und Weiterfilzen geht? Man muss sehr gutgläubig, wenn nicht naiv sein, derlei zu glauben. Man müsste annehmen, dass es dem für die Burgtheaterdirektionsbesetzung hauptverantwortlichen Kulturminister Josef Ostermayer tatsächlich um Aufklärung ginge. Dass dies auch Bergmann ein dringliches Bedürfnis wäre. Das Burgtheater, sagte sie nach ihrer Ernennung zur Chefin, solle künftig ein Theater "für die Welt von morgen" sein. Sie meint das ernst: die Zustände und Umstände der Umgänge mit diesen Zuständen am Burgtheater als Modell für die Welt von morgen. Gott bewahre, dass sie recht hat.
Tragikomisches Drama
Dabei, das sei unterstrichen, ist Karin Bergmann trotz aller Verwicklungen wahrscheinlich eine gute Intendantin, mit auffallend großem Rückhalt im Ensemble, Verhandlungsgeschick und Durchsetzungswillen. Die politischen Entscheidungsträger scheinen aber – auch das gehört zu den Wiener Unglaublichkeiten – sich selbst nicht über den Weg zu trauen, wenn man einerseits Bergmann einen Vertrag bis 2019 gibt, andererseits aber sofort hinzusetzt, dass es 2017 eine neue Ausschreibung geben soll, um die Bergmann-Nachfolge rechtzeitig regeln zu können. Was für eine Demütigung für Bergmann, ihr in den Vertrag zu schreiben, dass sie nur eine Übergangslösung ist, bis in fünf Jahren die wirklich erstklassigen IntendantInnen zur Verfügung stehen. Was für eine Wiener Welt, in denen die Postenschieberei und das Politgeschäftemachen sich wichtiger macht als das Theater, um das es geht.
Aber gut, die Burg hat jetzt immerhin wieder eine ordentlich mit Vertrag versehene Chefin, zudem die erste Burgtheaterdirektorin überhaupt. Die erste Amtshandlung von Bergmann sollte die dringende Bitte an alle lebenden Dramatikerinnen und Dramatiker sein, das Burg-Geschehen in ein tragikomisches Drama umzuschöpfen. Wir freuen uns auf die Ergebnisse.
Zur Chronik der Burgtheaterkrise hier entlang.
Vorspiel des Dramas um das Burgtheater war die Protestrede des Burgtheaterbilleteurs auf dem Jubiläumskongress "Von welchem Theater träumen wir" im Oktober 2013, den Karin Bergmann im Auftrag von Matthias Hartmann kuratierte. Auf dem berühmten Video weist sie Billeteur Christian Diaz von der Bühne.
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»Schreiben Sie doch ein Stück Bernhard
in welchem Sie alle Leute an der Nase herumführen
so ein Stück wünsche ich mir von Ihnen
so ein richtiges Andernaseherumführstück
setzen Sie sich doch hin Bernhard
und schreiben Sie ein solches Andernaseherumführstück
Großes Theater Bernhard
viel Volk viel Schweinerei viel Größenwahn
viel Verbrecherisches Abgeschmacktes Niederträchtiges
ein richtiges Burgtheatertheater
eine richtige große alles verstörende Andernaseherumführkomödie
bringen Sie einmal Ihre ganze Rücksichtslosigkeit auf die Bühne
Ihren ganzen Weltekel
nicht nur Ihren halben Weltekel sondern Ihren ganzen Weltekel Bernhard
schreiben Sie so ein Stück Welttheater
daß es das Burgtheater zerreißt
so einen richtigen grandiosen Weltscherz Bernhard
daß das Burgtheater explodiert
daß die ganze Stadt Wien erzittert
Sie wissen schon was ich meine«
Aus: Thomas Bernhard, „Claus Peymann kauft sich eine Hose und geht mit mir essen"
Was ist eigentlich aus den etwas vagen Ankündigungen geworden, das Outsourcen von Mitarbeitern an Leiharbeitsfirmen zu überprüfen? Outsourcing-Fan Springer ist ja mittlerweile auch nicht mehr im Amt.
Welche Kraft liegt in dieser Kapitulation?
Man darf weiter an sich glauben.
Man muss nicht komplett mit sich selber aufräumen, sich selber entsorgen. Der Turm wankte nur. Nun richtet er sich selber wieder auf. Gestern noch konkurrierender Kandidat heute schon wieder als Künstler eingekauft. Das ist auch ein Kontinuum.
Wozu sich Sorgen machen. Es gab ein paar finanzielle Fehlentwicklungen. Wo gibt es die nicht? Frau Bergmann wird sie ausräumen, hofft man. Und dann geht es weiter wie immer.
Was heißt schon: Es wird weiter gemistet? Oder: Sie ölt ihren Einkaufswagen?
Sind das nicht Gemeinheiten von Menschen, die einfach nur falsche Erwartungen an das Theater stellen? Sich falsche Hoffnungen machen?
Über all, wo Millionen hin fließen, werden Menschen auftauchen, die sich ihrer bedienen wollen. Ihre Legitimation besteht darin, gute, verkäufliche Kunstprodukte herzustellen. Der „Jedermann“, „Die Orestie“ sind gute Produkte, die verbunden mit der richtigen Marke, heißt sie nun Talheimer oder Kusej Erfolg versprechen können, ganz ohne archimedischen Punkt.
Es ist eben ein leiser Abschied von einem ehemals kritischen Medium, der Phantomschmerzen hervorruft. Die vermeintlichen alten Meister jammern. Aber auch ohne gesellschaftliche Reflexion kann man das Theater wieder flott machen.
Enttäuscht sind nur die, welche Theater in anderen Zusammenhängen denken.
Nichts für ungut, Herr Steckel.
Vom 6. Juni dieses Jahres gibt es ein typisches österreichisches Amts-Dokument aus dem Ministerium, das wohl den Zweck hat, die Zeit verstreichen zu lassen und das ganz im Nichts versanden zu lassen.
kulturrat.at/agenda/brennpunkte/agenda/brennpunkte/antwort_petition_bka_juni14.pdf
Unterton des Sektionschefs: "…wir sind hilflos, weil das Burgtheater ist ausgegliedert, und daher ist niemand von uns verantwortlich… "
Daher bleiben die Bundestheater wohl die einzigen Groß-Veranstalter in ganz Wien, die es nicht schaffen, ihre Vorderhausmannschaften selber zu anzustellen...
So wie du das schilderst, kann es eigentlich nicht sein. Die Holding ließ ja schon im Dezember 2013 via Presseagentur APA verlauten, dass nur noch zwei Alternativen auf dem Tisch sind: Entweder den Auftrag an die G4S neuausschreiben oder den Publikumsdienst "insourcen".
Zitat: "Derzeit werde das Terrain sondiert, ob dazu auf Arbeitnehmerseite Interesse besteht, zumal sich der neue Kollektivvertrag nicht wie früher an dem der Bühnentechniker orientieren könne, so Springer: „Der Vertrag will wohl verhandelt sein. Wenn uns das gelingt, ist es eine reine Rechenfrage, ob wir wieder insourcen.“ Bei gleichen Bedingungen werde man den Publikumsdienst in Eigenregie betreiben und vorhandenes Personal „mit Handkuss aufnehmen“. Parallel prüft man aber auch eine Neuausschreibung des Publikumsdienstes. (...) habe die erfolgte Evaluierung der Bundestheater nahegelegt, zentral organisierbare Dienste auch zentral zu organisieren. Eine Ausschreibung oder Einigung müsse jedenfalls in der zweiten Jahreshälfte 2014 erfolgen, da man als Startzeitpunkt für die Neuregelung den 1. September 2015 anpeile."
"Mit der zuständigen Gewerkschaft ist vereinbart, IM HERBST 2014 (Hervorhebung von mir) in Verhandlungen über einen möglichen Abschluss eines Kollektivvertrages für MitarbeiterInnen der Österreichischen Bundestheater im Bereich des Publikumsdienstes einzutreten, um - unter der Voaussetzung einer zumindest gleichbleibenden Kostensituation - den Publikumsdienst der Österreichischen Bundestheater künftig mit Eigenpersonal abdecken zu können."
Na, und Herbst 2014 ist ja nun!
Umso besser wenn da wirklich daran gearbeitet wird. Ich habe mich auf die Veröffentlichung des Kulturrats bezogen. Das ist ein symbolisches Thema, wo sich die involvierten politischen Kreise und die Arbeitgeber im Theater nur verdient machen können, wenn sie da eine Änderung zum Besseren herbeiführen. Es ist ein Unterschied ob sich 400 Menschen sich als Mitarbeiter eines Betriebes sehen werden, oder als im Paket zugekaufte Dienstleistung-Ware.
www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXV/A/A_00655/imfname_366033.pdf
www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXV/J/J_02297/imfname_361223.pdf
Da nach dem ganzen Missmanagement die Holding gerade selbst in Frage gestellt wird, liegt die Lösung nicht so nah wie oben glauben gemacht wird. Das war ja auch das Skurrile an der Billetteurs-Affäre: Die Öffentlichkeit liebt das Bild des allmächtig handelnden Burgtheaterdirektors/nun Direktorin, nur gewinnt man den Eindruck, dass das Burg-Management eigentlich überhaupt nicht handlungsfähig ist/war und sich den gewachsenen Gegebenheiten so elegant wie möglich zu fügen hat.
andererseits ergibt sich aus der Situation, die du beschreibst, folgendes Bild: Die Burgtheaterintendantin ist nicht handlungsfähig, weil sie in entscheidenden Fragen wie der Einstellung des Publikumsdienstes nichts zu sagen hat. Die Holding ist aber auch nicht handlungsfähig, weil sie in den kommenden Monaten (Jahren) neu gegliedert wird. Nun könnte man resignativ folgenden Schluss aus dieser Sache ziehen: Der ursprünglich von Dr. Georg Springer angekündigte Termin für die Neuordnung des Publikumsdiensts (beginnend im jetzigen Herbst) wird natürlich nicht gehalten. Jetzt wird erst einmal die Holding neu gestaltet. Und in einem oder zwei Jahren haben Herr Diaz und die Republik Österreich ohnehin andere Sorgen. Welcome G4S!
Ich bin allerdings der Meinung, dass gerade das derzeitige Machtvakuum unter einer handlungsunfähigen Holding dem, der es ergreifen will, das Heft des Handelns in die Hand spielen wird. Zumindest wenn das einer oder mehrere der Bundestheater-Intendanten wären. Gerade weil die Holding neu gestaltet wird, sollte Karin Bergmann sich jetzt zu dem Thema verhalten. Auf, Frau Troubleshooterin, schießen Sie den Trouble! Tun Sie was Gutes!
Jetzt ist eine neue Burgtheaterdirektorin da, die Holding wird umstrukturiert und hat nur einen interimistischen Leiter, das Burgtheater ist pleite, in dem momentanen Triumphgeheul um die neue Direktorin will eh niemand von Christian Diaz hören und in ein zwei Jahren ist auch das Thema erfolgreich ausgesessen. Bis dahin hat die Firma G4S wahrscheinlich auch die österreichische Armee übernommen.
Es gibt also auch das: Burgtheaterkrisengewinnler!
Dieses Interview finde ich einen interessanten Konnex zur Causa "Arbeitgeber Bundestheater".
Wenn wir annehmen, dass die Ausgliederung der Theater ein Kind der Regierung Klima und des "Dritten Weges" (Sozialdemokraten machen auf Neoliberalismus) war, dann macht mich dieses Interview zumindest hoffnungsfroh, dass die sozialdemokratische Politik in Ö langsam bemerkt wohin der Dritte Weg geführt hat. Und dass sie sich damit ihr neues "Lumpenproletariat" aus EPUs, Leiharbeitern und Scheinselbständigen selbst geschaffen haben, für die sie sich bisher als Arbeitnehmer-Partei nicht zuständig gefühlt haben. Denn es wurde ja in "Angestellte" und zugekaufte "Dienstleistung" separiert. Die Burg steht hier nur pars pro toto für viele Unternehmen die so mit ihren Mitarbeitern verfahren. Aber sie hat mehr Symbolkraft, und daher muss man immer wieder Salz in diese Wunde streuen.
Was mich viel mehr enttäuscht ist wieder einmal der kurze Atem der Wiener Kulturszene: gestern wurde in der Sache des ausgegliederten Publikumsdienstes der Bundestheater noch gebloggt und protestiert was das Zeug hielt. Dann wurden die Herren Springer und Hartmann weggeräumt, das Problem aber natürlich nicht gelöst. Und wo sind die Aktivisten des gestrigen Protests geblieben? Warum wird hier nicht verfolgt, was mit soviel Pauken und Trompeten angefangen wurde?
Warum "sogar" "Die Presse". In der Causa B ist "Die Presse" das Medium, das am nächsten zu unabhängigem Journalismus schreibt. Und das ist für österreichische Verhältnisse schon relativ viel. "Der Standard" und "Profil" glänzen durch Selektion der Themen und Schauplätze.
Und apropos Billeteure und Sozialdemokratie: Nach dem Parteitag und den Richtungsentscheidungen der letzten Wochen kann man sagen, dass die SPÖ beschlossen hat eine Partei der "Versorgten" und "Pensionisten" zu bleiben. Und die nachfolgenden Generation so gut wie es geht vom ehemals gemeinschaftlich aufgebauten Sozial-Standard auszuschliessen. Nur die Cannabis-Legalsierung haben sie den Jungen zugestanden, so nach dem Motto: "Die gute Laune werdet ihr demnächst dringend brauchen"
Und genau so agieren sie auch in der Burg-Sache.
diepresse.com/home/kultur/news/4608746/Burgtheaterprozess_Matthias-Hartmann-im-Zeugenstand?from=gl.home_kultur
Da würde ich dem Wiener jedoch zustimmen. Hier geht es ja um mehr als um private Zuneigung. Frau Stantejsky war kaufmännische Direktorin des Burgtheaters, Bergmann ist Direktorin des Burgtheaters. Erstere hat einen Sumpf von Korruption hinterlassen, Zweitere sollte größte Unparteilichkeit bei der Trockenlegung dieses Sumpfes an den Tag legen. Dazu ist sie bestellt worden. Ob persönliche Freundschaftsbezeigungen gegenüber der Hauptmitverursacherin einer Unparteilichkeit da nicht im Wege stehen, würde auch ich mich fragen.
In dem Artikel steht, dass Bergmanns Zusatzpension in Ordnung ist. Das finde ich nachvollziehbar, da Karin Bergmann keine durchgehende Erwerbsbiographie im Burgtheater hat. Sondern auch außerhalb des "Konzerns" tätig war.
Während Silvia Stantejsky durchgehend im Burgtheater beschäftigt war, die wirtschaftliche Ausgliederung mitgestaltet hat, und alle Rechte und Berechtigungen der beamteten Beschäftigten und der neuen "privatwirtschaftlich" Beschäftigten kannte und verwaltete.
Da wackelt erstmals ihr altruistischer Heiligen-Schein, wenn sie sich zusätzlich aus beiden Pensionskassen Verträge machen lässt und das ohne Wissen der Holding.
Aber eigentlich traurig, dass das Burgtheater wieder seinen Ruf als die "Freie Pensionsversicherungsanstalt" des deutsche Theater-Betriebs zementiert.
..."Ich habe eine deutsche Rente von 800 Euro und eine österreichische Rente von 1300 Euro und bin gezwungen, lebenslang zu arbeiten. (aus einem Artikel in der WELT 4.6.2007)"
Kommen sie darauf wer da geklagt hat? Oder können Sie sich erinnern? Es war GERT VOSS. Und der wurde offensichtlich nicht in den hehren Kreis dieser Pensionsversicherten einbezogen. UND DAS FINDE ICH DIE EIGENTLICHE, WAHRE SCHWEINEREI AN DIESER PENSIONSCAUSA.
Ich finde es jetzt falsch, daraus eine Neid Debatte zu machen. Denn wir wissen die Höhe dieser Pensionen nicht. Menschen die sich für das Burgtheater den "A. … " aufreissen, sollen auch dafür bezahlt werden. Und einen Ruhestand außerhalb der Armut sein ihnen gegönnt.
Aber es gibt in diesem System "Burgtheater" einfach auch zu viele Menschen, die sich zuerst gesagt haben: "Was kann das System Burgtheater für mich tun!"
Und nicht was kann ich für das "Burgtheater" tun. Und bei Gert Voss fällt diese Kosten-Nutzen Rechnung laut Ihrem Beitrag zu seinen Ungunsten aus.
Eine andere fragwürdige Neuigkeit aus dem gestrigen Ticker finde ich, dass sich ein Schauspieler von der "kaufmännischen" Direktorin ein ganzes Jahr von der Probenarbeit freistellen lassen konnte. Da fragt man sich, wie die Aufgaben in diesem Haus verteilt waren.
Wenn die Damen und Herren der Administration schon nicht von ihren ASVG-Pensionen leben können, dann sollten sie bei ihren zusätzlichen Regelungen Personen einbeziehen, die sich tatsächlich "den A.." aufgerissen haben um ihren Ausdruck zu gebrauchen. Nämlich fast täglich stundenlang auf der Bühne mit Höchstleistungen. Eine Kosten/Nutzenrechnung zu Ungunsten von Gert Voss bemerken zu wollen, empfinde ich als Absurdität.
"Burgtheater und Bundestheater-Holding weigern sich, KPMG Aufklärer im Parlament aussagen zu lassen
Rosenkranz, Zinggl, Meinl-Reisinger: "Bis zur heutigen Sitzung des 'kleinen Untersuchungsausschusses' wurde DDr.Wagner nicht von der Verschwiegenheitspflicht entbunden"
Wien (OTS) - Wirtschaftsprüfer DDr.Wagner sollte im heutigen Unterausschuss zur Bundestheater-Causa von seiner Verschwiegenheitspflicht gegenüber Burgtheater und Bundestheater-Holding entbunden werden, um Auskunft über die Malversationen geben zu können. Darum bat der Ausschuss in seiner Sitzung vom 12. Dezember 2014. Ostermayer hätte diese Entbindung per Weisung durchsetzen können, hat dies aber offensichtlich unterlassen.
"DDr. Wagner ist eine der zentralen Figuren, welche die Malversationen in den Bundestheatern überhaupt erst öffentlich machte. Dass die neuen Geschäftsführer von Burgtheater und Bundestheater-Holding ihn nicht von seiner Verschwiegenheit entbinden wollen, dass Minister Ostermayer eine Entbindung offensichtlich nicht durchgesetzt hat und dass die Opposition darüber bis zum Vorabend des heutigen Ausschuss im Dunkeln gelassen wurde, lässt uns am Aufklärungswillen der Beteiligten zweifeln", so die Kultursprecher der FPÖ, der Grünen und der NEOS, Rosenkranz, Zinggl und Meinl-Reisinger. Die Opposition fordert daher alle Beteiligten auf, die Entbindung umgehend vorzunehmen, um weiterhin gemeinsam an der parlamentarischen Aufklärung der Causa arbeiten zu können und nicht erneut in einen Vertuschungswettlauf zu verfallen."
Hat sie davon nicht immer gesprochen, als sie sich noch um den Job der Burgtheaterintendantin bewarb?
wenn Sie so anfangen, dann müssten Sie auch nach ganz anderen offenen Traktanden fragen. Ich erinnere da nur an jene seinerzeit weltberühmten Bargeld-Depots bei Frau Stantejsky, die ja nicht allein Matthias Hartmann und einer seiner Jungregisseure bei ihr hielten, sondern - wenn ich recht erinnere - ungefähr 50 weitere Mitarbeiter, deren Namen in den anfangs 2014 veröffentlichten Presseunterlagen alle bis auf einen geschwärzt waren. Bis heute wurde nicht erklärt, welchen Zweck diese Depots bei der Stantejskyschen Privatbank hatten, wenn nicht den der Steuerhinterziehung. Und wurde diesen Fällen nachgegangen? Hat man davon je wieder gehört? Sind unsere Mitbürger in Österreich mehr in ihre Schauspieler vernarrt als in ihren Rechtsstaat?
Rein hypothetisch und ohne es unterstellen zu wollen: Man kann mit Geld auch an der Börse spekulieren und mit bester Absicht - auf Gewinne hoffend - Verluste einfahren. Siehe Salzburger Spekulationsskandal.
rein hypothetisch: an der Börse spekulieren, ja, das kann man natürlich. Aber klingt das sehr wahrscheinlich, dass eine große Zahl von Mitarbeitern Frau Stantejsky dafür ihr Geld anvertraute? Ich interessiere mich ja gar nicht für Motive von Stantejsky, die wird schon ihre Gründe gehabt haben, sondern für die Motive der Einlagenhalter, ihr Geld bei Stantejsky zu lassen. In den wenigen namentlich bekannt gewordenen Fällen handelte es sich ja um keine kleinen Summen. Und da Stantejsky keine Bank war, konnte sie sicher keine großen Ausfallgarantien in Aussicht stellen. Und würden Sie einer Kollegin 180'000 Euro überlassen, um damit für Sie an der Börse zu spekulieren?
Stand in "Format" und an verschiedenen anderen Stellen.
www.heute.at/freizeit/kultur/art23668,1127609
Frau Bergmann stellt hier also eine Ausnahme dar. Wie sie das übrigens ja auch bei der Behandlung der von ihr nicht "steuerlich gemeldeten" "Schenkungen" des Burgtheater-Intendanten Klaus Bachler an sie tut. Willkommen in Österreich.
Kunst-Profi Gerald Matt schreibt in "Heute"
Bundestheater: Fastenkur für Holding
Grüne pochen auf Vorlage der Aufsichtsratsprotokolle
Wien (PK) - Die Grünen drängen weiter die Vorlage der Protokolle der
Sitzungen des Burgtheater-Aufsichtsrates an das Parlament zu
erreichen. In einer Kurzdebatte im Nationalrat über die Beantwortung
einer insgesamt 196 Punkte umfassenden Anfrage der Grünen durch Josef
Ostermayer warf Abgeordneter Wolfgang Zinggl (G) dem Minister vor,
durch seine Berufung auf die Vertraulichkeit die Aufklärung des
Burgtheater-Skandals zu behindern. Ostermayer bekannte sich zu
Transparenz und Aufklärung, gab aber zu bedenken, es gelte auch, auf
datenschutzrechtliche Interessen Bedacht zu nehmen und darüber hinaus
wirtschaftlichen Schaden für das Unternehmen zu vermeiden. (...)
(Anm. Redaktion. Der vollständigen Text findet sich unter: www.parlament.gv.at/PAKT/PR/JAHR_2015/PK0150/index.shtml)
Die wichtigsten Rahmendaten zur Stantejsky-Bank sind noch auf der Homepage der "Presse" nachzulesen:
diepresse.com/home/kultur/news/4675672/Burgtheater_Zahlreiche-Klagsdrohungen
Auch dieser Artikel bringt noch einige neue Beobachtungen.
Allerdings finde ich um jetzt aus Posting 50 zu zitieren eine Vorgangsweise wie folgt auch nicht gerade geschmackvoll:
....Ich muss sagen, auch ich war überrascht, als der Ensemble Vertreter des Burgtheaters bei der Ernennung Elisabeth Orths zum Ehrenmitglied Silvya Stantejsky bei seiner offiziellen Ansprache in einem Atemzug mit dem Kulturminister Ostermayer begrüßte.....
Ein bißchen weniger "Siegesgeheul" der Hartmann-Gegner würde wahrscheinlich ruhigere Reaktionen von Hartmann erwarten lassen.
diepresse.com/home/kultur/news/4679382/Bundestheater_Spielbetrieb-ab-2016-ist-bedroht?_vl_backlink=/home/kultur/news/index.do
Ein Interview mit dem interimistischen Holding-Chef Romberg.
Kaufmännische Intelligenz in der Geschäftsführung der Bundestheater. Eine Wohltat.
Es wird im Gespräch aber auch erwähnt, dass schon die nächste parteipolitische Besetzung der Betriebsführung der Bundestheater droht.