Presseschau vom 1. September 2011 – Die Zeit besucht Yael Ronen und ihre Crew in Israel

Hereindrängende Außenwelt

Hereindrängende Außenwelt

1. September 2011. Im Vorfeld der heutigen Premiere von Yael Ronens neuer Arbeit für die Berliner Schaubühne "The Day Before The Last Day" (hier ein Bericht über das Preview im März) hat Peter Kümmel für die Wochenzeitung Die Zeit die Künstlerin in ihrem Heimatland Israel besucht und gemeinsam mit Regieteam und Schauspielern die Gegend bis zum Westjordanland bereist.

Auf Ko-Autorenschaft der Schauspieler und Einflechtung ihrer persönlichen biographischen Bezüge basiere das Work in Progress für "The Day Before The Last Day", ähnlich wie in der gefeierten Vorgängerarbeit Dritte Generation. Es werde ein Stück über religiösen Wahn und über instabile geopolitische Verhältnisse ("Wenn du dich entschließt, zum jüdischen Glauben überzutreten, steht dir ein israelischer Pass zu – solange Israel gültig ist", heiße es im Stück). Dabei richte sich der Blick nicht nur auf den potenziellen "Eskalationsort" Naher Osten. "Ein schlafender Supervulkan aber, der Unheilsgigant schlechthin, ist bei Yael Ronen: Europa."

Kümmel schildert, wie in Begegnungen mit Menschen vor Ort das Stückmaterial entstehe. So liest man die Suada eines Mannes vom Workers Advice Center Tel Aviv, die später in einen Monolog einfließe: "'Dies, sagt er, 'ist längst nicht mehr der Staat der Juden. Denn was ist zionistisch an Nestlé, an Motorola, an der Deutschen Bank? Die besitzen das Land. (…)' Begonnen habe der ganze Wahnsinn als die Amerikaner aufgehört hätten, etwas zu produzieren und stattdessen Geld aus Geld zu machen begannen."

Solche O-Töne gingen in die Abende von Yael Ronen ein, wenngleich künstlerisch bearbeitet: "Yael Ronens liebste Kunstgriffe sind die des Kabaretts: Sprünge durch Raum und Zeit, Auflehnung der Figur gegen die Rolle, hereindrängende Außenwelt, die immerzu die Geschehnisse auf der Bühne durcheinanderbringt", so Kümmel.


(Die Zeit / chr)

Kommentar schreiben