Presseschau vom 28. Mai 2011 – Die Süddeutsche Zeitung über Antú Romero Nunes

Das Mitgefühl zeigen

Das Mitgefühl zeigen

28. Mai 2011. Antú Romero Nunes sei ein romantischer Skeptiker, "der an die Wahrheit von Gefühlen mit der gleichen Trotzigkeit glaubt wie an die Notwendigkeit, Wahrheit immer wieder zu befragen" schreibt Till Briegleb in der Süddeutschen Zeitung (28.5.2011).

Bei der Gelegenheit erfährt man auch, dass Nunes als Regiestudent an der renommierten Berliner Ernst-Busch-Schule fast gescheitert wäre, die er im Gespräch mit dem Kritiker offenbar so beschreibt, dass Briegleb an ein "koreanisches Straflager" denken muss. "Ich bin keiner, der über Kraft und Statuskämpfe etwas erreicht", zitiert Briegleb Nunes. Doch mit dieser sensiblen Haltung sei er er schnell Opfer des Beurteilungssystems der Schule geworden. Die harschen Urteile hätten ihn so verunsichert, dass er nicht weiter wusste – und dann habe man ihm den Abschied nahe gelegt. "Weil der Regisseur Jan Bosse und der Geschäftsführer des Maxim Gorki Theaters, Klaus Dörr, zufällig Arbeiten von Nunes sahen und für gut befanden, wurde das Super-Talent dann doch gerettet. Direkt nach seiner Abschlussarbeit mit Schillers 'Der Geisterseher' engagierte Armin Petras den Frischling als Hausregisseur ans Gorki, Joachim Lux und Oliver Reese holten ihn für mehrere Arbeiten nach Hamburg und Frankfurt, die das Vertrauen allesamt rechtfertigten."

Wenn Nunes dann über sich selber ganz ernsthaft sage, er sei ein 'kitschiger' Regisseur, schreibt Briegleb auch, scheine "das zunächst total absurd. Erklärt er sich aber in seiner leisen und bedachten Art, wird sein besonderer Zugriff verständlich. Anders als Brecht will Nunes mit seinen Distanzierungen von Schauspieler und Figur kein 'Bewusstsein' erzeugen, denn diese belehrende Manier empfindet er in einer durchinformierten Gesellschaft als total obsolet. Er möchte, im Gegenteil, das Mitgefühl zeigen, das der Darsteller seiner Figur gegenüber besitzt. 'Wenn die Figur dem Schauspieler wirklich leid tut, ist er stärker beteiligt. Und diese Beteiligung überträgt sich auf das Publikum.'"

(sle)

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