medienschau
Unsere auswahl ist subjektiv
Presseschau vom 27. November 2017 – Deutschlandfunk-Interview mit dem Oberhausener Intendanten Florian Fiedler, der sich zugunsten seiner Mitarbeiter das eigene Gehalt gekürzt hat
Angstfreier arbeiten
27. November 2017. Susanne Burkhardt von Deutschlandfunk Kultur hat für die Sendung "Rang 1" (25.11.2017) mit Florian Fiedler gesprochen, seit dieser Spielzeit Intendant in Oberhausen. Er arbeitet mit dem Ensemble-Netzwerk zusammen und gehört zu den Unterstützern der Initiative "Pro Quote Bühne", hat sich das eigene Gehalt gekürzt, "um den Mitarbeitern ihre mageren Einstiegsgehälter zu erhöhen, auch Frauen und Männer gleich zu bezahlen", wie Burkhardt zusammenfasst und dies als "vorbildlichen, wegweisenden Schritt" lobt. Die Reaktionen der Intendantenkollegen seien, so Fiedler, sehr gemischt gewesen. Diejenigen, die "Angst um ihre eigenen Pfründe haben oder dass sie jetzt auch was abgeben müssten – die melden sich jetzt natürlich nicht. Ich bin aber auch noch nicht so ganz in diesen Intendanten-Netzwerken drin."
Presseschau vom 23. November 2017 – Die Medien über die Aktion des ZpS, neben Björn Höckes Wohnhaus ein Holocaust-Mahnmal zu errichten
Denkmal vor Höckes Haus
23. November 2017. Ein Holocaust-Mahnmal hat das Zentrum für politische Schönheit (ZPS) vergangenen Mittwoch neben dem Wohnhauses des AfD-Politikers Björn Höcke im thüringischen Bornhagen errichtet. Erinnern möchte das ZPS damit an Höckes Dresdener Rede Anfang des Jahres: In dieser hatte Höcke das Berliner Holocaust-Mahnmal als "Denkmal der Schande" bezeichnet, das die deutsche Geschichte "mies und lächerlich" mache. Wie reflektieren und kommentieren die Medien die neueste ZPS-Aktion gegen Rechtsextremismus?
Presseschau vom 22. November 2017 – Die Berliner Zeitung über Förderungerechtigkeit in den performativen Künsten
Nicht genug zu preisen
Berlin, 22. November 2017. Warum gelten Zirkus, Varieté und auch Musical als nicht förderungswürdig?, fragt Birgit Walter in der Berliner Zeitung. "Die Tänzerin in der letzten 'Schwanensee'-Reihe gilt unbenommen als Künstlerin, nicht aber der singende, tanzende Alleskönner, der mit grandiosen Kunststücken das gesamte Parkett verzaubert."
Presseschau vom 17. November 2017 – Die Mitteldeutsche Zeitung zum Machtkampf an den Bühnen Halle
Kabale ohne Liebe
17. November 2017. Der Machtkampf an den Bühnen Halle verschärft sich. Im Juni dieses Jahres sprachen drei Intendanten dem Geschäftsführer Stefan Rosinski ihr Misstrauen aus. Der schießt nun zurück. Die Mitteldeutsche Zeitung beschreibt den jüngsten Geschäftsbericht Rosinskis als "Generalbrechnung" mit Opern-Intendant Florian Lutz.
Presseschau vom 16. November 2017 – Volksbühnen-Intendant Chris Dercon im NZZ-Interview
Dies ist kein Theater?
16. November 2017. Über seine Gegner und Kritiker, über Kontinuität an der Volksbühne, eine Instrumentalisierung durch die Kulturpolitik und von ihm gemachte Fehler spricht der neue Volksbühnen-Intendant Chris Dercon im themenoffenen Interview mit der Neuen Zürcher Zeitung.
Presseschau vom 15. November 2017 – Die Theaterwissenschaftlerin Amy Stebbins in der Zeit über Ayad Akhtars Erfolgsstück "Geächtet"
Identitärer Wolf im linksliberalen Schafspelz
15. November 2017. In der Zeit analysiert und kritisiert die Theaterwissenschaftlerin Amy Stebbins die Erfolgsgeschichte von Ayad Akhtars "Geächtet", das auf deutschsprachigen Bühnen rauf- und runtergespielt und soeben in Wien als "Stück des Jahres" mit dem Nestroy-Preis ausgezeichnet wurde.
Presseschau vom 12. November 2017 – Die Welt stellt dem Hamburger Thalia Theater kein gutes Zeugnis aus
Wo sind die starken Handschriften?
12. November 2017. In der Welt nimmt Stefan Grund die Vertragsverlängerung von Thalia-Intendant Joachim Lux zum Anlass, ein Ranking für die Hamburger Kulturszene zu erstellen. Und da sieht es nicht gut aus fürs Thalia Theater: Nach Elbphilharmonie, Staatsoper, Deutsches Schauspielhaus und Kampnagel landet es in Grunds Liste auf dem fünften und letzten Platz der großen kulturellen Einrichtungen.
Presseschau vom 6. November 2017 – Berichterstattung zum 10-jährigen Jubiläum von nachtkritik.de
Zuschauernähe oder Insidergekreisel?
6. November 2017. Für die Frankfurter Allgemeine (4.11.2017) steht nachtkritik.de "in einem krassen Gegensatz zur traditionellen Theater-Berichterstattung". Redakteur Simon Strauß sieht durch das Online-Feuilleton "den Abbau regionaler Theater-Berichterstattung kompensiert". Das Portal habe es geschafft, "die sogenannten Debatten des Betriebs auf ihre Seite zu ziehen", fragt sich jedoch, ob das tatsächlich "zu besonderer 'Zuschauernähe' oder nicht viel eher auch zu einer gehörigen Portion Insidergekreisel führt?" Schließlich bekomme man "die großartige Chance, einen Leser durch Text und Thema zu locken, der sonst mit dem Theater gar nichts am Hut hat, (…) nur im – durch seine verschiedenen Facetten überraschenden – Feuilleton einer Zeitung. Das den Laien abschreckende 'Expertentum' findet nämlich mittlerweile nicht mehr hier, sondern dort statt: in den immer offenen, nie entschiedenen Diskussionsforen der Userinnen und User von 'Nachtkritik'."
Presseschau vom 25. Oktober 2017 – Die Süddeutsche Zeitung hat Schauspieler*innen und Regisseur*innen zum Sexismus im Film- und Theaterbetrieb befragt
Systemimmanente Erotik?
25. Oktober 2017. Alle in der Film- und Theater-Welt könnten "Geschichten von sexuellen Belästigungen, Anzüglichkeiten, Übergriffen" erzählen, schreiben die fünf Autor*innen Christine Dössel, David Denk, David Pfeifer, Thorsten Schmitz und Ulrike Schuster der Süddeutschen Zeitung (23.11.2017), die im Zuge der Diskussion um Harvey Weinstein und #MeToo verschiedene Schauspieler*innen und Regisseur*innen zum Thema Sexismus befragt haben. Dabei hörten sie z.B. von dem "ehemaligen Theaterdirektor, der bei Bewerbungs- und Besetzungsgesprächen die Tür zum Büro abgeschlossen und die Rollläden heruntergelassen haben soll. Eine Informantin zitiert ihn mit den Worten: 'Über dein künstlerisches Engagement können wir ja danach noch reden.'"
Presseschau vom 13. Oktober 2017 – Der Freitag interviewt die Münchner Regisseurin Anta Helena Recke zu ihrem Remake von Anna-Sophie Mahlers "Mittelreich" an den Kammerspielen
Prinzip Schwarzkopie
13. Oktober 2017. "Meine Ausgangsfrage war: Wie kann ich im Theater die durchschlagende Desillusionierung erfahrbar machen, die man hat, wenn man zum ersten Mal versteht, dass man weiß ist? Wie kann ich etwas sichtbar machen, das so unsichtbar ist wie Whiteness?", erklärt Anta Helena Recke im Interview mit Matthias Dell im Freitag (13.10.2017) ihre Re-Inszenierung von Anna-Sophie Mahlers erfolgreicher Bierbichler-Uraufführung "Mittelreich" mit ausschließlich schwarzen Darsteller*innen. "Wenn Du das, was ist, zeigen willst, musst Du es noch mal herstellen, aber dabei eine Sache verändern: die Abweichung in der Wiederholung. Damit man die Sache selbst sehen kann."
Presseschau vom 12. Oktober 2017 – Regisseur Christopher Rüping im Deutschlandfunk Kultur über strukturellen Sexismus im Theaterbetrieb
Es fehlen die Kontroll-Gremien
12. Oktober 2017. Im Anschluss an den "Fall Harvey Weinstein" und die Debatte um Sexismus im Filmbusiness Hollywood hat sich Eckhard Roelcke für die Sendung "Fazit" auf Deutschlandfunk Kultur (11.10.2017) mit dem Regisseur Christopher Rüping über Sexismus auf den Bühnen unterhalten. Rüping meldet Zweifel an, ob er als Mann eigentlich der richtige Ansprechpartner sei, weil er lediglich "aus zweiter Hand" berichten könne. Aber er hat doch aufschlussreiche Beispiele aus dem Theaterbetrieb. Bewerbungen von Schauspielerinnen etwa würden nach Haarfarbe geordnet; in einem Bewerbungsverfahren sei der Satz gefallen: "Wir suchen nach tits and ass."
Presseschau vom 10. Oktober 2017 – Volksbühnen-Petitions-Initiatorin Evelyn Annuß in der Berliner Gazette
Vertane Chance
10. Oktober 2017. Am 9. Oktober hätte der Kulturausschuss im Berliner Parlament seine umstrittene Entscheidung für Chris Dercon als Volksbühnen-Intendanten, einen "Kurator aus der bildenden Kunst (...), der noch nie in einem Theater gearbeitet hat", überdenken können, schreibt die Berliner Theaterwissenschaftlerin Evelyn Annuß in einem Debattenbeitrag in der Berliner Gazette. "Stattdessen wurde nachträglich durchgewunken, was vor zwei Jahren ohne Beratung durch Experten hinter verschlossenen Türen entschieden worden ist."
Presseschau vom 28. September 2017 – in der Süddeutschen Zeitung äußert sich Frank Castorf zur Volksbühnen-Besetzung
"Meine Sympathie gehört den Besetzern"
28. September 2017. Solidarisch mit den (vorerst ehemaligen) Volksbühnen-Besetzer*innen erklärt sich in der heutigen Print-Ausgabe Süddeutschen Zeitung (28.9.2017) Ex-Intendant Frank Castorf, der im Interview die Berliner Kulturpolitik kritisiert.
Presseschau vom 22. September 2017 – der Berliner Tagesspiegel geht der Ankündigung einer Besetzung der Volksbühne nach
Mit antikapitalistischem Hintergrund
22. September 2017. Nachdem bereits seit mehr als einer Woche ein Aufruf in den sozialen Medien kursiert, in dem eine Gruppe namens "Staub zu Glitzer" eine kunst-aktivistische Besetzung der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz ankündigt, hat der Tagesspiegel nachrecherchiert und Folgendes gefunden: "Im Protokoll einer außerordentlichen AStA-Sitzung der Berliner Beuth Hochschule für Technik vom 19. Juni dieses Jahres wird unter dem Tagesordnungspunkt 3 eine Anfrage der 'Aktion Staub zu Glitzer' aufgeführt. Zwei Aktivisten stellten damals im Namen eines Kollektivs aus Künstlern, Autoren und Studierenden den Plan vor, die Volksbühne und den Rosa-Luxemburg-Platz zu besetzen." Im Zuge der Besetzung sollten laut Protokoll "sechs bis sieben Bühnen in den Gängen aufgebaut und bespielt werden". Der Anwesenheitsliste zufolge hätten Hendrik Sodenkamp und Alexa Brunner die Pläne als Sprecher*innen von "Staub zu Glitzer" vorgestellt.
Presseschau vom 18. September 2017 – Der Spiegel kritisiert Chris Dercons Volksbühnen-Haushaltsplan und die Medien kommentieren
Volksbühne als Abspielstätte?
18. September 2017. Der Spiegel wertet in seiner aktuellen Ausgabe (Ausgabe 38/2017) die seit September öffentlich zugänglichen Haushaltsunterlagen über Stellenbesetzung und Finanzplan der Berliner Volksbühne aus und resümiert zuspitzend: "Chris Dercon, der neue Intendant der Berliner Volksbühne, treibt den Umbau des traditionsreichen Theaters in eine Abspielstätte von Fremdproduktionen konsequent voran."
Presseschau – Volksbühnen-Intendant Chris Dercon im ZDF-Morgenmagazin
Wer ist das Volk?
1. September 2017. "Berlin und Gegenwind, das bedeutet eigentlich dasselbe, nicht?" sagt Volksbühnen-Intendant Chris Dercon im siebenminütigen Interview mit dem ZDF-Morgenmagazin (31.8.2017) – in dem es zunächst und vor allem um den Kulturstreit geht, den seine Ernennung als Ablöser von Frank Castorf über Berlin hinaus ausgelöst hat.
Presseschau vom 28. August 2017 – Darja Stocker antwortet ihren Kritiker*innen in der Sexismus-Debatte auf dem Blog des Merkur
Wer beweist, dass jemand seine Machtposition ausübt?
28. August 2017 . Im Zuge der Diskussion über den Sexismus an deutschen Schreibschulen hat Darja Stocker auf dem Blog der Zeitschrift Merkur eine Replik an ihre Kritiker*innen veröffentlicht Sexismus, was ist das? Eine Replik. Wir geben hier einige Auszüge des umfangreichen Textes:
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