Schaumkronen der Müdigkeit

25. März 2022. "Ich meine, was soll denn eigentlich noch kommen? Atomare Bedrohung haben wir, Klimakatastrophe haben wir. Pandemie haben wir", fragen Fabian Hinrichs und René Pollesch in ihrem neuen Stück und liefern ein begeisterndes Gegenwartsbild zwischen Verzweiflung und Hoffnung.

Von Christian Rakow

"Geht's Dir gut?" von René Pollesch und Fabian Hinrichs an der Berliner Volksbühne © Thomas Aurin

25. März 2022. Es ist schon irre, wie nach all der Zeit – nach diesen letzten zwei Jahren oder den vergangen zweieinhalb Millionen – alles auf diese eine Zahl zuzulaufen scheint: 1,5. Diese Nur-Halbes-und-nichts-Ganzes-Zahl. 1,5 Meter Personenabstand sollen uns vor dem mutationsfreudigen Corona-Virus schützen. 1,5 Grad Celsius und nicht mehr darf sich die Erde erwärmen, wenn wir sie weithin bewohnbar halten wollen.

Fabian Hinrichs streift umher im leeren Rund der Volksbühne. Tausend Kilometer entfernt ist Krieg. Tausend Kilometer und einskommafünf Meter, sagt er. Es martert ihn, es martert uns. Er spricht scheinbar mit uns, dem Publikum, als treffe er einen lang vermissten Geliebten. Nach zwei Jahren Pandemie. Wir haben die schmutzigen Masken noch vor dem schiefen Mund. Allein die Augen verheißen mehr. Mehr was? Schönheit? Hingabe? "Geht es Dir gut?", fragt Hinrichs richtungslos. Und: "Hast Du wieder Nachrichten gesehen?" Ach ja… Wem könnte es wohl gut gehen? Corona, Krieg und Klimakatastrophe – das sind einskommafünf mal zwei Tonnen Menschenbürde.

Flashende Gedankenfetzen

Fabian Hinrichs gehört zu den wenigen Schauspielern auf deutschen Bühnen, die schon mit Szenenapplaus empfangen werden, ehe sie überhaupt einen Handschlag getan haben. Mit Grund. Er hat uns in Mülheim und auch hier an der Berliner Volksbühne die großen Erfindungen der Menschheit dargelegt (Ruhrtriologie); er ist an der Discokugel geflogen (Verblendungszusammenhang); er hat den Wagen der "Mutter Courage" gezogen und ist mit einer Turner-Riege dem Netzwerk-Kapitalismus von der Schippe gesprungen (Kill your Darlings). Alles gemeinsam mit seinem Regisseur, Autor und Kompagnon René Pollesch. Als Duo kredenzten sie zuletzt traurig-funkelnde Kindheitsgeschichten im Berliner Friedrichstadtpalast (Glauben an die Möglichkeit...). 2019 war das, gefühlte Lichtjahre vor der Pandemie.

GehtesDirgut4 805 Thomas Aurin uFabian Hinrichs und die Chöre "Afrikan Voices" und "Bulgarian Voices" © Thomas Aurin

Und jetzt ist alles vorbei. The Show must not go on. "Geht es Dir gut?", fragen Pollesch/Hinrichs an der Volksbühne und kennen wie wir die Antwort. "Ich bin müde", sagt Hinrichs immer wieder. "Müdeeee". Er hat einen Chor dabei, glänzende Sänger:innen der "Afrikan Voices" und "Bulgarian Voices Berlin", aber er lässt sie geradezu einförmig wie in einem Mantra auf wenigen Akkorden und wenigen Versen verharren. "Ich war weg", singen sie eingangs minutenlang. Und dann ist der Chor selbst bald weg und Hinrichs einsam auf der Bühne. Im imaginären Zwiegespräch mit uns, im Selbstgespräch mit sich. Er schleudert Gedankenfetzen raus, der Krieg, Corona, sogar Putin-Bilder flashen herein, als wolle er die Leere tapezieren. Mitunter schreit er gegen die Bedrückung an, wie ein Rufer in den Bergen, in denen ja die Gletscher abschmelzen. Also ein Rufer in Geröllwüsten.

Wortwehgeburten ohne Echo

Ich habe lange im Theater keinen Abend gesehen, der so ungeschützt und ehrlich mit sich selbst und mit dem Gefühl der Ohnmacht, das seit Corona in unsere Wohlstandswelt getreten ist, umging. Hinrichs' betont kühle Wortwehgeburten, die ohne Echo an der kahlen Einhegung der Bühne abprallen, erzählen so viel: von unserem unpolitischen Lärmen, vom Hedonismus, vom Verlust kollektiver Anstrengung, von der Handlungshemmung angesichts von einskommafünf plus x Menschheitsaufgaben, die konkrete Kosten bedeuten. Für uns, denen schon Masken in der Not lästig werden. Leise im Hintergrund dudeln die Akkorde aus Falcos sinistrem 1980s Song "Jeanny". "Diese Müdigkeit", presst Hinrichs leidvoll heraus, "ist nur die Schaumkrone einer ganz anderen Müdigkeit."

GehtesDirgut3 805 Thomas Aurin uAufbruch in eine andere Kunst: Die Breakdancer der Flying Steps Academy © Thomas Aurin

Wohl eine gute halbe Stunde, jedenfalls eine geschlagene Ewigkeit, geht sein bitteres, berückendes Solo. Dieser "Schrott, den ich hier inhaltlich gerade verzapfe“. Und dann wagen Pollesch und Hinrichs doch noch so etwas wie einen Blick auf die Utopie einer Kunst am Ende des Tunnels. Eine Rakete schwebt herein, halb Kriegszeichen, halb Aufbruch in die Raumfahrtära. Die Sänger:innen sind wieder da, umfangen Hinrichs, greifen seine Worte auf und werden ihn alsbald rauchumwölkt in der Rakete verlassen (Bühne: Katrin Brack).

Beim Schlußapplaus gibt's Zugaben

Und dem Zurückgebliebenen erscheinen neue seltsame Wesen: Breakdancer der Flying Steps Academy, lassen in irrwitziger Beweglichkeit ihre Körper kreisen, reißen das Publikum zu Applauswogen hin. Ein Comic Relief an einem Abend, der wahrlich nicht nach Leichtigkeit heischte. Die Darbietungen der "Flying Steps", der "Afrikan Voices", der "Bulgarian Voices" sind findlingshaft und wunderschön, behaupten locker ihren Eigenwert neben dem splitternden Bewussteinsmonolog des Solo-Helden. Wir sehen eine Art neues Volkstheater, wo entfernte Künste emanzipiert zueinandertreten, ohne sich verschmelzen zu müssen. Beim Schlussapplaus gibt's Zugaben.

GehtesDirgut1 805 Thomas Aurin uIn a nutshell: Fabian Hinrichs auf Katrin Bracks Bühne © Thomas Aurin

Hinrichs und Pollesch haben aus einem kleinen und irgendwie ja auch belanglosen Masken-Scherz ein großes Zustandsbild unserer Tage geschaffen. Mit weiten Antennen, mit Mut, die eigene Ratlosigkeit freizulegen. Die Welt ist ihnen eingebrochen, ist hereingebrochen, "weißt Du, eine Rakete, ein Krieg, der mir sagt, ich kann hier nicht mehr nur über uns beide reden". Und also redeten sie von allem und nichts, von dem, was ist und was vergeht, redeten, als gelte es ihr Leben, redeten über sich und über uns. Mit Punkt und Komma, Einskomma.

 

Geht es Dir gut? 
von René Pollesch und Fabian Hinrichs
Text: René Pollesch, Bühne: Katrin Brack, Kostüme: Tabea Braun, Licht: Frank Novak, Johannes Zotz, Ton: Klaus Dobbrick, Dramaturgie: Johanna Kobusch.
Mit: Fabian Hinrichs, Afrikan Voices, Bulgarian Voices Berlin, Flying Steps Academy.
Premiere am 24. März 2022
Dauer: 1 Stunde 30 Minuten, keine Pause 

www.volksbuehne.berlin

Kritikenrundschau

An der "Volksbühne, die hier seit langer Zeit endlich mal wieder beglückend zeigt, was sie kann" erlebte Christine Wahl vom Tagesspiegel (26.3.2022) eine "gigantische Litanei der Erschöpfung". Polleschs und Hinrichs Antwort auf die Krisen unserer Tage "besteht darin, derart klar und ehrlich die eigene Verzweiflung offenzulegen, dass diese Verzweiflung gar nicht anders kann als unter mutmaßlich sämtliche Publikumshäute zu fahren." Der Inszenierung gelinge das "Kunststück", die "armselige kleine Indiviuumstrostlosigkeit luzide mit der großen gesellschaftlichen Depression in eins zu führen und umgekehrt".

"Pollesch und Hinrichs halten an diesem Abend sehr gekonnt die Balance zwischen Ironie und Schmerz", schreibt Peter Laudenbach in der Süddeutschen Zeitung (27.3.2022). Hinrichs gelinge "das Kunststück, sich ohne Handbremse in das Leiden an sich selbst und der Welt zu stürzen, und gleichzeitig bestens gelaunt zu strahlen". Gleichzeitig bleibe der Text "persönlich, ohne dabei in die Narzissmus-Fallen zu gehen, das Theater anmaßend zur Welterklärer-Instanz aufzupumpen oder den realen Schrecken parasitär zur Theater-Emotions-Ausbeutung zu nutzen", ist der Kritiker angetan.

"Lord-Byron-haft bricht Hinrichs immer wieder aus den vorgegebenen Bahnen des Pointen-Parlandos aus und verleiht seinem Leiden am Alleinsein Ausdruck, ohne je zu hoch im Ton zu werden", freut sich auch Simon Strauß in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (28.3.2022). Wo sich bei Pollesch "sonst oft alles um die Doppelbödigkeit der Sprache" drehe, stelle dieser am Ende "triumphierende" Abend die schlichte Frage: "Was ist das denn grad für ne Zeit?"

Hinrichs "sentimentale Erschöpfungslitanei" klinge "schrecklich selbstbezogen", aber "mit Absicht", findet Barbara Behrendt in der taz (27.3.2022). In den besten Momenten sagten die "emotionalen, mit großer Verletzlichkeit gesprochenen Suaden bei dieser Pollesch-Hinrichs-Arbeit viel über unseren Gesellschaftszustand und Gefühlshaushalt aus". Allerdings mögen die "hineingewerkelten Aktualisierungen" rund um den Ukraine-Krieg nicht so recht "ins Requiem der Privilegierten" passen, das als Theaterabend vielleicht "fünf Wochen zu spät" komme. Dennoch, so die Kritikerin, sei hier endlich wieder ein Volksbühnen-Abend zu sehen, der sich "lohne".

Fabian Hinchris' "virtuosen Wohlstandsjammergesang" vernahm Ulrich Seidler für die Berliner Zeitung (26.3.2022) und fand sich im Volksbühnenpublikum unter "Connaisseuren der Verzweiflung" wieder. "Die Volksbühne nimmt die eigene Krise des schwierigen Neustarts unter Corona-Bedingungen und den immer wahrscheinlicher werdenden und näher rückenden Weltuntergang in gebotener Kühle und Ruhe an, macht unbeirrt einfach immer weiter, was sie einmal konnte, und zelebriert die Müdigkeit und Vergeblichkeit einfach mit." Fazit: "Es ist nicht der stärkste und nicht der schwächste Hinrichs-Pollesch-Abend, aber das ist egal. Denn es geht um Durchhaltekunst, die die matten Echos tiefer Verzweiflung einsammelt, aber nicht unter sich selbst zusammenbrechen darf."

"Wenn in anderen Pollesch-Darreichungsformen mit größerem Ensemble oft der aktuelle Stand des je aktuellen Diskurses entgegengenommen wird, sind die Hinrichs-Solospiele eher was für die Überprüfung der eigenen Gemütsverfassung", erläutert Dirk Peitz in der Zeit (26.3.2022) und macht in dieser Inszenierung eine "existenzielle Ratlosigkeit" aus. "Das Ausagieren von Ratlosigkeit bringt aber leider auch einen Theaterabend nicht so recht weiter." Fazit: "Das Theater muss natürlich gar nichts erklären. Es kann auch auf dem verharren, was man so "deskriptive Ebene" nennt. Aber früher war es schon besser. Bei Pollesch und in der Volksbühne. Ja, früher. Da war mehr los."

Mit "Es gibt Theaterbilder, die vergisst man sein Leben lang nicht mehr", beginnt Eva Marburg ihre Kritik im Freitag (1.4.2022). So wie Hinrichs von allen guten Geistern verlassen faselnd auf der Bühne stehe, scheine auch das Theater angesichts unserer Gegenwart in seiner Sinnhaftigkeit an sein Ende gekommen. Paradoxerweise sei genau das der große Theatermoment: wie in diesem Zustand größter Hilflosigkeit so etwas wie die ungeschützte Wahrheit über uns auf den Brettern stehe. "Das alles kann man gewiss auch ganz anders sehen. Wie üblich wurde in einigen Kritiken auf das "öde Wohlstandsgejammer" verwiesen, das auch diesen Abend kennzeichne. Natürlich, Pollesch geht mit seiner Ernsthaftigkeit immer das Wagnis ein, lächerlich zu wirken. Aber es hat Größe, wie hier in "Geht es dir gut?" die Folgen unserer radikal veränderten Wirklichkeit so radikal ernst genommen werden."

Kommentare  
Geht es Dir gut, Berlin: überbetonte Silben
Nach dem etwas zähen Kabarett-Intro, das oberflächlich auf den Themen Corona, Masken und Putin surft, gehört die leere, gewaltige Volksbühne dem Star allein: Hinrichs tigert wie gewohnt über das vertraute Gelände. Genauso vertraut sind sein sehnsuchtsvoll-melancholischer Sprechgesang. Statt der ironischen Diskursschleifen, die Pollesch-Abende mit seinen anderen Stammkräften prägen, herrscht hier ein ganz anderer, ernsterer, konzentrierterer Ton, wie immer wenn Hinrichs als Co-Autor und Performer mitwirkt. Die überbetonten Silben wirken allerdings diesmal manierierter, als ich sie in Erinnerung hatte. Eine große Suada über Einsamkeit, Müdigkeit und Verlassenwerden zelebriert Hinrichs, bei der sich schnell das Gefühl einstellt, dass man sie schon mehrfach von ihm erlebt hat. Bei allem Pathos und aller Kunstfertigkeit wirkt dieses lange Solo doch zu routiniert. Irritierend ist, dass Hinrichs seine Figur wie bereits bei der Friedrichstadt Palast-Revue von 2019 wieder mit Suizidgedanken kokettieren lässt.

Allein bleibt er zurück in seiner viel beschworenen Tristesse, als die Rakete mit den Chören ohne ihn abfliegt. Enttäuscht könnte man sich nun fragen, ob es das schon war oder doch noch was kommt, da kommen die Jungs von der Kreuzberger Flying Steps Academy um die Ecke, entern die Bühne und zeigen ein paar Breakdance-Moves. Dramaturgisch ist dies nicht weiter eingebunden, wirkt auf den ersten Blick wie ein kleines, nostalgisches Zitat an den „Kill your Darlings“-Klassiker von Pollesch/Hinrichs, der 2012 zum Theatertreffen eingeladen war und jahrelang ein Renner im Repertoire war.

Aber dieser Adrenalin-Stoß der Kreuzberger Breakdancer wird vom Premieren-Publikum begeistert mit Szenenapplaus gefeiert. Die Sprechtheaterblase sehnt sich angesichts von Abenden, die sich viel zu oft nur um sich selbst drehen und von Theaterwissenschaftlern für Theaterwissenschaftler gemacht scheinen, offensichtlich nach einem kräftigen Windstoß, etwas Street Credibility und ein paar neuen Anregungen jenseits eingefahrener Routinen.

Komplette Kritik: https://daskulturblog.com/2022/03/24/geht-es-dir-gut-volksbuhne-theater-kritik/
Geht es Dir gut, Berlin: aufgewärmt
Eben geht mit einem Teller/Witwe Bolte in den Keller,/Dass sie von dem Sauerkohle/Eine Portion sich hole,/Wofür sie besonders schwärmt,/Wenn er wieder aufgewärmt.
Geht es Dir gut, Berlin: Theaterkraft
So ist das eben- der eine (Rakow) sieht einen "ungeschützten", "ehrlichen" großen Abend, ein "neues Volkstheater", ein anderer (#1 Kulturblogger Kögler) routiniertes Theater mit Überbetonung von Silben. Ich für meinen Teil kann mich nur Herrn Rakow anschliessen: es ist eine wiedererwachte singuläre Theaterkraft zu erleben, ein großes und memorables Ereignis, berührend, verloren und mitreissend zugleich.
Geht es Dir gut, Berlin: Neid
#2
1. Text, Struktur und fast psychotischer Wahnsinn sind auf einem ganz anderen Plateau anzutreffen als in anderen Arbeiten der beiden.
2. Und dennoch: niemand würde von Beethoven oder Maria Callas oder auch Bob Dylan verlangen, er oder sie solle sich jetzt eine andere Musikrichtung ausüben.
3. "Der Neid ist die aufrichtigste Form der Anerkennung", Wilhelm B
Geht es Dir gut?, Berlin: reflexhaft
Liebe*r Neill,

wir wissen, wie toll Sie Pollesch finden. Sie machen es regelmäßig deutlich auf dieser Plattform. Das sei Ihnen gegönnt. Wirklich! Aber müssen Sie bei jeder Kritik immer reflexhaft von Neid raunen? Das ist unsachlich und in seiner Regelmäßigkeit etwas ermüdend … Man darf (und soll?) doch unterschiedlicher Ansicht sein (selbst über die Arbeiten von "Bob Dylan" …).

LG
Geht es Dir gut?, Berlin: Leierton
Es war schier unerträglich wie Fabian Hinrichs gesprochen hat. Das gesamte Stück im ewig gleichen Leierton. Ich wäre am liebsten von meinem Sitz aufgesprungen und hätte gerufen: "Fabian! Bitte sprich normal! Sag einfach den Text" aber er hat diesen manierierten weinerlichen Ton bis zum Ende durchgezogen. Ich habe von vielen gehört aus dem Publikum, dass es ihnen ähnlich ging wie mir… sehr schade! Die schauspielerische Leistung war unterirdisch.
Geht es Dir gut?, Berlin: Standing Ovations
#6
Genau, es ging bestimmt fast allen so, deswegen haben sie am Schluss auch so gejubelt und es gab standing ovations, weil die "schauspielerische Leistung" so unterirdisch war. Danke für diesen humoristischen Beitrag, made my day!
"Geht es Dir gut?", Berlin: Zitat
Leierton etwas präziser beschrieben und deutlich anderer Bewertung: "er tut es in diesem ihm eigenen liturgischen Singsang-Sound, der mit jeder Silbe zielsicher ins Mark trifft und gleichzeitig sämtliche Fluchtmöglichkeiten ins Pathos verstellt, jedwede Einkuschelei in den Selbstbetroffenheitsrausch verunmöglicht." Tagesspiegel
Geht es Dir gut?, Berlin: Was heißt normal?
@6. Liebe (r) M,

was bedeutet "normal sprechen"? Auf einer Theaterbühne der Dimension der Volksbühne gibt es kein "normal sprechen". Das würden Sie nicht verstehen. Rein akustisch. Gehen Sie mal in ein Museum: Würden Sie Max Beckmann sagen, können Sie das nicht einfach "normal malen?! So sieht doch kein Tisch in echt aus!?" Ist das ihr Kunstanspruch? Vielleicht dann doch besser Netflix. Aber selbst da...vor einer Kamera normal sprechen...ich weiß nicht. Und mal ehrlich: Können Sie wirklich eine schauspielerische Leistung bewerten? Oder ist es eine Geschmacksbekundung? Dann schreiben Sie doch: Das war nicht meins und nicht: die schauspielerische Leistung war unterirdisch. Also schreiben Sie doch bitte "normal" und mit weniger Hybris! #practicewhatyoupreach
(...)
Geht es Dir gut?, Berlin: Propaganda
@Neill oder @fabianhinrichs...Es ist ja hier (leider) normal, daß die Künstler selbst versuchen, die Meinung zu beeinflussen, aber Sie übertreiben es wirklich mit dem Kampf um die Deutungshoheit! Der Erfolg ist doch unbestritten, auch wenn der Zenith überschritten ist. Man muß nicht jede abweichende Meinung bearbeiten. Es grenzt mittlerweile an Propaganda und unangenehmer Selbsterhöhung!
Geht es dir gut?, Berlin: Alle begeistert
#Liebe Pressefreiheit, ich bin einfach nur ein Fan, der übrigens Kunsthistoriker ist, sorry, und zur Bewunderung noch fähig. Propaganda scheint mir doch eher das Gemäkel der Zukurzgekommenen zu sein, zumal nahezu alle Kritiker aller grossen Medien sich begeistert zeigen. Deswegen halte ich hier einfach mal die Stellung der zugeneigten Objektivität gegen FakeReviews.
Geht es dir gut?, Berlin: Objektiv?
@Neill
Sie bezeichnen sich als objektiv?
Das ist ja köstlich.
Geht es dir gut?, Berlin: Intellektuelle Mehrheit
Ja, genau. Zugeneigt objektiv: faz,taz,süddeutsche,nachtkritik, tagesspiegel, berliner morgenpost,bayerischer rundfunk, die zeit (auf hinrichs bezogen), berliner zeitung, der rest wird noch folgen. Objektiv einfach Begeisterung allerorten. Gegenargument bitte. Wie bitte? Achso, es gibt keines, ausser eben Ressentiments. Denn es ist doch in diesem geschätzten Portal merkwürdig, das bestimmte Lager in den Kommentar(!)spalten anscheinend überrepräsentiert ist, denn wie kann es denn sonst sein, dass nahezu alle(!) Feuilletons jubeln, aber nahezu alle (!) Laien-Kommentatoren hier abwerten und entwerten, ich möchte das hier nicht wiederholen. Dass sogar jemand auf die Telegram-like-Idee verfällt, Hinrichs könnte es nötig haben, sich selbst zu loben, passt da ins Bild. Es ist hier eben wie auch beim Spiegel, Die Zeit etc und ihren Kommentarspalten: ein ganz bestimmtes Klientel äussert sich, die anderen halten sich zurück, eben auch um polemischen Gegenwind nicht verarbeiten zu müssen . Deswegen hier meine Standhaftigkeit: ich möchte schlicht die (hier bisweilen) schweigende intellektuelle und ästhetikgeschulte Mehrheit vertreten. Man wüsste zu gern, wer hier "meckert und mosert,aber nichts anzubieten hat" (Pollesch/Hinrichs im aktuellen grossartigen Stück). So. Jetzt ist alles gesagt, schaut euch dieses Stück an (achso, ausverkauft, so ein Mist, ärgerlich, oder?) und freut euch über diese Höhen. Gibts sehr selten.
Geht es dir gut?, Berlin: Nummer kleiner
Ich finde es fragwürdig, hier einen Begriff wie FakeReviews hier einzuführen. In einigen Kritiken (quick google: Die Zeit, Berliner Zeitung, DLF, TAZ) wird der Abend/Aspekte des Abends auch anders gesehen, jetzt mal "objektiv" betrachtet. Ich versteh nicht, was daran problematisch ist...genau das spiegelt sich hier in den Kommentaren...ist doch voll okay. Die Bedeutung der Macher*innen des Abends stellt doch eh keiner in Frage. Das vom Publikum bejubelte Premieren auch trotzdem von einigen Kritiker*innen anders wahrgenommen werden, ist jetzt eigentlich auch nicht soooooo neu...
Aber FakeNews...puh...ne Nummer kleiner geht's nicht?
Geht es Dir gut?, Berlin: Zu Ende gelesen
#14
Tut mir leid, klingt verständlich, stimmt aber so nicht. Denn wie das so ist bei google-research: liest man die Sachen zuende, kommt oftmals das Gegenteil des eigenen Verdachts raus. Tatsächlich gibt es bei Taz u Berliner Zeitung nur minimale Einwände, TAZ: "Ein Abend der einen wirklich angeht. (...) Endlich ein Abend, der den Besuch lohnt. (...) sagen die Suaden viel über den Gesellschaftszustand und Gefühlshaushalt aus (...) finden die Theatermacher wunderschöne Sätze. " Die Kritikerin Behrendt der taz vergibt 4 von 5 Punkten mit identischer Kritik (wortlautgetreu) auf rbb-Kultur. Die Berliner Zeitung schreibt, dass es schade ist, dass man nicht zusammen weinen könne, weil unsere Kultur das nun einmal nicht hergebe. Diese negativen Annahmen/Behauptungen stimmen so also schonmal nicht. Bleiben tatsächlich nur Janis El Bira + Dirk Peitz? Janis El Bira sagt: "Es ist immer sehr sehr schön Fabian Hinrichs dabei zuzuschauen wie er immer diese oft schwierigen Texte spricht und wie er immer wie ein denkender Schmerzensmann eigentlich den eigenen Worten beim Verlöschen zuhört. Es ist immer sehr schön. Es ist auch dieses Mal sehr schön.(...) Es ist wirklich Co-Autorschaft, die auch dieses Mal in Vielem sehr schön und sehr poetisch funktioniert." Miese Kritik klingt anders, oder? . Dirk Peitz: "Hinrichs beherrscht die Kunst wie kaum jemand sonst, als Schauspieler stets im Zentrum zu stehen und zugleich am Rand, verloren und sich selbst kommentierend zugleich. " So, die angeblich miesen Kritiken entpuppen sich zumindest als etwas ziemlich anderes. Wie gesagt: von Neues Deutschland bis FAZ (Süddeutsche, Tagesspiegel,Morgenpost, ND, FAZ, BR, nachtkritik,taz, rbb,weitere werden folgen): Begeisterung. Und daher meine These im vorherigen Kommentar: Im Internet kommentiert nur eine kleine Gruppe von Menschen das Weltgeschehen, hier das theatrale Geschehen. Die Verfasserinnen und Verfasser finden mit ihren Online-Kommentaren allerdings ein recht großes Publikum. Dabei bilden die Einlassungen die öffentliche Meinung nur unzureichend ab. Prof.Dr. Marc Ziegele, Düsseldorf, Kommunikationswissenschaftler: "Relativ wenige Nutzer haben großen Einfluss, weil sie ihre Meinungen häufig und ausdauernd in die Diskussion geben. Verschiedene Studien zeigen, dass viele Lesende diese Kommentare zur Meinungsbildung heranziehen." Dabei sei jedoch davon auszugehen, dass die Online-Kommentare nicht die öffentliche Meinung abbildeten.
Deswegen meine beharrlichen und auch nachprüfbaren Einlassungen hier. "Aufgewärmt", "Zenit übersschritten", "Hinrichs schreibt hier selbst", "unterirdisches Schauspiel"- das sind HIER die Kommentare. WOANDERS, in der BREITEN und REPRÄSENTATIVEN kulturellen Meinungslandschaft ist aber von "großem Schauspiel", "Solitär der Schauspielkunst", "fährt unter alle Publikumhäute", "zarte begeisternde umjubelte Schauspielkunst", "großartiges Gegenwartstheater" die Rede, Christian Rakow von nachtkritk + Theater heute schreibt:"Ich glaube, wenn sie mich einmal fragen werden, wie war das damals in der Pandemie, dann werde ich über diesen Abend erzählen.", Esther Slevogt, wahrlich keine Hinrichs/Pollesch-Pollesch/Hinrichs Apologetin:"Das war wirklich ein großer Abend" und und und und. DESWEGEN empfinde ich es als wichtig, hier einmal als nahezu einzige auch repräsentativ abbildbare Stimme gegen den Versuch irgendwelcher Ränder anzugehen, kulturelle Stimmungsmache zu betreiben. Denn was bitte ist das denn sonst (siehe Belege oben)?
Geht es Dir gut?, Berlin: Damit leben
@Neill
Sie werden damit leben müssen, das der Abend manchen halt nicht ganz so gut gefällt, wie anderen. Und damit bin ich: Over and OUT.
Geht es Dir gut?, Berlin: Auch over&out
Ist keine argumentative Replik auf meine Ausführungen, ist also nicht das Thema; mit welchem Sie ja anscheinend auch leben müssen. Auch over&out.
Geht es dir gut?, Berlin: Netiquette
Neill,

ich habe es oben mit freundlicheren Worten versucht, aber ich muss nun doch noch einmal betonen, dass ich es wirklich schwer erträglich finde, wie Sie Kritik an Ihren Idolen systematisch verunglimpfen.

Überhaupt den Begriff der Objektivität in die Diskussion über die Qualität eines Theaterabends einzuführen, ist doch schon ein - Entschuldigung - Witz. Die von Ihnen vielfach zitierten Kritiker*innen würde, so sie ihren Job ernst nehmen, einer Vereinnahmung durch Sie zur Bestimmung "objektiv" guter Kunst sicher widersprechen. Kunst und objektive Bewertung passen doch nur schwerlich in denselben Satz. Und dann ziehen sie ausgehend von Ihrer objektiv erhabenen Position mit persönlichen Angriffen ins Felde gegen andere Theaterfans hier im Forum ...

Dass Sie hier andere Kommentierende immer wieder angreifen, von Neid raunen (s. mein Kommentar oben), implizit den Vorwurf erheben, sie seien nicht zur Begeisterung fähig (was wissen Sie, wer mich begeistert im Theater? Es sind viele, nur eben nicht immer Pollesch), "das Gemäkel der Zukurzgekommenen", "FakeReviews", dagegen immer ihre "schweigende intellektuelle und ästhetikgeschulte Mehrheit" (in dieser oder ähnlichen Formulierungen; im Umkehrschluss ist das eine üble Beleidigung Ihres Gegenübers!) gegen die "Polemik" des dummen Nachtkritiknutzers …

Über die Abende von Pollesch seit seiner Intendanz an der VB kann, darf (und in meinem Kunstverständnis: soll) man unterschiedlicher Meinung sein, streiten, für und wider. Wie im Übrigen über alle hier besprochenen Abende. Was Sie dagegen immer wieder tun, verleidet mir die Freude an diesem Forum.

Ich bitte Sie, liebe*r Neill, darüber wirklich einmal nachzudenken. Und die Redaktion bitte ich, ein Auge auf die Einhaltung der Netiquette durch Neill zu haben.
Geht es dir gut?, Berlin: Argumente
Haben Sie denn den Abend gesehen? Sie sprechen ja hier von Pollesch, der Abend um den es hier geht ist ja nicht von Pollesch...deswegen frage ich mich, ob Sie überhaupt drin waren oder einfach so ganz allgemein schreiben. Lesen Sie sie sich ruhig die Beiträge noch einmal ruhig durch, dann wird es vielleicht deutlicher, was ich mit objektiv abgebildeter Repräsentanz meine: = 800 Zuschauer= 789 stehen auf (standing ovations)= bei nachtkritik in der Kommentarspalte schreiben 4 Leute, dass sie es nicht mochten, davon waren (vielleicht?womöglich? ) 3 gar nicht da. Ich stehe hier für die anderen 796 Zuschauer- und Kritiker*innen, so bin ich überzeugt. Heute ein zweites Mal drin gewesen: es stand wirklich das gesamte Haus! Absurd, dass das (bis eben auf die professionellen Kritiker) HIER nicht abgebildet wird durch begeisterte Kommentare. DAS ist das Thema, Herr/Frau/she/her/him Momunk. Es geht also weder um die Intendanz, noch um Pollesch, noch um irgendwelche Lager. Sondern um die Kunst, die da bei diesem Abend auf der Bühne stattfindet. Durch Hinrichs/Pollesch,Pollesch/Hinrichs. Also noch einmal und wirklich ein für alle Mal: es geht nicht darum, ob man einen Abend mag oder nicht mag. Es geht mir erstens um ästhetische Kriterien (Kant=Geschmacksurteil= es GIBT objektive Kriterien; über die man streiten kann, aber es gibt sie; und nicht nur "Meinungen"). Und zweitens darum, dass ein Kommentar-Forum doch eigentlich die tatsächlich vorhandenen Meinungen (im besten Falle) abbilden sollte und nicht diskursive Blasenbildung. Und falls Sie überhaupt je diesen Abend gesehen haben sollten: die Kommentare hier bilden in keinster Form den gigantischen Erfolg und künstlerischen Wirkungsgrad der Inszenierung ab. Und das ist (für mich) das Thema hier. Und nicht irgendwelche Politiken kultureller Art. Und das ist meiner Ansicht nach eine äusserst fruchtbare Art, dieses Forum zu begreifen. Vielleicht denken Sie noch einmal über die Kategorie "ästhetisches Urteil" nach? Und lesen in Ruhe und ohne Ressentiment die Beiträge. Weil man sich im nächsten Schritt dann wirklich über ästhetische Urteile unterhalten könnte. Denn Rezeption und Erfolg müssten Sie doch nachdenklich machen. Oder zumindest reizen, Argumente vorzubringen.

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Lieber neill, liebe:r Momunk, lieber Johannes,
es ist hinreichend erkennbar geworden, dass Sie die Reaktionen auf den Abend unterschiedlich interpretieren. Eine weitergehende Thematisierung dieser Sichtweisen erscheint uns nicht erforderlich. Diskutieren Sie gerne weiter über die Inszenierung, aber lassen Sie doch bitte Ihren Streit auf sich beruhen.
Herzliche Grüße aus der Redaktion / Over and out
miwo
Geht es Dir gut, Berlin: Zustandsbild unserer Zeit
Ich war am 02.04. in der Vorstellung und ich kann mir schwerlich einen bewegenderen, lustigeren, traurigeren, schwereren und auch gleichzeitig leichteren Theaterabend vorstellen. Eine für mich unvergessliche Erfahrung. Ich hatte das Gefühl, alle in diesem Raum sind zusammen, für den Moment dieser einmaligen Veranstaltung. Es gab vom ganzen Saal Standing Ovations,vom!ganzen!Saal! Wann hat man das im Stadttheater einmal erlebt? Noch dazu in Berlin?! Ich nie. Danke für den wahrhaft genialen Fabian Hinrichs, danke Pollesch/Hinrichs, danke! Das wollte ich jetzt mal loswerden, zwei Wochen später geht mir das immer noch Kopf und im ganzen System herum.
Geht es Dir gut?, Berlin: Innerlichkeit
Und ich war tatsächlich am 20. zweimal drin, in der ersten Vorstellung um halb acht und tatsächlich in der zweiten um halb elf nochmal und zwar nur deswegen, weil ich es schier nicht fassen konnte- das Stück und was da geschah, auf der Bühne und mit mir. Und ich das immer noch nicht kann, das fassen. Wie ein einzelner Mensch, ein einzelner Körper den Text, also die Worte, schier anfasst, durch sich durch bewegen lässt und komischerweise auch durch die Zuschauer:innen durch. Ich habe so etwas noch nie erlebt, wie Text, Körper, Geist und im weitesten Sinne "Innerlichkeit" amalgamieren und mich als Zuschauer als ein Anderer aus dem Theater ins Berlin hinaustreten lassen als der, der ich vorher war. Ein Triumph. Standing ovations. Alleine durch dieses Stück von Pollesch und Hinrichs ist keine Theater-Krise mehr vorhanden- das ist ein Abend, der zeigt, was im Theater möglich ist. Singulär. Und ich versteige mich zu dem Satz: wer nicht ähnlich darüber fühlt und denkt, muss tot sein.
Geht es Dir gut, Berlin: Wundervoll berückendes Stück
Was es genau ist, dieses Gefühl, das ich gestern hatte, als ich dieses wundervolle, berückende Stück mit (und von) dem hinreissenden Fabian Hinrichs sah- ich kann es nicht genau benennen. Ich weiss nur, dass es mich nachhaltig aufgewühlt hat, in mir ist Einiges in Bewegung seit gestern. Und was für eine Stimme! Sie ging mir durch und durch. So traurig, so lustig, so leise, so laut, so ratlos, so entschieden. Was für ein Text- konkret, rätselhaft, schwebend, pointiert, ganz vorbei am Glück, ganz nah an der Sehnsucht. Ich habe zu danken, Hinrichs und Pollesch.
Geht es Dir gut, Berlin: Verneigung
Ich kann mich F. Norton nur anschliessen. Ich war am 15. in "Geht es Dir gut?" und bin völlig platt von diesem Rausch, dieser Schonungslosigkeit, dieser großen Kunst und danke den beiden Machern, mich verneigend, vor René Pollesch und vor dem in jeder Hinsicht großen Fabian Hinrichs.
Geht es dir gut?, Berlin: In einem Wort
Wow. Tatsächlich einfach nur : wow.
Unglaublich intensiv, berührend, schön. Zu Recht Riesen-Applaus.
Geht es Dir gut?, Berlin: Langweilig und langatmig
Ich fand den Abend einfach mur unerträglich langweilig und langatmig, Gehirngeficke, sorry. Das ist natürlich Geschmackssache, aber so ist es leider für mich gewesen.
Geht es Dir gut?, Berlin: State of the art
Hoppla, "Gehirngeficke"- wir (4) waren alle sinnlich mitgenommen, bewegt und begeistert; um uns herum auch Euphorie. Für mich state of the art
Geht es dir gut, Berlin: Bruchstückhafter Abend
Neugierig auf Pollesch und gleichfalls auf Fabian Hinrichs - den ich bisher nur aus den TV kannte - saß ich dann zufällig in der ersten Aufführung der Volksbühne nach René Polleschs Tod. Ich bin viel im Theater, in Berlin und anderswo, an der Volksbühne war ich in der letzten Jahren nur noch selten. Insoweit fehlt mir sicher ein Teil des laufenden Diskurses, in bzw. mit dem dieses Stück auf die Bühne gekommen ist. Ich teile die enthusiastische Begeisterung des ausverkauften Hauses nicht. Gar nicht. Was für ein bruchstückhafter Abend. Der Pandemie-bezogene Text wirkt bereits im März 2024 so gestrig, da gibt es nichts, was über das situative der Entstehung hinausreicht. Er wirkt komplett überholt. Fabian Hinrichs tigert ununterbrochen über die leere Bühne und verliert selbst den Faden, kein Wunder, es gibt in dem Text nicht zwingendes, keine Entwicklung. Dafür ewige Wiederholungen. Beim dritten Mal wird der betreffende Satz dann geschrien, während Hinrichs mit dem Fuß aufstampft. Und das wiederholt sich immer aufs Neue. Das wird nun gemischt mit den Beiträgen der beiden Chören und der Tanzgruppe. Denen nichts vorzuwerfen ist. Sie sind einfach ins falsche Stück geraten. Dieses zusammengewürfelte, es wirkt wie eine Skizze, von der man im ersten Moment ganz begeistert war und dann hat man sie ohne jede Überarbeitung auf die große Bühne gebracht. Das ist Schultheater-Niveau. Keine gute Idee, keine schlüssige Form, keine zwingende Dramaturgie. Das macht keine Lust auf mehr.
Geht es dir gut, Berlin: Verneigung
Es war eine der wunderbarsten Erfahrungen meines Lebens im Theater. Keine Ahnung, was Sie da gesehen haben. Aber 800 stehende Menschen in Berlin (!), dem härtesten Publikum in D, können nicht irren. Jeder darf ja über Alles den (...) Daumen hoch oder runter neigen anscheinend. Aber das geht dann doch zu weit. Maximale Verneigung vor Fabian Hinrichs.
Geht es dir gut?, Berlin: Irritiert
#Börries N: Der Umstand, in einer Menge offenbar begeisterter Zuschauer zu stehen und eben diese so garnicht zu teilen, das hat mich schon irritiert. Aber warum sollen nicht auch mal 800 Leute irren? Das gabs doch nun schon ausreichend oft. Darüber hinaus habe ich ja einen eignen Verstand und keine Hemmung, auf den zu vertrauen und das dann zu formulieren.

Was mich an der Aufführung gestört hat, was ich kritisiere, ich habe es ja oben bereits geschrieben. Ich will Ihnen da nicht Ihren Eindruck des Abends vermiesen. Ich fühle mich von so einer Aufführung intellektuell unterfordert, ästhetisch gelangweilt und von ihrem arrogant vorgetragenen Selbstbewusstsein genervt. Theater braucht eine gute Idee, einen ebenso guten Text und eine Inszenierung die das mit den Schauspielern in genau die richtige Form bringt. All das habe ich leider nicht erlebt.
Geht es Dir gut, Berlin: Kritik
Auf Theaterkritiker:innen wirkt das alles genial (mit Einschränkungen), weil sie Teil der Theaterblase sind. Jeder andere, der nicht zu der Kritiker:innenblase gehört oder zu den die hardcore Vobü-Fans bietet der Abend vor allem eins: Erlebnissicherheit.
-> lachen, bevor der Witz überhaupt ausgesprochen wurde, glucksende Freude darüber dass Mensch die Referenzen erkennt. Es findet nichts Überraschendes statt, und das schätzen beide Gruppen.
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