Presseschau vom 3. Februar 2011 - Die Welt feiert Dresdens Intendanten Wilfried Schulz

Dresdner Allerlei

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Dresdner Allerlei

3. Februar 2011. Reinhard Wengierek staunt: "194 000 Besucher im Staatstheater Dresden 2010! Seit zwei Jahrzehnten kamen nicht so viele." Deshalb preist er in der Welt Dresdens Intendanten Wilfried Schulz, seit Herbst 2009 im Amt und vorher Hausherr in Hannover. Wengierek staunt auch, weil er weiß: "Neuer Chef krempelt alles um – das Publikum ist genervt, die Besucherstatistik im Keller. In Dresden muss es auf Anhieb klappen mit den Leuten. Denn hier weiß jedermann zumindest vom Hörensagen, wie Theater zu sein hat. Hier herrschen vorurteilsvolles Selbstbewusstsein, unerschütterliche Selbstbezüglichkeit und eherne Traditionspflege."

Wie also stellte Schulz das Wunder von Dresden her? Er kippte lokale Vorurteile, "indem er nicht mit wehendem Schal und bilderstürmerischem Pathos einflog." Und "einen angemessenen Etat" verhandelte. "Der Rest ist das richtige Programm. Plus Künstlerglück wie der Coup, Uwe Tellkamps DDR-Dresden-Roman Der Turm erstmals auf die Bühne gebracht zu haben. Wie der Riesenhit von Roger Vontobel mit Schillers Don Carlos ('Faust'-Preis 2010). Derlei bestimmt die Außenwahrnehmung, die immer wichtiger wird für die Beurteilung von Theaterarbeit."

Schulz' Dresdner Allerlei also: "Lokal Geprägtes, Novitäten aus Schreibstuben fern von der Frauenkirche, mit originellem Blick auf Himmel, Erde, Menschheit. Dazu Weltliteratur. Inszeniert von einer Blütenlese in Dresden bislang kaum bekannter Regisseure."

Und noch einen Trumpf hat Schulz im Ärmel: die Bürgerbühne. "Man bequatscht dem Leben abgelauschte Themen, keltert ein Konzentrat und zeigt es der Öffentlichkeit in von Künstlern (nicht Therapeuten!) betreuten Workshops oder Inszenierungen. Ein den Nerv der Stadt treffendes Mitmachtheater voller Strahlkraft: Bisher rund 100 Vorstellungen, gut 400 Mittäter aller Altersklassen - und Bewerbungen ohne Ende. Die Statistik sagt: Wer einmal dabei war, geht dreimal so häufig ins Theater."

Dann bespricht Wengierek kurz die aktuellen Produktionen und zeigt sich besonders angetan von Lutz Hübners Business-Farce Die Firma dankt (mehr dazu in der Kritikenrundschau).

(geka)

 

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