meldung

Die Auswahl des Theatertreffens 2024

Die Jury bei der Pressekonferenz am 26. Januar 2024 © Screenshot

26. Januar 2024. Im Rahmen einer Pressekonferenz wurde die Zehner-Auswahl fürs Theatertreffen 2024 bekannt gegeben. Eingeladen sind folgende Produktionen:

Die Vaterlosen
Regie: Jette Steckel
Die Nachtkritik von der Premiere an den Münchner Kammerspielen am 3. Juni 2023 

Riesenhaft in Mittelerde
Regie: Nicolas Stemann, Stephan Stock, Florian Loycke, Der Cora Frost
Die Nachtkritik von der Premiere am Schauspielhaus Zürich am 22. April 2023

Bucket List
Regie: Yael Ronen
Die Nachtkritik von der Premiere an der Schaubühne Berlin am 9. Dezember 2023 

Macbeth
Regie: Johan Simons
Die Nachtkritik von der Premiere am Schauspielhaus Bochum am 12. Mai 2023

Anthropolis II: Laios
Regie: Karin Beier
Die Nachtkritik von der Premiere am Schauspielhaus Hamburg am 28. September 2023

The Silence
Regie: Falk Richter
Die Nachtkritik von der Premiere an der Schaubühne Berlin am 19. November 2023

Übergewicht, unwichtig: Unform
Regie: Rieke Süßkow
Die Nachtkritik von der Premiere am Staatsschauspiel Nürnberg am 6. Oktober 2023

Extra Life
Regie: Gisèle Vienne
Die Nachtkritik von der Premiere bei der Ruhrtriennale am 16. August 2023

Nathan der Weise
Regie: Ulrich Rasche
Die Nachtkritik von der Premiere bei den Salzburger Festspielen am 28. Juli 2023

Die Hundekot-Attacke
Regie: Walter Bart (Wunderbaum)
Die Nachtkritik von der Premiere am Theaterhaus Jena am 27. Oktober 2023

Der Auswahl-Jury gehörten Eva Behrendt, Janis El-Bira, Valeria Heintges, Martin Thomas Pesl, Katrin Ullmann und Sascha Westphal an. Sie sichteten und diskutierten im Zeitraum vom 21. Januar 2023 bis 17. Januar 2024 insgesamt 690 Inszenierungen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Für den Auswahlprozess galt die im Jahr 2020 eingeführte Frauenquote von mindestens 50 Prozent in der Regieposition. 

Hier die Begründungen der Jury, hier die Longlist aller Inszenierungen, die in der Diskussion waren.

Theresa Luise Gindlstrasser habe die Jury auf eigenen Wunsch vorzeitig zum Jahresende 2023 verlassen, ihre Sichtungen und Stückvorschlage seien aber in der finalen Entscheidungsfindung vollwertig berücksichtigt worden, so die neue Chefin des Theatertreffens Nora Hertlein-Hull bei der Pressekonferenz. Für Gindlstrasser rückt ab sofort für eine Spielzeit Sabine Leucht in die Jury, der sie bereits in den Jahren 2021 bis 2023 angehörte. Die Jury bleibt ansonsten gleich, und Leitung und Jury haben sich nach Angaben von Hertlein-Hull darauf verständigt, die Frauenquote auf die Festival-Ausgabe 2025 zu verlängern.

Die Leitung des Internationalen Forums des Theatertreffens übernehmen Aljoscha Begrich und Sima Djabar Zadegan. Gemeinsam mit Nora Hertlein-Hull, die das Theatertreffen seit dem 1. Januar 2024 leitet, konzipieren sie auch das weitere Programm im Festival. Das Theatertreffen-Blog 2024 wird konzipiert und redaktionell begleitet von den Kulturjournalistinnen Grete Götze und Tamara Marszalkowski. 

Das Theatertreffen der Berliner Festspiele findet in seiner 61. Ausgabe vom 2. bis 19. Mai 2024 statt. Am 5. April 2024 wird der Spielplan bekannt gegeben.

(Berliner Festspiele / sd)

Mehr zum Thema:

Kommentare  
Theatertreffenauswahl: Jena
Jena indeed!
Theatertreffenauswahl: Eher Netflix
Dass die Schaubühne hier zweimal auftaucht, ein Haus, das eher gehobenes Boulevard-Theater statt Innovationen zeigt, sagt vieles aus: Das kann als „großes Theaterjahr“, wie Christian Rakow es nannte, bezeichnet werden. Es kann aber auch als Ist- Zustand des Theaters gesehen werden: Experimentelle Formen fehlen, wenig Mut zu Innovation, stattdessen Theater, dass Schauspiel-Kult hinterherhängt und eher traditionelles Netflix als neue Dramaturgien zeigt.
Thratertreffenauswahl: Verständnis
Lieber Herr Krauss,

ich verstehe nicht ganz was Sie mit "traditionelles Netflix" meinen. Die nominierten Arbeiten der Schaubühne zeichnen sich immerhin durch die spezifischen Ansätze der Regiser*innen aus und diese haben eher weniger mit (der doch sehr kurzen Tradition von) Netflix-Serien zu tun.
Zumindest mit "Extra Life" habe ich eine Produktion aus der Auswahl bereits gesehen und kann Ihnen versichern, dass die Dramaturgie so gar nicht Netflix kompatibel ist und auch keinem Schauspieler:inne-Kult abbitte leistet.
Theatertreffenauswahl: Wie ist das Verfahren?
"Die Jurymitglieder besuchten vom 21. Januar 2023 bis 17. Januar 2024 690 Produktionen in 82 Städten analog oder digital. 1.105 Voten gingen ein und insgesamt wurden 43 Inszenierungen für eine Nominierung zum Theatertreffen 2024 vorgeschlagen und diskutiert." Wenn man davon ausgeht, dass die Juror*innen über jede gesichtete Produktion ein Votum abgegeben haben, heißt das, dass im Durchschnitt jede(r) von ihnen 157 Produktionen gesehen hat, also fast alle zwei Tage analog oder digital im Theater war. Wenn sich die 1105 Voten auf 690 Produktionen verteilen, heißt das, dass jede Produktion im Schnitt von knapp zwei Juror*innen gesehen wurde. Darf man erfahren, wie es zur Auswahl der Nominierungen gekommen ist und wie die Juror*innen über die 43 Inszenierungen diskutieren konnten, für die im Schnitt nur zwei von ihnen votiert haben können und die zum Teil erst wenige Tage vor der Bekanntgabe Premiere hatten? Wie ist das Verfahren? Für eine Belehrung wäre ich dankbar.
Theatertreffenauswahl: Erläuterungen zum Prozess
@4. In die Diskussion, lieber Thomas Rothschild, rücken nur Produktionen, die ein Positiv-Votum bekommen (i.e. Ja, kann man zum TT einladen). Das sind die 43 Produktionen auf der "Shortlist". Diese wurden dann tendenziell von allen Jurorinnnen und Juroren gesehen und eingehend diskutiert. Die Anzahl von 690 insgesamt gesehenen Abenden ist allerdings kolossal und spricht dafür, dass einige Juroren oder Jurorinnen das Theater geradezu bewohnen.
Theatertreffenauswahl: Procedere
@thomas rothschild
durchschnittlich sah jede:r von uns ca 120 arbeiten. mit grossen ausschlägen nach oben und kleinen nach unten. tatsächlich, manche scheinen das theater zu bewohnen… die inszenierungen auf der shortlist haben alle gesehen, nicht alle live, aber fast alle live. dazu kommen die aus den eigenen gebieten (bei mir zb die deutschschweiz) und mehr oder weniger viele aus anderen gebieten, die nicht auf der shortlist stehen.
Theatertreffenauswahl: Verfahrensfragen (2)
Lieber Christian Rakow, danke, jetzt bin ich etwas klüger. Das heißt aber, wenn ich es richtig verstehe, dass 647 Produktionen ein Negativvotum bekommen haben. Eigentlich keine so ermutigende Bilanz. Und ein wenig irritiert mich das Wort "tendenziell". Haben nun sechs Juror*innen - Frau Gindlstrasser ist ja aus ungenannten Gründen ausgefallen - die noch nicht gesichteten Abende innerhalb von maximal sechs Wochen (die letzte gewählte Premiere war am 9.12.2023) gesehen und eingehend diskutiert? Beneidenswert. Was ist dagegen das Verfassen einer Besprechung in einer Nacht? Apropos: geht die von Ihnen konstatierte Veränderung im Angebot des Theatertreffens auf eine Veränderung in der Theaterlandschaft zurück oder schlicht auf die für diese Ausgabe geänderte Zusammensetzung der Jury?
Kommentar schreiben