medienschau

Unsere auswahl ist subjektiv

Presseschau vom 19. Juni 2012 – Die Berliner Zeitung über die Ausstellung "Brenne und sei dankbar", die zeigt, was vom Künstlerdasein zu erwarten ist

Künstler geh Du voran

19. Juni 2012. Vor zwei Jahren wurde der "Report Darstellende Künste" über die Lage der Theater- und Tanzschaffenden in Deutschland herausgegeben. Die Ausstellung Brenne und sei dankbar in der Berliner Akademie der Künste beruht auf den Ergebnissen und zeigt treffend, was von einem Künstler erwartet wird und was ihn erwartet, berichtet Birgit Walter heute in der Berliner Zeitung.

Presseschau vom 12. Juni 2012 - Die Welt porträtiert den Dramatiker Oliver Kluck

"Ich schreibe keine Stücke"

12. Juni 2012. In der Welt porträtiert Christina Hoffmann den Dramatiker Oliver Kluck. Oder besser: Sie versucht eine Art Psychogramm. "Oliver Kluck ist einer, der aneckt. Das gilt auch für sein bisheriges Werk: Sein Theater ist klug und unterhaltsam, platt und subtil, fordernd und obszön." Im Gespräch mit ihr grantelt der begnadete Verfasser von Beschwerdebriefen schon altmeisterlich: "Alles, was ich bisher fabriziert habe, ist überhaupt nicht zu gebrauchen. Der einzige Grund, wieso das überhaupt im Theater gespielt wird und möglicherweise als einigermaßen erfolgreich durchgeht, ist der, dass ein Großteil der anderen Texte, die die kriegen, noch beschissener sind."

Presseschau vom 9. Juni 2012 – Die "Welt" interviewt Yasmina Reza

Zustand der Schwäche

9. Juni 2012. "Ich habe diesen Text publiziert, ohne gleich an eine Theateraufführung zu denken, ich habe das getrennt gehalten", sagt Yasmina Reza über ihr neues Stück "Ihre Version des Spiels", das Stephan Kimmig in der kommenden Spielzeit am Deutschen Theater Berlin uraufführen wird. Theater hat nach Reza nichts mit Bewegung zu tun. "Es geht um die Intensität auf einer Bühne, nicht um Bewegung", sagt sie im Welt-Interview mit Peter Stephan Jungk.

Presseschau vom 27./28. Mai 2012 – Matthias Lilienthal blickt zurück und nach vorn

"Ein bisschen daneben"

28. Mai 2012. In der Berliner Zeitung hat Ulrich Seidler Matthias Lilienthal begleitet – zum Beispiel zu einer Lagebesprechung vorm HAU2. "Nach neun Jahren Dauerüberforderung, nach über 1 000 Premieren, Projekten, Festivals, Konferenzen, Konzerten an den drei Hau-Häusern, nach diversen Stadtraum-Eroberungen und Massenveranstaltungen hat Lilienthal nicht nur die Bewunderung der Berliner Theaterszene sicher, sondern auch die Nerven seiner Crew gestählt." Zum Abschied gönne Lilienthal sich und Berlin "nicht nur ein Riesentheaterding, das in die Stadt platzt, sondern gleich zwei. 240 Leute machen da mit, über die Hälfte davon sind Künstler."

Seidler radelt mit Lilienthal vom HAU zum Tempelhofer Feld, wo am 1. Juni die "Weltausstellung" beginnt, und hat in mehrfacher Hinsicht Probleme dranzubleiben. Daneben gibt's eine historische Rückschau. Und natürlich eine Würdigung: "Lilienthal liebt seine Arbeit. (...) Sein Beruf, sagt er, bewahrt ihn davor, ein Privatleben führen zu müssen. Das wird sich nach seinem Weggang wohl kaum ändern. Er will nach Theaterprojekten in New York und Tokio ein dreiviertel Jahr in der Beiruter Kunstakademie unterrichten. 'Und dann?' − 'Mal sehen.' Lilienthal kann sich die Jobs aussuchen, und manchmal werden sogar in Berlin, wo die Theaterintendanten an ihren Posten kleben, welche frei." Lilienthal habe nur die scheinbar unerschöpfliche Energie, die Kindern zu eigen ist, sondern teile mit ihnen auch eine Neugier, die ihn immer weiter treibt. "Nun eben bis nach New York und Tokio."

(geka)

 

28. Mai 2012. 95 Prozent aller HAU-Vorstellungen hat Matthias Lilienthal in zehn Jahren gesehen, "vielleicht sogar noch mehr", sagt er im Interview mit Stefan Kirschner und Matthias Wulff in der Berliner Morgenpost. Flops fielen bei der Masse an Produktionen tatsächlich nicht so auf, die "Erfolgsquote dürfte der an Stadttheatern entsprechen". Dass das HAU mit seiner Arbeit sehr unterschiedliche Milieus anspreche, liege vielleicht auch daran, dass Lielienthal "ein Bürger par exellence in dieser Stadt" sei: "Ich kann mit allen. Mit türkischstämmigen Filmregisseuren genauso wie mit dem Regierenden Bürgermeister oder Menschen aus Gropiusstadt oder Zehlendorf. Ich inszeniere mich ja als Edelpenner. Deswegen denken alle immer, der ist ein bisschen daneben."

Als neuen idealen Arbeitsraum könne er sich einen Hangar in Tempelhof vorstellen, so "einen Raum, den man je nach Kunstgattung neu definieren kann, hätte ich gern. Wenn es eine Stadt gibt, die mir so eine Halle und ein 5-Mio.-Budget gibt, da würde ich hingehen. Und wenn es Mannheim wäre." Allerdings hängt er auch an Berlin: "Wenn ich mit Wirtschaftsleuten diskutiere, sage ich immer gern, dass es der Stadt sehr gut gehen würde, wenn der industrielle Sektor so gut entwickelt wäre wie der kulturelle. Die Privatwirtschaft kann ja mal versuchen, in die Nähe unseres Niveaus zu kommen. Aber die steigenden Mieten ziehen der kulturellen Szene den Teppich unter den Füßen weg. Deshalb muss der Senat in den nächsten Jahren in den kulturellen Sektor deutlich mehr Geld stecken, um das zu erhalten, was es gibt. Ich mag die Stadt so, wie sie jetzt ist."

(geka)

 

27. Mai 2012. Zu seinem anstehenden Abschied vom Hebbel am Ufer (HAU) gibt Matthias Lilienthal Sieglinde Geisel und Barbara Villiger Heilig von der Neuen Zürcher Zeitung (26.5.2012) ein Interview. Darin ist zu erfahren, dass Lilienthal anfänglich über Leitung des HAU nicht wirklich begeistert war. "Und doch bin ich dann am besten, wenn man mir etwas vor die Füsse pfeffert, was ich nicht mag."

Als eine seiner Lieblingsproduktionen unter den unzähligen HAU-Produktionen nennt Lilienthal Radio Muezzin von Stefan Kaegi. "Mir macht es Vergnügen, diese gesellschaftliche Erzählung ausgerechnet in Berlin zu zeigen, wo Thilo Sarrazin, der als Finanzsenator jahrelang mein Chef war, das Buch 'Deutschland schafft sich ab' geschrieben hat."

Das steht auch für das veränderte politische Theater, wie Lilientahl es versteht: "Die Realität verändert sich so schnell, dass man nicht mehr hinterherkommt. Ich sage nicht mehr, wer böse und wer gut ist." Aber darüber, dass die Mieten in Berlin um 27 Prozent gestiegen seien oder Touristen die Stadt überschwemmten, rege er sich sehr wohl auf.

Der Abschied vom HAU schmerze ihn, denn "Es ist für mich der ideale Ort. Aber ich mache alle zehn Jahre etwas Neues. Jetzt gehe ich erst einmal zehn Monate nach Beirut, wo ich an einem Post-Graduate-Studiengang bildende Kunst unterrichte." Länger verpflichtende Anfragen aus aller Welt habe Lilienthal abgelehnt, da er für seinen fünfzehnjährigen Sohn erreichbar bleiben wolle.

(mw)

Presseschau vom 24. Mai 2012 – Migranten-Quote für Berlins leitendes Kulturpersonal gefordert

"Diversity-Quote" für Kultur-Leitungspositionen?

24. Mai 2012. In der neuen Ausgabe der ZEIT (25. Mai 2012) denkt der Berliner Kulturstaatssekretär André Schmitz laut über die Einführung einer "Diversity-Quote" für das Leitungspersonal von Berliner Kulturinstitutionen nach. Anlass dafür ist die Ernennung der in der Türkei geborenen Shermin Langhoff zur neuen Intendantin des Maxim-Gorki-Theaters.

Den wichtigsten Grund, warum in den Stadttheatern so wenige Besucher mit Migrationshintergrund anzutreffen sind, benennt Schmitz wie folgt: "Diese Menschen werden erst dann auch in diese Häuser strömen, wenn dort in irgendeiner Weise ihre Geschichten, Erfahrungen und Erlebnisse bearbeitet werden. Wenn sie sich selbst auf den Bühnen der Stadt als handelnde Figuren wiederfinden und nicht als Fremde oder Exoten, Karikaturen oder Stereotypen, an denen die 'echten' deutschen (Helden-)Figuren sich abarbeiten." Natürlich, fügt Schmitz hinzu, sei auch an sozialen und bildungskulturellen Gründen zu arbeiten.

Um eine größere Durchmischung des Publikums zu erlangen, reiche es nicht aus, einfach weiterzumachen wie bisher und abzuwarten. Doch welcher Instrumente solle man sich bedienen? "Zum Beispiel Zielvereinbarungen mit Intendanten, die kulturelle Vielfalt als Teil ihres kulturpolitischen Auftrags festschreiben."

Aber vielleicht müsse man noch einen Schritt weiter gehen, so Schmitz. Eine Frauenquote hätte sich dort, wo sie durchgesetzt wurde, immer bewährt. "Warum soll das bei einer Diversity-Quote für das Leitungspersonal unserer Kulturinstitutionen anders sein?"

(mw)

Presseschau vom 10. Mai 2012 - Die Süddeutsche Zeitung referiert den Protest der "Ernst Busch"-Studierenden

Nächste Unterrichtseinheit: Straßentheater

10. Mai 2012. Anschaulich beschreibt Peter Laudenbach in der Süddeutschen Zeitung die Situation in einem der vier Gebäude der Berliner Schule für Schauspielkunst "Ernst Busch", die gerade um ihren lange versprochenen Neubau bangt: "Das asbestbelastete Hauptgebäude für die Schauspielausbildung in Niederschöneweide ist heruntergekommen und marode. Immer wieder mal brechen Böden auf Probebühnen durch. Als erstes wird den Erstsemestern eingeschärft, das Wasser aus den Hähnen nicht zu trinken - es ist mit Asbestspuren kontaminiert. Ein penetranter Gestank nach Schimmel hängt in den Gängen. Die technische Ausstattung ist ein Witz."

Seite 85 von 100