Geschichten aus dem Wiener Wald - Deutsches Schauspielhaus Hamburg
Gespenster im Wiener Wald
von Katrin Ullmann
Hamburg / Online, 7. November 2020: Eine Art "Geistervorstellung" kündigt Karin Beier zu Beginn des Livestreams an. Eine Premiere aus dem Deutschen Schauspielhaus, dessen Intendantin sie ist, zwar live gespielt und live gestreamt, doch ganz ohne Publikum im Saal. Und tatsächlich entwickelt diese Aufführung gleich zu Beginn eine geisterhafte Stimmung. Minutenlang lässt Regisseurin Heike M. Goetze die Darsteller*innen still durch ihren kargen Bühnenraum streifen. Dort hängen ein paar fast vollständig entlaubte, dürre Bäume von der Decke und stehen ein paar schlichte Holzbänke herum, ein Waschbecken und ein WC. Von irgendwoher beißt sich immer wieder, hinterhältig und hartnäckig, ein Kichern über die leise knisternde Soundkulisse (Musik: Fabian Kalker). Brennt dieser Wiener Wald? Züngelt hier irgendwo ein nicht sichtbares Feuer? Langsam, fast unmerklich, aber stetig?
Reich des Todes - Deutsches Schauspielhaus Hamburg
Schluss mit Circus Roncalli
von Falk Schreiber
Hamburg, 11. September 2020. Man kann nicht behaupten, dass Schauspielhaus-Intendantin Karin Beier Scheu davor hätte, große Fässer aufzumachen. Die Uraufführungsrechte am ersten Stück des Büchnerpreisträgers Rainald Goetz seit 20 Jahren hat sie nach Hamburg geholt, "Reich des Todes", ein Historiendrama um die weltpolitischen Verwerfungen in der Folge des 11. Septembers. Premiere: am 11. September. Premierenberichterstattung in den "Tagesthemen". Den Stücktext bekommt man im Vorfeld allerdings nicht zu sehen. Dafür weit vor der Premiere wenig aufschlussreiche Presseberichte, wie Beier die Corona-Beschränkungen auf den Proben einhielt: mit Schwimmnudeln, die die Darsteller*innen um die Hüften tragen sollten. Auf die Ästhetik des Abends hat das keinen Einfluss (sieht man von einem lächerlichen Schwimmnudel-Ballett zum Stückbeginn ab). Die mediale Aufmerksamkeit aber zeigt, wie hoch die Erwartungen vor der Premiere sind. Gleichwohl: Beier beherrscht sowas. Große Fässer, hohe Erwartungen.
Das Schloss - Deutsches Schauspielhaus Hamburg
Erschöpfter Menschen Selbstentäußerung
von Falk Schreiber
Hamburg, 23. Februar 2020. Das Saallicht flackert. Mit großem Getöse hebt sich der Vorhang im Hamburger Schauspielhaus, es wird gehämmert, gesägt, geklopft, in einer Ecke sprüht eine Flex Funken, Nebel wallen. Viktor Bodo macht, was er besonders gut kann: Mummenschanz, Grand Guignol, Überwältigung. Voilà, Bodos zweite Hamburger Kafka-Inszenierung, nach der "Verwandlung"-Überschreibung Ich, das Ungeziefer vor fünf Jahren: "Das Schloss". Schon 2016 inszenierte Antú Romero Nunes den Stoff am benachbarten Thalia Theater als Besuch eines Reisenden in einem düsteren Dorf, wo ihm geballte Fremdenfeindlichkeit ins Gesicht gespuckt wird: Josef K. in Pegida-Land. Wenn dieselbe Vorlage in derselben Stadt in verhältnismäßig kurzer Zeit zweimal auf die Bühne kommt, dann will das gut begründet sein, dann braucht man einen ganz eigenen Zugriff.
Regie: Barbara Bürk und Clemens Sienknecht
Regie: David Czesienski
Regie: Christoph Marthaler
Regie: Christoph Marthaler
Regie: Studio Braun
Regie: Clemens Sienknecht und Barbara Bürk
Regie: Mpumelelo Paul Grootboom
Regie: Monika Gintersdorfer
Regie: Ingrid Lausund
Regie: Christoph Marthaler
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